Freitag, 17. Februar 2023; 07:00
NLA

Leandro Mejías Traum mit Volley Näfels

Von: Köbi Hefti

Der Kolumbianer Leandro Mejía ist stolz, dass er Teil des Teams von Volley Näfels ist. Er schätzt die warmherzigen Menschen hier, nicht aber die frostigen Wintertage.


Leandro Mejía ist seit dieser Saison Mittelblocker von Volley Näfels. Mit seiner Körpergrösse von 2.02 Metern, seiner kräftigen Postur, seiner Sprungkraft und seinen Hammerangriffen bringt er die Zuschauer immer wieder zum Staunen. Der Kolumbianer, der im vergangenen Jahr noch mit Luzern auf Punktejagd ging, entschied sich nach Näfels zu wechseln, nicht um mehr zu verdienen, sondern weil er einen Traum und ein grosses Ziel hat. Er möchte am Ende der Saison eine Trophäe in die Höhe stemmen. Die Aussichten dafür stufte er bei den Glarnern besser ein und deshalb entschied er sich gegen das Angebot der Luzerner. «Näfels ist eine neue Herausforderung. Ich bin stolz, Teil dieses Teams zu sein, das auf einem guten Weg ist», sagt er. Als er erst wenige Tage vor Saisonbeginn in Näfels ankam - er war vorher noch mit Kolumbiens Nationalteam unterwegs - wurde er von allen herzlich empfangen. Er sagt: «Wir arbeiten sehr gut zusammen und es macht mir Freude, dass ich in diesem Team bin und vom Titel träumen kann.»

Liebe auf den zweiten Blick
Mejía, der von seinen Kollegen Leo genannt wird, ist 26-jährig. Aufgewachsen ist er in Jamundi, gemäss Mejía einem «kleinen Dorf» mit mehr als 100’000 Einwohnern im Südwesten Kolumbiens. Sein Heimatdorf liegt nahe am Äquator rund 45 Autominuten südlich der Salsa-Metropole Cali. Auf die Frage, ob er zu dieser Musik auch tanzt, sagt er: «Klar doch tanze ich Salsa – jajajaja.» Er ist das einzige Kind von Maria Inés Ararat und José Nestor Mejía. In seiner Heimat ist es immer sehr warm mit Temperaturen von rund 30 Grad. Entsprechend ist das Klima hierzulande für ihn hier eine Herausforderung und etwas, was ihm nicht behagt. Er erklärt: «Ich habe Mühe, mich aufzuwärmen. Doch wenn die Sonne da ist, versuche ich sie umso mehr zu geniessen.»
Mejía war ein guter Schüler und Student, zuweilen aber auch etwas unordentlich. Er hatte viele Freunde und spielte leidenschaftlich Fussball. Den Weg zum Volleyball trat er erst im Alter von 15 Jahren an. Talentspähern, welche die Schulen abklapperten und nach Volleyballtalenten suchten, rieten dem Grossgewachsenen, Volleyball zu spielen. Vorerst war er nicht begeistert, wollte weiter Fussball spielen. Als er doch einen Versuch mit dem gelb-blauen Ball wagte, begeisterte ihn dieses Spiel rasch. Heute sagt er: «Die Kameradschaft und das Zusammenspiel sind das Faszinierende im Volleyball.» Mittlerweile ist die Begeisterung zu Sportarten mit Körperkontakt und Zweikämpfen ganz verschwunden, das sei nicht mehr sein Ding, so Mejía.

