Samstag, 16. April 2022; 15:53
NLA

Wie meistens bei einer Trennung liegts an der Kommunikation

Von: Ruedi Gubser und Köbi Hefti

Am Schluss führte fehlendes Vertrauen zur Trennung von Volley Näfels und seinem Trainer Jan Vaclavik


Volley Näfels und sein Trainer Jan Vaclavik gehen getrennte Wege. Dies, obwohl der Tscheche noch einen Vertrag bis 2023 gehabt hätte. Eine frühzeitige Vertragsauflösung wirft Fragen auf. Auch die Medienmitteilung von Näfels trägt nicht gerade zur Klärung bei. Es habe sich gezeigt, dass Verein und Trainer in zentralen Punkten unterschiedliche Auffassungen und Einschätzungen gehabt hätten. Es sei während mehrerer Wochen nicht gelungen, sich auf eine Planung zu einigen, hinter der beide Seiten zu 100 ​Prozent stehen könnten, schreibt der Verein in der Medienmitteilung.

Unerwarteter Entscheid
«Für mich kam dieser Entscheid unerwartet, betont Jan «Honza» Vaclavik. «In den letzten zwei Monaten sprach ich mit Präsident Martin Landolt und Teammanager Ivan Bedrac oft über die Strategie für die nächste Saison. Bei dieser waren wir uns einig: Wir wollten in der nächsten Saison konkurrenzfähiger sein und hielten Ausschau nach neuen Spielern.» Vor zehn Tagen habe er dann die Information erhalten, dass der Präsident und der Teammanager offensichtlich ihre Meinung geändert haben in die Richtung der Schritte, die man nicht tun wollte. «Somit hatte ich das Gefühl, dass sie diese Entscheidung hinter meinem Rücken fällten. Beim nächsten Treffen mit Ivan Bedrac sagte ich ihm, dass ich unter diesen veränderten Umständen die nächste Saison nicht bleiben werde», lautet die Aussage des Trainers von Näfels.

Aneinander vorbeigeredet
Der Präsident von Volley Näfels betrachtete gewisse Aussagen von Vaclavik verständlicherweise aus einer anderen Perspektive. «Wir waren in der Kommunikation immer offen und haben Jan Vaclavik immer über unsere Ideen und Pläne informiert», sagt Martin Landolt. «Nur haben wir in diesen Gesprächen gespürt, dass er uns gar nicht verstehen wollte.» Eine Mannschaft zusammenzustellen, sei einlaufender Prozess. «Und in diesem Prozess hat Vaclavik unsere Anliegen und unsere Begehren nicht ganz verstanden.» Näfels wolle in der nationalen Spitze mitspielen, nur sei der Weg dahin unterschiedlich aufgezeichnet.

«Wir haben zunehmend aneinander vorbeigeredet», sagt Landolt. «Es stimmt, dass wir eine Strategie festgelegt haben, aber eine Strategie ist auch eine rollende Planung. Und wenn wir die Spieler nicht bekommen, die wir uns wünschen, müssen wir uns nach anderen umsehen», ergänzt der Präsident. «Passen diese dann aus unserer Sicht nicht zur übrigen Mannschaft, müssen neue Lösungen her und wir die Planung ändern.» Und in diesem Bereich habe sich Vaclavik zu wenig flexibel gezeigt. «Das gegenseitige Vertrauen hat darunter gelitten», so Landolt. Jan Vaclavik sei vom Potenzial der Mannschaft nicht gleich überzeugt gewesen wie der Vorstand mit Sportchef Ivan Bedrac. Zudem habe er die lokalen Spieler im Team eher als notwendiges Übel betrachtet, denn als förderungswürdige junge Spieler. «Es ist natürlich immer schade, sich von einem Trainer wie Vaclavik trennen zu müssen. Er hat gute Arbeit verrichtet. Aber wenn die Chemie nicht mehr stimmt, müssen solche Massnahmen ergriffen werden.» An der Nachfolgeregelung werde gearbeitet, so Landolt weiter. «Es sieht gut, dass wir erneut eine Kapazität aus dem Ausland werden verpflichten können.»

Ein bitteres Saisonende
Vaclavik räumt dem Management das Recht ein, eine andere Meinung zuhaben. «Sie leiten den Klub und sind für die besten Entscheidungen für den Klub verantwortlich», sagt er. «Ich mag es einfach, wenn Leute mir alles direkt sagen.» Für ihn sei es unter diesen Umständen ein sehr bitteres Saisonende. «Alle im Verein haben meine Frau und mich sehr gut behandelt. Der Klub erfüllte alle meine Anforderungen an das Training und an das Umfeld. Dies war einer der Gründe, weshalb wir in Näfels bleiben wollten.»

Weiter betonte Vaclavik, dass er sehr zufrieden damit sei, wie sich die Mannschaft im letzten Saisondrittel präsentiert habe. «Es macht mich stolz, wie die Spieler unsere Trainings angenommen haben – dreimal morgens und fünfmal nachmittags. Vielleicht war ich manchmal zu streng. Am Ende haben wir gut gekämpft und noch den Europacupplatz geholt.» Enttäuscht zeigte sich Vaclavik, dass er nicht früher den richtigen Schlüssel zum Team gefunden habe. Eine seiner Stärken sei normalerweise, die Mannschaft zu einer Einheit zu machen. «Dies hat mir in dieser Saison zu lange gedauert.» Für immer in Erinnerung bleiben wird dem Tschechen die Stimmung bei den Cupspielen in der Lintharena gegen Amriswil und auswärts in Luzern. «Die Näfelser Fans haben diese Spiele für mich aussergewöhnlich gemacht – und bestimmt auch für die Spieler.»

Jan Vaclavik hat aus seiner Sicht zu lange gebraucht, die Näfelser Mannschaft zu einer Einheit zu machen. Bild: Köbi Hefti