Freitag, 14. April 2023; 09:00
NLA

Der Rückblick auf eine gelungene Saison von Volley Näfels

Von: Köbi Hefti

Näfels gewinnt Meisterschaftsbronze und begeistert die Anhänger fast immer. Stolz, Freude und Enttäuschung sind die Merkmale der besten Saison seit fünf Jahren.


Das primäre Ziel von Näfels, wieder zu den vier besten Teams des Landes zu gehören, wurde mit Bravour erreicht. Am Ende gab’s die Bronzemedaille. Die Qualifikation schloss Näfels auf dem zweiten Rang ab, kämpfte bis zuletzt um den Qualifikationssieg. Neun Spiele gewann Näfels ohne Satzverlust. Nur in drei Partien musste Näfels ohne Punkte von dannen ziehen, einmal gegen Amriswil zu Beginn der Saison und zweimal gegen den Qualifikationssieger Chênois, einmal daheim nach einem hochemotionalen Spiel und am Ende der Qualifikation in Genf, als Näfels fast nichts gelang. Bis zu diesem Zeitpunkt überzeugte das Team von Trainer Matjaž Hafner 17 Runden Spiel für Spiel fast durchwegs. Es begeisterte die Zuschauer, die Verantwortlichen aber auch sich selbst. Das Team hatte und weckte Emotionen. Präsident Landolt meint dazu: «Während der Qualifikation hat fast alles funktioniert - vielleicht zu gut.» Die Gygli-Truppe lieferte, war stärker als es viele Experten und Fans gedacht hatten. Das Team, welches Teammanager Ivan Bedrac zusammengestellt hatte, funktionierte, auch weil das Trainergespann Matjaž Hafner und Álvaro Jurado einen ausgezeichneten Job machte.

Überzeugende «Einkäufe»
Mit nur vier neuen Spielern blieb das Gerüst Volley Näfels’ dasselbe wie im Vorjahr, doch die Stammsechs sah ganz anders aus. Vom letztjährigen Team verblieben mit Iliya Goldrin, Risto Nikolov und Lorenz Küng nur drei Letztjährige in der Starting-Six. Dazu gesellten sich alle neuen Spieler - Nico Beeler, Leandro Mejía, Błażej Podleśny und Antti Ropponen. Jeder dieser Spieler hielt, was man sich von ihm versprach. Nico Beeler war der stabile Alleskönner, Mejía der fröhliche Hammermann aus Südamerika in der Mitte, Błażej Podleśny der flinke Zuspieler mit dem herausragenden Rückwärtspass und Antti Ropponen, der Punktegarant. Der Finne brauchte zwar eine gewisse Anlaufzeit. Er erklärte: «Ich hatte in der Vorbereitung und zu Saisonbeginn etwas Mühe. Aber wir haben geduldig zusammengearbeitet, bis es funktionierte.» Die Stärke des Näfelser Topscorers beeindruckte die Gegner derart, dass Antti Ropponen von den NLA-Coaches zum MVP, dem wertvollsten Spieler in der NLA dieser Saison, gewählt wurde. Damit hatte der Finne nicht gerechnet. Er sagte: «Das war eine sehr grosse Überraschung. Aber ohne mein Team hätte ich diese Auszeichnung nicht erhalten, entsprechend bedanke ich mich beim Team.»

Unbeantwortete Frage
Der Stamm spielte derart gut, dass Trainer Hafner – wenn immer möglich - dieses Personal aufs Feld schickte. Der Slowene betonte jedoch, dass seine zweite Garde enorm viel zum Erfolg beitragen würde: «Alle spielen ausgezeichnet, konzentriert und geben vollen Einsatz. Dies führt dazu, dass die Qualität in den Trainings hoch ist, was das Team so stark macht.» Fehlte einmal ein Spieler, so füllten Gian-Luca Thuner in der Mitte und Nico Süess als Annahme/Aussen die Lücken ausgezeichnet. Captain Gygli, David Aebli und Robin Lienhard aber kamen nur selten und erst bei zu grossen Rückständen ins Spiel. Es ist eine unbeantwortete Frage, weshalb Näfels Ersatzspieler kaum über längere Zeit zum Einsatz kamen, um Spielpraxis zu sammeln. Vor allem während der zweiten Qualifikationsrunde, als Näfels derart dominant spielte, hätte es genügend Optionen dafür gegeben. Ob Hafner einfach kein Risiko eingehen wollte, um die perfekte Ausganslage im Kampf um die Playoffs zu gefährden?

