Freitag, 24. Februar 2023; 08:00
NLA

Bei Volley Näfels’ Coach Matjaž Hafner gilt das Wort

Von: Köbi Hefti

Matjaž Hafner erlebt in Näfels eine schöne Zeit. Er legt viel Wert auf eine gesunde Kommunikation und gewährt den Spielern auf dem Feld Freiheiten.


Matjaž Hafner, seit dieser Saison Trainer und Coach bei Näfels, ist Volleyball in persona. Seit er mit 14 Jahren begann ernsthaft Volleyball zu spielen, ist der fünfzigjährige Slowene mit diesem Sport eng verbunden. Zuerst als Annahme- und Aussenspieler und dann als Coach in Slowenien und Österreich. Seit dieser Saison trainiert er Volley Näfels. An der Seitenlinie zeigt er sich sehr engagiert und lebhaft und sagt dazu: «Ich kann nicht anders, das gehört zu mir.». Es seien diese Emotionen, die ihn bei diesem Spiel faszinieren, erklärt er seine Liebe zu diesem Sport und ergänzt: «Als Spieler war ich emotional und laut, dasselbe gilt auch heute. Als Coach bin ich aber zurückhaltender. Manchmal muss man laut, manchmal aber auch beruhigend wirken.»
Als Hafner fünfjährig war, zog die vierköpfige Familie von Ljubljana in ein kleines, zehn Kilometer von der Stadt entferntes Dorf. «Ich hatte eine sehr schöne Kindheit, war viel draussen, spielte mit den anderen Kindern Fuss- und Basketball. Wir waren erfinderisch und führten auf der Strasse olympische Spiele durch», erinnert er sich gerne an diese Zeit. Er war ein guter Schüler, aber auch Lausbub, immer aufgelegt für Streiche. «In der Schule hatte ich viel Spass», sagt er.  Auslöser seiner Volleyballbegeisterung war sein Vater, welcher regelmässig zur aktiven Erholung Volleyball spielte. Der kleine Matjaž war viel mit seinem Vater unterwegs und so entdeckte er den Spass an diesem Spiel. Erst am Ende der obligatorischen Schulzeit trat er dann einem Volleyballverein bei – es war der Startschuss zu einer erfolgreichen Karriere.

Schock in Ungarn
Schnell schaffte er den Sprung ins Nationalteam der Junioren des Vielvölkerstaates Jugoslawien. Als er 1991 in Ungarn mit diesem Team ein WM-Qualifikationsspiel bestritt, brach in Slowenien nach dessen Unabhängigkeitserklärung der Krieg aus. Ein Krieg, der ihn sehr beschäftigte und verwirrte. Ständig habe er sich übers Fernsehen auf dem Laufenden gehalten. In seinem Kopf drehte sich alles um den Krieg in seiner Heimat, seine Leidenschaft Volleyball war weggeblasen. Ein Telefonat in diesem Moment mit seinem Vater blieb ihm haften. Hafner erzählt:  «Matjaž – viel Glück, sagte Vater in einer Art, wie ich das vorher nicht kannte. Nie zuvor nannte er mich so, sagte immer nur Mato zu mir. Dies ist mir eingefahren. Mein Vater hatte Angst.»
Als er am dritten Tag des Krieges mit dem Zug heimkehrte, sah er keine Soldaten auf der Strasse, aber viele Strassensperren. «Die Situation stresste mich, obwohl keine Panik aufkam», erinnert er sich. Grosse Sorgen machte er sich um gleichaltrige Freunde, die in der jugoslawischen Armee im Einsatz standen. «Drei Freunde flohen aus der Jugoslawischen Volksarmee, und wir versteckten sie bei uns daheim», ergänzt er.
Nach zehn Tagen war der Krieg beendet. Es sei eine harte Zeit und Erfahrung gewesen, doch das Erreichen der Unabhängigkeit sei eine gute Sache und der Aufbruch in eine neue Zeit gewesen, blickt Hafner auf die Tage vom 26. Juni bis 7. Juli 1991 zurück.

