Zuerst kommt der Fortschritt, dann das Ergebnis
Für den neuen Trainer von Volley Näfels, Oskar Kaczmarczyk, steht die Entwicklung des Teams im Vordergrund.
Mit dem Trainerwechsel vom Tschechen Dalibor Polak zum Polen Oskar Kaczmarczyk hat für Volley Näfels ein neues Kapitel in der erfolgreichen Vereinsgeschichte begonnen. Kaczmarczyk nennt es ein neues Projekt, das etwas Zeit benötige, bis alles so funktioniert, wie es er und der Verein möchte.
Oskar Kaczmarczyk, die erste Hälfte der Qualifikation für die Play-offs ist vorbei. Wie sind Sie mit Ihrer Mannschaft zufrieden?
Oskar Kaczmarczyk: Nach drei Monaten, in denen wir beinahe 160 Stunden trainiert haben, kann ich sagen, dass ich sehr zufrieden bin, wie wir uns als Team und die Spieler sich im Einzelnen weiterentwickelt haben.
Sind Sie auch mit den Resultaten zufrieden?
Nein. Diese könnten besser sein. Aber man muss auch sehen, dass es nach einem Trainerwechsel eine gewisse Zeit braucht, bis die Spieler die neue Philosophie verinnerlicht haben. Etwas Geduld und harte Arbeit sind nun gefragt, denn ich bin überzeugt, dass wir auf einem wirklich guten Weg sind.
Sie haben die Philosophie des Trainers angesprochen. Da haben sie eine eigene?
Als Trainer muss ich zwischen zwei Welten balancieren: Siegen und Fortschritte machen. Man kann gewinnen, ohne Fortschritte zu machen, man kann aber auch Fortschritte machen, ohne zu gewinnen. Im Sport wird der Sieg beziehungsweise das Resultat zu stark gewichtet. Das ist falsch. Um langfristig Erfolg zu haben, muss man dem Fortschritt die klare Priorität einräumen. Dann kommen auch die Siege. Das war auch der Hauptgrund, weshalb ich mich für Näfels entschieden habe. Der Klub hat eine ähnliche Vorstellung von der Arbeit wie ich: Zuerst der Fortschritt, dann das Ergebnis.
Haben Sie bei den einzelnen Spielern Fortschritte feststellen können?
Vor Saisonbeginn machte ich für jeden Spieler einen Plan für seine spezifische Entwicklung. Mit einigen sind wir bereits in einer nächsten Entwicklungsphase. Das gefällt mir. Mein persönliches Ziel ist, alles dafür zu tun, damit jeder meiner Spieler im April sagen kann: «Ich bin besser als im September 2019.»
Kommen wir trotzdem zu den Resultaten. Von Näfels hatte man mehr erwartet als einen sechsten Platz nach der Hälfte der Qualifikation.
Mit den Resultaten und teilweise den Leistungen können wir nicht vollends zufrieden sein. Wir hatten Höhen und Tiefen, was bei neuen Projekten normal ist. Wir starteten mit einem überraschenden Sieg in Lausanne und zogen bei den Heimniederlagen gegen Chênois und Luzern gleich darauf ein schwarzes Wochenende ein. Und dieses wirkte die gesamte Vorrunde etwas nach.
Vor allem zu Hause wirkte es nach. Von vier Heimspielen konnten Sie nur eines gewinnen, das gegen Lutry.
Ich erstelle nach jedem Spiel mein privates Ranking unserer Leistung und der Spielqualität. Dieses Ranking ergab, dass wir gegen Basel, Amriswil, Lausanne und Jona die besten Spiele zeigten, und diese fanden alle auswärts statt. Das bedeutet auf der anderen Seite, dass alle unsere Heimspiele am Ende meines Rankings liegen. Das beunruhigt mich etwas, und ich kann verstehen, wenn unsere Fans unzufrieden sind. Wir haben ihnen nie die Chance gegeben, dass sie unser bestes Volleyball zu sehen bekommen. Als Ziel für die Rückrunde habe ich deshalb vorgegeben, zu Hause besser zu spielen.
Wo orten Sie bei Ihrem Team am meisten Verbesserungspotenzial?
Noch nicht ganz zufrieden bin ich damit, wie meine Spieler die Aufgaben in der Verteidigung und im Umschaltspiel lösen. Deshalb ist mein Hauptziel die Verbesserung der Verteidigungsarbeit.
Die Liga scheint ausgeglichener geworden zu sein. Der Dritte und der Siebte sind bloss durch vier Punkte getrennt.
In den letzten Jahren war die Liga in zwei Gruppen geteilt. Es gab eine Gruppe von Teams, deren Niveau viel höher war als das der anderen. Deshalb gab es viele Spiele ohne Geschichte und mit wenig Qualität. Das ist diese Saison anders. Das Level der Teams hat sich markant erhöht. Oft ist es schwierig, einen Favoriten auszumachen. Das macht die Liga interessant.
Wie geht es nun weiter – bei den Fortschritten von Näfels?
In den letzten beiden Partien gegen Amriswil und Schönenwerd agierten wir in der Teamstruktur sowie in den Defensiv- und Offensivsystemen viel besser als zuvor. Wir verloren zwar beide Begegnungen, hätten den Platz aber auch als Sieger verlassen können. Das stimmt mich optimistisch. Wir werden hart weiterarbeiten und uns bereits auf die Play-offs vorbereiten.
Qualifikation: 9. Spieltag
Biogas Volley Näfels – Lausanne UC
Lintharena SGU, Näfels, Sonntag, 08. Dezember, 17:00 h