Montag, 20. April 2020; 12:42
NLA

«Wir lassen niemanden im Stich»

Von: Köbi Hefti / Ruedi Gubser

Auch in der Coronakrise bleibt Volley Näfels seinen Prinzipien treu. Der Verein kommt seinen finanziellen Verpflichtungen nach, hat Antrag auf Kurzarbeitsentschädigung gestellt und hofft auf die Sponsoren.


Mit Martin Landolt sprachen Köbi Hefti und Ruedi Gubser




Wie gehen Sie persönlich mit der Coronakrise um?
Martin Landolt: Ich versuche, möglichst keine Energie mit Dingen zu verschwenden, die ich nicht ändern kann. Ich vertraue auf die Experten und unser ausgezeichnetes Gesundheitssystem. Gleichzeitig beobachte ich mit Sorge, wie zahlreiche Unternehmen – vor allem KMUs – um ihre Existenz kämpfen.

Wie beeinflusst diese Krise Ihren Alltag?
Meine Agenda wurde quasi leer gespült. Inzwischen hat zwar die Kommissionsarbeit wieder begonnen, und in zwei Wochen findet die ausserordentliche Session in Bern statt. Aber ich verbringe ungewohnt viel Zeit zu Hause, wo das Homeoffice durchaus auch im Garten sein darf.

Kommen wir zum Sport: Die vergangene Saison endete für Biogas Volley Näfels nicht erfreulich. Auf der einen Seite standen das frühe Scheitern in den Play-offs und im Schweizer Cup, auf der anderen Seite der Saisonabbruch Mitte März wegen der Coronakrise. Was bedeutete der frühe Saisonabbruch für Näfels konkret?
Die Coronakrise hat nicht nur vieles über den Haufen geworfen, sondern auch vieles relativiert. So zum Beispiel die Tatsache, dass wir unsere sportlichen Ziele nicht erreicht haben. Und ich gebe zu, dass mich der vorzeitige Saisonabbruch wesentlich mehr gefuchst hätte, wenn wir unmittelbar vor Finalspielen in den Play-offs oder im Schweizer Cup gestanden hätten. Aber auch wir hätten uns natürlich gerne noch mit ein paar guten Spielen von unseren treuen Fans verabschiedet.

Wie fällt Ihr präsidiales Fazit aus?
Ich habe intern und extern sehr viel Positives über unseren neuen Trainer und das Team gehört. Das Potenzial war deutlich sichtbar, aber das Team scheiterte zu oft an einer Mischung zwischen Unwägbarkeiten, Pech und Unvermögen. Dennoch glaube ich, dass wir eine gute Visitenkarte hinterlassen haben. Am meisten gefreut habe ich mich persönlich über die starken Auftritte unserer vereinseigenen Spieler sowie über die höheren Zuschauerzahlen. Da besteht zweifellos ein Zusammenhang.

Näfels beurlaubte die Spieler unmittelbar nach Bekanntwerden des Saisonabbruchs, erfüllt jedoch alle bis Ende April laufenden Verträge und bezahlt den Spielern die vertraglich geregelten Löhne. Welche finanziellen Konsequenzen hat das für den Verein?
Während die Ausgaben voll zum Tragen kommen, wird uns auf der Einnahmenseite einiges wegbrechen. Ich denke da nicht nur an die fehlenden Heimspiele, sondern vor allem auch an die zahlreichen Trainings im Nachwuchsbereich, die wir nicht mehr anbieten und somit auch nicht via J+S abrechnen können.

Stand nie zur Debatte, den Spielern in dieser Notlage die Gehälter zu kürzen?
Unser Verein ist im In- und Ausland bekannt dafür, dass er seine vertraglichen Verpflichtungen einhält und die Löhne pünktlich bezahlt. Wir lassen niemandem im Stich, auch wenn das im Sport leider nicht überall selbstverständlich ist. Aber genau deshalb wollen und dürfen wir unseren guten Ruf nicht aufs Spiel setzen, zumal wir in genügend anderen Bereichen kürzere Spiesse haben als unsere Mitbewerber.

