Donnerstag, 11. November 2021; 12:15
NLA

Wiedersehen mit Näfels‘ ehemaligem Erfolgstrainer Serramalera

Von: Köbi Hefti

Am Samstag trifft Biogas Volley Näfels auf LINDAREN Volley Amriswil, das von Juan Manuel Serramalera, dem Näfelser Erfolgscoach der Jahre 2003 – 2007, trainiert wird.


Obwohl zum Auftakt der zweiten Qualifikationsrunde die Karten zwischen Aussenseiter Näfels und Favorit Amriswil klar verteilt sind, bietet dieses Spiel eine ganz besondere Affiche. Grund ist der Coach der Gäste, Juan Manuel Serramalera. Der Argentinier startete seine Karriere als Coach 2003 bei Näfels und ist der erfolgreichste Trainer, den Näfels je hatte. Was damals im Glarnerland galt, ist auch jetzt wieder so. Er hat ein sehr starkes Team, welches die Meisterschaft dominiert - erst zwei Sätze hat Amriswil bisher abgegeben. Alles andere als der Titelgewinn wäre eine Überraschung.

Goldene Zeiten
Als Spieler kam Serramalera 2002 zu Näfels und übernahm während der Saison das Amt des Spielertrainers. Im Jahr darauf demissionierte er als Spieler war bis Frühling 2007 Trainer. Die fünf Jahre unter Serramalera waren goldene Zeiten. Vier Meistertitel und je drei Cup- und Supercup-Trophäen heimsten die Glarner ein. «Das war eine sehr, sehr positive Bilanz und herausragend», meint Serramalera knapp 15 Jahre danach immer noch mit Genugtuung.

Auf die Frage, welche Erinnerungen er an die Zeit im Glarnerland habe, kommt es wie aus der Kanone geschossen: «Nur die Besten! Ich kam als Spieler und wurde nach einem nicht gelungenen Saisonstart zum Coach ernannt. Wir besiegten im Final Chênois klar und holten den Titel. Das war unbeschreiblich schön und löste riesige Glücksgefühle aus.»

Dieser Titelgewinn ist bei allen Beteiligten aus einem anderen Grund ebenso unvergesslich. Serramalera erzählt: «Näfels führte in der Best-of-5 Serie 2:0 und im dritten Spiel in Genf 2:1 und 24:22. Dann erhielt ein Genfer die rote Karte. Wir alle meinten, dass daraus für uns ein Punkt resultiere und der Sieg in der Tasche sei. Alle stürmten das Feld. Spieler, Staff, Teammanager Gygli und Präsident Görauch lagen sich in den Armen. Champagner floss und flutete den Boden. Doch die Sache mit dem Punkt nach roter Karte galt nach einer Regeländerung damals nicht mehr, nur war sich dessen keiner bewusst. Erst Minuten später realisierten wir und auch Chênois, dass der Schiri das Spiel noch nicht beendet hatte.» Entsprechend musste das Feld abgetrocknet werden und die Spieler stellten sich trotz Champagnerdusche und etwas Alkohol im Blut nochmals bereit. Näfels erzielte den entscheidenden Punkt dann doch noch und Serramalera weiss noch heute bis ins letzte Detail, wie sein Team mit Stephan Talmon-Gros den Meisterball verwertete.

Noch immer dabei
Noch heute ist Serramalera dankbar, dass ihm die Glarner als Neuling die Chance gaben Trainer und Coach zu werden und sagt: «Ich habe als Coach viel gelernt, oft auch aus Fehlern, die ich machte. Näfels war damals ein Verein mit grossartiger Infrastruktur und starken Spielern, die das Optimum aus ihren Fähigkeiten herausholten.» Mit Teammanager Ivan Bedrac und Passeur Marco Gygli sind zwei seiner damaligen Spieler noch immer aktiv. Bedrac erinnert sich und sagt: «Juan war während meiner ersten NLA-Saison zuerst Spieler, dann Spielertrainer und dann drei Saisons mein Trainer. Von Spieler Juan konnte ich viel betreffend seiner Einstellung lernen. Als Trainer legte er Wert auf Details und arbeitete mit uns physisch hart. Die Jahre mit ihm waren für meine Entwicklung enorm wertvoll.» Und auch Marco Gygli findet nur positive Worte: «Juan war mein erster NLA Coach. Ich gehörte damals zum erweiterten Kader. Unter ihm kam ich zu meinen ersten Einsätzen im Fanionteam. Ich erinnere mich an harte, lange aber gute Trainings und eine sehr akribische Spielvorbereitung. Man wusste früh, wie man gegen den nächsten Gegner spielt. Die Trainings waren spezifisch auf den Gegner ausgerichtet.» Dazu war Gygli von der Physis des Argentiniers beeindruckt. «Er konnte einem im Training schnell zeigen, dass er gewisse Dinge noch besser kann als die Spieler selber», so Gygli. Nicht nur als Coach, auch als Mensch beeindruckte Serramalera. Bedrac beschreibt ihn als empathisch, fordernd und einen Menschen mit warmem Herzen. Bei Gygli tönt es ähnlich. Er sagt: «Er ist sehr sympathisch, verlangt aber sehr viel von einem, was ich sehr gut finde. Er ist sehr offen und stets fröhlich.»