Griechenland, Mekka der Latinos
Die Karriere Mejías ist schon reich an Erfahrungen. Er durchlief im Nationalteam alle Stationen von den Junioren bis zur Elite. Mittlerweile ist er gar der Captain der Kolumbianer. Seinen schönsten Moment im Nationaldress erlebte er vor zwei Jahren mit dem Gewinn der Silbermedaille bei den Zentralamerikanischen Spielen. Nach einer Saison in seiner Heimat in der höchsten Liga verabschiedete er sich ins Ausland. Griechenland, Argentinien, wieder Griechenland und zuletzt die Schweiz mit Luzern und jetzt Näfels sind seine Stationen. In Griechenland gefiel es ihm ausgezeichnet, weil dort viele Latinos spielten und der Anschluss entsprechend einfach war. Er sagt: «Es fühlte sich fast an wie daheim.» Dass er bisher jedes Jahr den Verein wechselte, war meist auf wirtschaftliche Aspekte zurückzuführen. Er erklärt: «Volleyball ist mein Job und ich brauche einen Arbeitgeber, der mir die nötige Sicherheit garantieren kann.»
Der Kolumbianer führt in Näfels ein ruhiges Leben. Anfänglich sei es jedoch in diesem kleinen Dorf recht langweilig gewesen. Er ergänzt: «Um etwas zu erleben, musste ich nach Zürich fahren.» Mittlerweile hat er sich hier gut eingelebt, kennt die Region und die Möglichkeiten besser. Trotzdem ist er aber keiner, der ständig auf Achse ist, entsprechend wenig hat er erst ausgekundschaftet. «Ich bin in Näfels um zu arbeiten und geniesse das Training und das Zusammensein mit den Teamkollegen», erklärt er.

Der Rückhalt der Familie
Er staunt und schätzt es gleichermassen, dass Ihn die Menschen auf der Strasse grüssen, obwohl er diese nicht kennt. Ebenso gefällt es ihm, wenn fremde Leute ihm nach einem Spiel gratulieren. «Ich wurde im Glarnerland sehr gut aufgenommen, die Menschen sind warmherzig», lobt er. Trotzdem sei das Leben in der Schweiz schon auch ein Kulturschock gewesen, da hier alles förmlicher sei als in Kolumbien, wo die Leute viel draussen bei Musik feiern und ihren Emotionen freien Lauf liessen, erklärt er und ergänzt: «Ich vermisse mein Daheim.» Eine grosse Hilfe für ihn ist, dass seine Frau Carolina und sein bald zwei Jahre alter Sohn Amadeus hier sind. Er erzählt: «Das ist für mich sehr, sehr wichtig. Wenn einmal etwas nicht so gut läuft, ich traurig bin, tut das Sprechen darüber in der Familie so gut. Auch während der Spiele den Support von Frau und Sohn auf der Tribüne zu spüren, ist wunderbar.»
Seine Freizeit verbringt er meist mit seiner Familie. Er spielt gerne mit seinem Sohn und kocht leidenschaftlich gerne, beispielsweise Poulet à la Coca-Cola oder seine Lieblingsspeise Lasagne. Sein Motto lautet, das Leben Tag für Tag anzugehen, zu geniessen, im mentalen Frieden und ohne Groll zu leben und fröhlich zu sein. Er ist auch sehr glücklich, dass seine Familie einen ausgezeichneten Zusammenhalt hat und sie ihn so nimmt, wie er ist, als einer der gerne lacht, geniesst und ein friedliches Leben führt. In Rage bringen können ihn höchstens Ungerechtigkeiten, wenn sich Menschen besondere Rechte herausnehmen. In solchen Fällen sucht er das Gespräch um zu vermitteln.

Leandro Mejía: 26-jähriger Kolumbianer, Mittelblocker, 202 cm, Schlaghöhe 360 cm

Auf gutem Weg: Leo ist stolz ein Teil dieses sehr guten Teams von Volley Näfels zu sein

Auffällig: Nicht nur sein ungewöhnlicher Anlauf beim Service, auch seine Angriffsgeschosse machen Eindruck

Sprunggewaltig: Wenn das Timing stimmt, hat es der gegnerische Block schwer

Wichtiger Rückhalt: Frau Carolina und Sohn Amadeus

Amadeus: Nach Spielschluss meist einer der ersten Gratulanten auf dem Feld

Freunde: Gute Kontakte, wie jener mit seinem letztjährigen Trainer, sind Leo sehr wichtig

Heimat: Provinz Valle del Cauca mit Jamundi und Cali (rechts)

Kennzeichnend: Salsa in Cali