Samstag, 7. Dezember 2019; 08:00
NLA

Zuerst kommt der Fortschritt, dann das Ergebnis

Von: Ruedi Gubser

Für den neuen Trainer von Volley Näfels, Oskar Kaczmarczyk, steht die Entwicklung des Teams im Vordergrund.


Mit dem Trainerwechsel vom Tschechen Dalibor Polak zum Polen Oskar Kaczmarczyk hat für Volley Näfels ein neues  Kapitel  in der erfolgreichen  Vereinsgeschichte begonnen. Kaczmarczyk nennt es ein neues Projekt, das etwas Zeit benötige, bis alles so funktioniert, wie es er und der Verein möchte.

Oskar Kaczmarczyk, die erste Hälfte der Qualifikation für die Play-offs ist vorbei. Wie sind Sie mit Ihrer Mannschaft zufrieden?
Oskar Kaczmarczyk: Nach drei Monaten, in denen wir beinahe 160 Stunden trainiert haben, kann ich sagen, dass ich sehr  zufrieden bin, wie wir uns als Team und die Spieler sich im Einzelnen weiterentwickelt  haben.

Sind Sie auch mit den Resultaten zufrieden?
Nein. Diese könnten besser sein. Aber man muss auch  sehen, dass es nach einem Trainerwechsel eine gewisse Zeit braucht, bis die Spieler die neue Philosophie verinnerlicht  haben. Etwas Geduld und harte Arbeit sind nun gefragt, denn ich bin überzeugt, dass wir auf einem wirklich guten Weg sind.

Sie haben die Philosophie des Trainers angesprochen. Da haben sie eine eigene?
Als Trainer muss ich zwischen zwei Welten balancieren: Siegen und Fortschritte machen. Man kann gewinnen, ohne Fortschritte zu machen, man kann aber auch Fortschritte machen, ohne zu gewinnen. Im Sport wird der Sieg beziehungsweise das Resultat zu stark gewichtet. Das ist falsch. Um langfristig  Erfolg zu haben, muss man dem Fortschritt die klare Priorität einräumen. Dann kommen auch die Siege. Das war auch der Hauptgrund, weshalb ich mich für Näfels entschieden habe. Der Klub hat eine ähnliche Vorstellung von der Arbeit wie ich: Zuerst der Fortschritt, dann das Ergebnis.

Haben Sie bei den einzelnen Spielern Fortschritte feststellen können?
Vor Saisonbeginn machte ich für jeden Spieler einen Plan für  seine spezifische Entwicklung. Mit einigen sind wir bereits in einer nächsten Entwicklungsphase. Das gefällt mir. Mein persönliches Ziel ist, alles dafür zu tun, damit jeder meiner Spieler im April sagen kann: «Ich bin besser als im September 2019.»

Kommen wir trotzdem zu den Resultaten. Von Näfels hatte man mehr erwartet als einen sechsten Platz nach der Hälfte der Qualifikation.
Mit den Resultaten und teilweise den Leistungen können wir nicht vollends zufrieden sein. Wir hatten Höhen und Tiefen, was bei  neuen Projekten normal ist. Wir starteten mit einem überraschenden Sieg in Lausanne und zogen bei den Heimniederlagen gegen Chênois und Luzern gleich darauf ein schwarzes Wochenende ein. Und dieses wirkte die gesamte Vorrunde etwas nach.

Vor allem zu Hause wirkte es nach. Von vier Heimspielen konnten Sie nur eines gewinnen, das gegen Lutry.
Ich erstelle nach jedem Spiel mein privates Ranking unserer Leistung und der Spielqualität. Dieses Ranking ergab, dass wir gegen Basel, Amriswil, Lausanne und Jona die besten Spiele zeigten, und diese fanden alle auswärts statt. Das bedeutet auf der anderen Seite, dass alle unsere Heimspiele am Ende meines Rankings liegen. Das beunruhigt mich etwas, und ich kann verstehen, wenn unsere Fans unzufrieden sind. Wir  haben ihnen nie die Chance  gegeben, dass sie unser bestes Volleyball zu sehen bekommen. Als Ziel für die Rückrunde habe ich deshalb vorgegeben, zu  Hause besser zu spielen.

Wo orten Sie bei Ihrem Team am meisten Verbesserungspotenzial?
Noch nicht ganz zufrieden bin ich damit, wie meine Spieler die Aufgaben in der Verteidigung und im Umschaltspiel lösen. Deshalb ist mein Hauptziel die Verbesserung der Verteidigungsarbeit.

Die Liga scheint ausgeglichener geworden zu sein. Der Dritte und der Siebte sind bloss durch vier Punkte getrennt.
In den letzten Jahren war die Liga in zwei Gruppen geteilt. Es gab eine Gruppe von Teams, deren Niveau viel höher war als das der anderen. Deshalb gab es viele Spiele ohne Geschichte und mit wenig Qualität. Das ist diese Saison anders. Das Level der Teams hat sich markant erhöht. Oft ist es schwierig, einen Favoriten auszumachen. Das macht die Liga interessant.

Wie geht es nun weiter – bei den Fortschritten von Näfels?
In den letzten beiden Partien gegen Amriswil und Schönenwerd agierten wir in der Teamstruktur sowie in den Defensiv- und Offensivsystemen viel besser als zuvor. Wir verloren zwar beide Begegnungen, hätten den Platz aber auch als Sieger verlassen können. Das stimmt mich optimistisch. Wir werden hart weiterarbeiten und uns bereits auf die Play-offs vorbereiten.



Qualifikation: 9. Spieltag

Biogas Volley Näfels – Lausanne UC

Lintharena SGU, Näfels, Sonntag, 08. Dezember, 17:00 h

Nico Süess – Annahme/Aussen: Seine Qualitäten am Service und sein Punch im Angriff kannte man schon, doch mittlerweile ist er auch in der Defensive richtig stark geworden.

Colin Fraser – Annahme/Aussen: Der Annahmespezialist hat sich nach Anfangsschwierigkeiten zum sehr verlässlichen Spieler entwickelt – defensiv und offensiv.

Taavi Nõmmistu – Diagonal: Der Mann aus Estland macht genau das, was von einem Spieler auf dieser Position erwartet wird – er sorgt für die meisten Punkte und ist der unbestrittene Topscorer

Niki Papangelopoulos – Mitte: Der Routinier aus Griechenland war in bester Verfassung und überzeugte in allen Belangen. Doch dann stoppte ihn eine Verletzung, was das Team merklich schwächte.

Damian Hudzik – Mitte: Er ist das Blockmonster bei Näfels, ist regelmässig der Spieler mit den meisten Monsterblocks. Im Angriff ist aber noch viel mehr möglich, da passt die Abstimmung manchmal nicht gut.

Thanos Maroulis – Passeur: Der Grieche und Wunsch-Zuspieler von Trainer Oskar Kaczmarczyk spielt solid, kämpft und sorgt für gute Stimmung. In der Angriffsauslösung ist aber noch Potenzial vorhanden.

Etienne Hagenbuch – Libero: Gewohnt zuverlässig und sicher. Noch hat er aber nicht jene Form erreicht, welche ihn regelmässig zum Kandidaten für den „Best Player“ macht.

Oskar Kaczmarczyk – Trainer: Noch gibt es viel zu tun, aber die Fortschritte, welche Biogas Volley Näfels machte, stimmen den Polen zuversichtlich.

Licht und Schatten: Das Team zeigte einige sehr gute Partien, allesamt aber auswärts in Jona, Basel und Amriswil. In der heimischen Arena kam die Aebli-Truppe bisher nie richtig in Fahrt, gewann nur ein Spiel.