Emotionaler Moment
Als Juan Serramalera im September dieses Jahres mit Amriswil für ein Freundschaftsspiel erstmals wieder nach Glarus reiste, kamen bei ihm intensive Gefühle auf. Er schildert: «Es kamen Erinnerungen auf wie ich hier mit meiner Frau und den beiden Kindern als junge Familie lebte. Es war aber auch sehr emotional Familie Gygli und Klaus Görauch wiederzusehen.». Wenn er am Samstag aber mit Amriswil nach Glarus reist, so stehen für Serramalera nur das Spiel und der Sieg im Fokus. Erst nach dem Spiel wird er Zeit haben um sich mit alten Freunden auszutauschen.

2007 verabschiedete sich Familie Serramalera aus Näfels. Seine Tochter Martina wurde eingeschult, und deshalb kehrten sie in ihre Heimat Argentinien zurück. Seither war er bei verschiedenen Damen- und Herren-Vereinen in Argentinien und Europa tätig. Viele Jahre war er für die Nationalteams von Argentinien, Deutschland und China tätig. Dies sei sehr vorteilhaft gewesen, weil er als Mitglied der Nationalteams nur etwa vier Monate pro Jahr unterwegs gewesen sei und so oft bei seiner Familie daheim gewesen sei und dies sehr geschätzt hätte, sagt er. Bei seinen Engagements in Polen (2014-2017) und Frankfurt (2020-2021) und jetzt in Amriswil ist es anders. Seine Familie lebt weiterhin in Argentinien. Nur wenn sie während der argentinischen Sommerferien in den europäischen Winter zu Besuch kommt, gibt es ein Wiedersehen - auch dieses Jahr.


Qualifikation 8. Runde:

Biogas Volley Näfels - LINDAREN Volley Amriswil 

Kanti, Glarus, Samstag, 13. November 2021, 18:00 h

Juan Manuel Serramalera: Nach Näfels soll er jetzt auch in Amriswil Meistermacher werden

Ivan Bedrac: 2002 rückte er ins NLA Team auf, im selben Jahr als Serramalera zu Näfels stiess. Zum Ostschweizer Derby sagt Näfels‘ Teammanager: Spielerisch hat sich die Mannschaft gefunden und in den letzten Spielen gezeigt, was mit Kampfgeist möglich ist. Mit einem soliden Spielaufbau und druckvollem Anspiel sowie der hoffentlich wiederum lautstarken Unterstützung des Publikums und des Fanclubs ist die Ausgangslage gegen den Tabellenersten offen

Steckbrief: Heute Teammanager und früher Spieler

Klare Anweisungen: Serramalera stellte seine Mannschaft stets ausgezeichnet auf den Gegner ein. Die Trainings im Vorfeld einer Partie wurden speziell auf den Gegner ausgerichtet

Kein Pardon: Lief ein Spiel nicht so, wie Juan es verlangte, brachte er dies unmissverständlich zum Ausdruck

Cupsieg 2007

Amriswiler in Näfels: Das Amriswiler Urgestein Marco Bär (rechts) spielte in der Saison 2006/07 unter Coach Serramalera bei Näfels

Das letzte Spiel von Juan mit Näfels: Im März 2007 besiegte Näfels Amriswil im Play-off Final 4:1 (2:3/3:1/3:2/3:2/3:0) und wurde zum achten Mal Meister

Hoffnung bei Näfels: Im Hinspiel zeigte Näfels eine gute Leistung, konnte jeweils am Satzende aber sein Spiel nicht durchziehen.