Freitag, 21. Januar 2022; 08:30
1. Liga Männer

Verlorene Spielpraxis für Volley Näfels‘ Talente

Von: Köbi Hefti

Das 1. Liga Team von Biogas Volley Näfels zog sich als Zweitklassierter zu Beginn des Jahres vom Meisterschaftsbetrieb zurück. Die Corona-Massnahmen sind für die Glarner eine zu grosse Hypothek.


Nachdem der Bundesrat im Dezember die Corona-Schutzmassnahmen auch für den Amateur-Sport deutlich verschärft hatte, unterbreitete Swiss Volley den Teams der 1. Liga folgende Option:  «Kann oder will ein Team nicht nach „2G mit Maske“ antreten, so hat es bis zum 4. Januar 2022 die Möglichkeit, sich aus der Meisterschaft zurückzuziehen. Die erspielten Punkte bleiben in der Wertung erhalten.» Bei Biogas Volley Näfels 2 entschied man sich für den Rückzug. Ivan Bedrac, der neben des NLA Teams auch für Näfels 2 verantwortlich ist, begründet den Entscheid mit dem Mangel an Spielern, bedingt durch 2G+ (Geimpft, Genesen plus Getestet/Booster oder Maske), Verletzungen und dem Fehlen zweier Spieler wegen Auslandaufenthalts und Prüfungen. Da zudem gewisse Spieler nicht bereit waren mit Maske zu spielen, standen nur noch sieben Spieler zur Verfügung, darunter zwei Zuspieler und drei Mittelblocker. Damit liess sich keine vernünftige Volleyballmannschaft mehr zusammenstellen - der Rückzug war die einzige Option. Neben Näfels haben sich nur noch drei weitere Teams für den Saisonabbruch entschieden, die restlichen 35 Erstligisten spielen weiter, obwohl sich in einer ersten Umfrage die Mehrheit für den Ausstieg entschieden hatte.

Gesundheit nicht aufs Spiel setzen
Ernest Plizga, der Spielertrainer, will nicht mit Maske Sport treiben. Er erklärt: «Die Gesundheit ist für mich das Wichtigste. Masken sind nicht für den Sport, sondern für Ärzte und ruhiges Arbeiten gemacht. Bei hoher körperlicher Belastung sind sie nicht gesund für Herz und Körper. Wir haben nur ein Leben und zu diesem müssen wir Sorge tragen.» Weiter stört er sich an der fehlenden Solidarität. Er selber wie auch seine Mannschaftskollegen würden alles tun um 2G+ zu erfüllen und damit sich und andere zu schützen, sagt er und ergänzt: «Andere Mannschaften machen dies nicht. Deshalb bin ich gezwungen mit Maske zu spielen. Dazu bin ich nicht bereit.»
Damit endet für Plizga, der letztes Jahr noch in der NLA spielte, seine erste Saison als Spielertrainer früher als geplant. Er gesteht, dass er die Emotionen und das Training mit der ersten Mannschaft schon etwas vermisse. Die für ihn völlig neue Aufgabe als Spielertrainer in der 1. Liga gefällt ihm, obwohl das eine grosse Herausforderung sei. Er erklärt: «Als Spieler konnte ich mich ganz auf mich und meine Aufgaben fokussieren. Als Spielertrainer muss ich alle Spieler im Auge behalten, gleichzeitig aber auch gut spielen und eine Vorbildfunktion einnehmen, sowohl im Training wie bei den Matches.»

Schwindlig spielen
Bei Näfels 2 ist man traurig, dass auch diese Saison vorzeitig endet. Trotz des Rückzuges trainiert die Mannschaft weiter – mit Maske. Anstelle Plizgas leitet jetzt Passeur Bedrac das Training. Betreffend Maskentragen sagt er, dass man darauf Rücksicht nehmen und die Intensität zurückschrauben müsse. Er erklärt: «Wir spielten schon letztes Jahr mit Maske, obwohl das eigentlich nicht geht. In gewissen Situationen muss man sie abnehmen, damit man richtig durchatmen kann und so verhindert, dass es einem nach intensiven Ballwechseln schwindlig wird.»

Verpasste Chancen für den Nachwuchs
Besonders bedauerlich ist das Wegfallen von Ernstkämpfen für Näfels‘ Nachwuchsspieler. Wertvolle Spielpraxis geht verloren. Hoffnungsvolle Talente wie Gian Thoma, aber auch Robin Lienhard, der zwar zum NLA-Kader gehört jedoch nach Möglichkeit auch in der 1. Liga zum Einsatz kam, verpassen dadurch zahlreiche Chancen um Erfahrungen auf einem hohen Niveau zu sammeln. Bedrac erklärt: «Für mich sind die Resultate in der 1. Liga nicht das oberste Ziel. Klar ist es gut und motivierend, wenn man gewinnt. Doch ebenso zentral ist die Entwicklung von jungen Spielern und deren Spielpraxis.»

Posse um Versprochenes
Als sich die Glarner notgedrungen zum  Aufhören durchrangen, lagen sie in der Tabelle im Spitzenfeld und weit weg von den Abstiegsplätzen. Doch dann gab es erneut Diskussionen um die bisher erspielten Punkte. Zugesagtes wurde gekippt und Näfels wurden zwei Siege gestrichen - da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich. Sollten in den letzten Runden plötzlich die beiden letztplatzierten Teams Chur und Volero einen Lauf haben und Näfels auf einen Abstiegsplatz verdrängen, das Chaos wäre vorprogrammiert. Doch sowohl Plizga wie Bedrac sind überzeugt, dass Näfels davon verschont bleibe, da die Punktereserve von 11 Punkten gross genug sei.

Ernest Plizga: Spielertrainer des 1. Liga Teams