Ungleiche Fehler
Bis 2006 war Hafner Spieler bei Aich in Österreich, danach startete er seine Laufbahn als Spielertrainer und Trainer. Der ausgebildete Sportlehrer absolvierte dazu an der Uni den Studiengang zum Volleyball Coach. Viele Jahre war er mit slowenischen Damen-Nationalteams unterwegs. In diese Zeit fällt auch sein schönstes Erlebnis, die erstmalige Qualifikation für die EM-Endrunde. Angesprochen auf die Unterschiede zwischen den Damen und Herren erklärt er: «Frauen sind bereit über eine lange Zeit dieselben Übungen zu machen, während die Herren das Wetteifern bevorzugen und mehr Abwechslung benötigen.»
Als Coach legt er viel Gewicht darauf, den Spielern zuzuhören und ihnen Freiheiten auf dem Feld zu gewähren. Wenn Fehler im Spiel passieren, so nervt das ihn nicht, wenn ein Ball knapp neben der Linie landet oder etwas Schwieriges misslingt. Ganz anders aber Fehler bei einfachen Bällen, speziell wenn solche Situationen im Training thematisiert wurden. Dies kann ihn in Rage bringen.

Wunderbare Gefühle
Im kleinen Näfels gefällt es ihm. Der Verein sei vergleichbar mit Aich/Dob, wo er von 2015 bis 2021 Trainer war. Auch dort habe es zahlreiche freiwillige Helfer, die sehr mit dem Verein verbunden seien, sagt er und ergänzt: «Ich erlebe in Näfels eine wirklich schöne Zeit.»
Das Leben hier ist für Hafner voller positiver Gefühle. Am meisten gefallen ihm die freundlichen und hilfsbereiten Menschen mit ihrem Lächeln im Gesicht und die Natur, welche er dank des guten Wetters mit dem Bike, zu Fuss oder auch auf Skiern auskundschaftet. Sein Lieblingsort ist Betlis, seine favorisierte Fahrrad-Destination. Als herausragend bezeichnet er zwei Skitage bei strahlender Sonne auf der Lenzerheide. «Die Natur hier ist aussergewöhnlich schön und weckt wunderbare Gefühle, schlicht toll», so Hafner. Die einzig negative Überraschung betreffen die Preise fürs Essen, das sei teilweise fünf Mal teurer als in Slowenien, so Hafner. Sehr speziell war auch seine Begegnung mit der hiesigen Sprache, obwohl er dank seiner vielen Jahre in Kärnten gut Deutsch spricht. «Ich verstehe kein Wort Dialekt», so Hafner.

Wenn etwas stört
Sehnsucht hat er nach seiner in Maribor lebenden Familie. Er vermisst seine Frau und seine beiden Söhne Urban (21) und Marko (18). Immerhin sei es heute dank der Internet-Technologie einfach in stetem Kontakt zu sein. Zudem besuchte ihn seine Frau schon mehrfach. Der Zusammenhalt in der Familie ist ihm zentral, genauso wie gute Beziehungen zu Freunden und den Menschen. Offen und ehrlich zu sein und eine gesunde Kommunikation sind ihm sehr wichtig. «Wenn etwas nicht gut ist, einem stört, muss man das ansprechen», ergänzt er. «Wenn mir aber Leute in die Augen schauen und nicht ehrlich sind, macht mich dies wütend.»
Hafner ist ein Mensch, der gerne positiv gestimmt ist. Er erklärt: «Ich versuche immer glücklich zu sein – das ist mein Motto. Um Sachen, die ich nicht beeinflussen kann, will ich mich nicht kümmern.» In diesem Sinn passt seine Aussage «Der Handschlag ist mir wichtiger als meine Unterschrift. Das Wort gilt» perfekt zum Landsgemeindekanton. 

Emotionen: Matjaž «Hafi» Hafner sagt «Das gehört zu mir»

Freude: Mit Näfels konnte er in dieser Saison schon 13 Siege bejubeln

Ärger: Dumme Fehler widerspiegeln sich in seiner Mimik sehr deutlich

Positive Stimmung: Hafner will möglichst glücklich sein

Klare und gesunde Kommunikation: Für Matjaž Hafner etwas sehr Wichtiges

So sieht Engagement aus: Hafner in Fahrt

Familie Hafner auf Reisen: Grand Canyon

Sommer-Destination: Hafners vor vier Jahren auf der Insel Ugljan (Kroatien)

Maribor: Das Domizil von Familie Hafner

Stationen: Matjaž Hafners Stationen als Spieler und Trainer in Slowenien und Österreich