Der Bundesrat stellte den Sportvereinen finanzielle Unterstützung in Aussicht. Kann auch Näfels davon profitieren?
Es war wichtig und entscheidend für uns, dass der Bundesrat die Berechtigungen für Kurzarbeitsentschädigung auch für befristete Arbeitsverträge erweitert hat. Auf dieser Grundlage konnten wir ebenfalls entsprechende Anträge stellen. Noch offen ist der Umgang mit nicht durchgeführten J+S-Angeboten. Aber ich habe positive Signale vom zuständigen Bundesamt erhalten.

Die derzeitige Krise und deren Folgen dürften auch einige der Sponsoren von Volley Näfels treffen. Es hat einige grosse Sponsoren, dazu aber zahlreiche Kleinunternehmen, die den Verein unterstützen. Haben Sie von den Sponsoren schon Signale erhalten, ob sie den Verein weiterhin unterstützen?
Das ist genau derjenige Bereich, der mir wesentlich mehr Sorgen macht, als die vergangene Saison. Mit den grösseren Sponsoren haben wir zum Glück laufende Verträge. Aber wir haben rund 200 Sponsoren, die uns regelmässig mit 1000 Franken oder weniger unterstützen. Dieses Netzwerk ist für uns unheimlich wichtig. Rückmeldungen haben wir noch keine, aber ich hoffe, dass die Krise nicht mehr allzu lange dauert und von den betroffenen KMUs einigermassen glimpflich überstanden werden kann – nicht nur unseretwegen.

Wie schätzen Sie die Lage allgemein ein. Wann kehrt Normalität ins Leben und den Sport zurück? Wird die Volleyballsaison im Oktober ganz normal beginnen können?
Nun, ich bin kein Experte. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir mit der aktuellen Strategie, genügend Geduld und einem sorgfältigen Ausstieg zur Normalität zurückkehren und somit auch die Volleyballsaison planmässig starten können.

Welche Folgen hat es für Ihren Verein, wenn sich, wie generell im Sport erwartet wird, die finanzielle Lage weiterhin zuspitzen sollte. Wird es erneut eine Mannschaft mit zahlreichen ausländischen Profis geben oder kommt ein Plan B zum Einsatz?
Unabhängig vom finanziellen Umfeld hat unser Trainer gewünscht, noch mehr vereinseigene Talente in die NLA-Mannschaft zu integrieren. Ich kann schon heute verraten, dass der Anteil vereinseigener Spieler in der kommenden Saison so hoch sein wird, wie wohl letztmals in den Siebzigerjahren. Das macht mich sehr stolz.

Erfahrungsgemäss werden Vertragsverhandlungen jeweils kurz vor Saisonende geführt. Wegen des abrupten Abbruchs der Meisterschaft gab es dafür kaum Zeit. Hat Näfels trotzdem schon Gespräche führen und Verträge abschliessen können?
Aufgrund des frühzeitigen Abbruchs konnte der Prozess schon früher begonnen werden, da sich niemand mehr im Einsatz befindet. Tatsächlich sind verschiedene Gespräche schon ziemlich weit fortgeschritten. Wir versuchen dabei, uns auf einzelnen Positionen bewusst zu verstärken. Es zeichnet sich aber auch ein Wiedersehen mit einzelnen ausländischen Profis ab.

Trainer Oskar Kaczmarczyk hat einen noch ein Jahr laufenden Vertrag. Ist er nach der nicht zufriedenstellenden Saison zum Thema geworden?
Oskar Kaczmarczyk ist kompetent und hat gute Arbeit geleistet. Das bestätigen uns die Spieler, aber auch die Konkurrenz. Wir können uns durchaus vorstellen, langfristig mit ihm zusammenzuarbeiten.

Welche Ziele verfolgen Sie mit Blick auf die kommende Saison – auch angesichts der unsicheren Lage?
Ich bin davon überzeugt, dass wir mittelfristig auf dem Weg zurück an die Spitze sind. Unsere Strategie stimmt, und in der Halle wird sehr gut gearbeitet. Die zentralen Herausforderungen liegen in den personellen und finanziellen Ressourcen sowie in der Infrastruktur. In diesen Bereichen sind uns andere Klubs zum Teil weit voraus. Zudem werden wir in der kommenden Saison aufgrund der Bauarbeiten nicht in der Lintharena spielen und trainieren können. Das erschwert die Rahmenbedingungen in vielerlei Hinsicht zusätzlich. Ich bin deshalb dankbar, auf engagierte Vorstandskollegen sowie unermüdliche Helferinnen und Helfer zählen zu dürfen.

 

Präsident Martin Landolt