Fehler beenden den Traum
Im Halbfinal gegen Schönenwerd musste der Coach neue Lösungen suchen, weil viele fehlten. Küng, Ropponen und Süess waren krank, Goldrin verletzt. Der Trainer betonte aber stets, dass sie zwölf Spieler seien und jeder bereit sei, um einzuspringen. So stand David Aebli ohne Spielpraxis auf dem Feld. Dieser machte seinen Job gut, doch das Team wirkte verunsichert, war nur noch ein Schatten seiner selbst.
Nach dem überzeugenden Sieg im ersten Spiel war Näfels gegen Schönenwerd in der Folge chancenlos, verpasste den Playoff-Final. Entscheidend war das dritte Halbfinalspiel in der Lintharena, als Näfels eine 2:0 Satzführung vergeigte. Die Näfelser Grippewelle spielte bei dieser harten Landung bestimmt eine Rolle, aber Näfels scheiterte auch, weil es die Chancen nicht nutzte. Iliya Goldrin, der damit rechnete, dass sein Team in beiden Finals stehen würde, erklärte: «Wir machten auf dem Feld zu viele Fehler. Wir kämpften gegen uns selbst und verloren gegen uns selbst. Das war unser grösster Fehler – nichts anderes. Die Vorbereitung war gut, die Taktik war gut und die Strategie war sehr gut. Aber in den entscheidenden Spielen schlugen wir uns selbst. Die gesundheitlichen Gründe sind keine Entschuldigung.»

Enttäuscht und stolz
Präsident Landolt meinte nach der Halbfinal-Serie: «Aus der Traum, der so greifbar nahe schien… Und dennoch dürfen wir mit etwas Distanz ein positives Fazit ziehen. Eine konkurrenzfähige Mannschaft hat uns mit tollen Spielen und Leidenschaft viel Freude bereitet.» Die Stimmung sei bei den gut besuchten Spielen immer wieder ansteckend gewesen, und selbst an Auswärtsspielen seien die Fans nicht selten zahlreich einmarschiert, sagte Landolt und ergänzt: «Es ist in Ordnung, wenn wir ein bisschen enttäuscht sind, aber wir dürfen auch stolz sein.»
Auch im Cup lief es für Näfels nicht wunschgemäss. Das Los bescherte den Glarnern im Viertelfinal eine harte Aufgabe. Sie mussten bei Chênois antreten, dem zu diesem Zeitpunkt stärksten Team der Liga. In einem Gänsehautspiel verlor Näfels im Tiebreak.
Der Wunsch von Teammanager Bedrac, mindestens einen Final zu erreichen, erfüllte sich nicht. Der Gewinn der Bronzemedaille gegen Qualifikationssieger Chênois, stimmte ihn aber zufrieden. Er meinte: «Die Niederlage im Halbfinal gegen Schönenwerd war brutal, mit derart vielen kranken und einem verletzten Spieler. Dass wir danach aber wieder aufgestanden sind, den kleinen Final und diese Medaille gewinnen, macht Freude.»

Zukunft mit Fragen
Inzwischen läuft die Planung für die kommende Saison bereits auf Hochtouren. Volley Näfels sei eine Adresse, die wieder an Attraktivität gewonnen habe, doch nach wie vor schwebe die finanzielle Lage als Damoklesschwert über allem, sagt Präsident Landolt. «Der Gang an die Medien hat zu vielen Reaktionen geführt», so Landolt weiter. Man darf gespannt sein, wann Näfels die Katze aus dem Sack lässt und sein Kader für die neue Saison vorstellen wird. Bisher sind erst drei Personalentscheide öffentlich: Captain Marco Gygli und Libero Lorenz Küng sind zurückgetreten und Antti Ropponen, der Topscorer und MVP, wird auch in der kommenden Saison bei Näfels spielen. 

Viel Sonnenschein: In der Qualifikation gewinnt Näfels 13 Spiele, 9 davon mit 3:0

Freude: Das Team hat und macht viel Freude

Titel geht nach Näfels: Antti Ropponen wird MVP der NLA – und er kann es kaum glauben

Kreative Ansätze: Coach Matjaž Hafner hält immer wieder überraschende Lösungen bereit – im ersten Halbfinalspiel nominiert er Iliya Goldrin als Libero für den kranken Lorenz Küng

Höhepunkt: Näfels schiesst Meister Amriswil mit 3:0 ab

Gelungener Playoff-Auftakt: 3:0 schlägt Näfels Schönenwerd im ersten Spiel der Best-of-5 Halbfinal-Serie

Verpasste Chance: Im zweiten Heimspiel verspielt Näfels eine 2:0 Satzführung und verliert

Selbstkritisch: Iliya Goldrin sieht den Grund fürs Scheitern hauptsächlich in zu vielen Fehlern

Ende gut: Mit Bronze um den Hals wird gefeiert

Martin Landolt mit Sorgenfalten: Die finanzielle Lage schwebt wie ein Damoklesschwert über dem Verein