Donnerstag, 27. Januar 2022; 09:05
NLA

Volley Näfels‘ Teammanager ist mit dem bisher Erreichten nicht zufrieden

Von: Köbi Hefti

Im Gespräch äussert sich Näfels Teammanager Ivan Bedrac gleichermassen kritisch wie positiv über sein Team. Er glaubt daran, dass Näfels im Cup gegen Luzern bestehen kann.


Mit Teammanager Ivan Bedrac sprach Köbi Hefti

Fünf Runden sind in der Qualifikation noch zu spielen. Näfels hat neun Punkte Rückstand auf Rang 4, den es braucht, um in die Play-offs einzuziehen. Herr Bedrac, wie gross ist Ihre Enttäuschung darüber?
Ivan Bedrac: Enttäuschung ist dafür das falsche Wort. Für mich ist es eine Frage der Zufriedenheit. Vor der Saison stellt man sich Szenarien vor, fragt sich, wie gut und wie breit ist das Kader. Jetzt ist der Worst Case eigetroffen. Mit der Rangierung bin ich nicht zufrieden.

Woran liegt es, dass Näfels auch dieses Jahr die Erwartungen in der Meisterschaft nicht erfüllen konnte? Alles nur mit dem verletzungsbedingten Ausfall von Topscorer Bojan Strugar zu erklären, tönt nach einer zu einfachen Begründung?
Strugar war unser Topscorer, bekam pro Spiel bis zu fünfzig Bälle. Mit seiner Verletzung verschoben sich die Angriffe auf andere Positionen. Unser Spiel wurde für die Gegner einfacher lesbar. Nach schlechter Annahme oder aus der Verteidigung wurde fast immer über Position vier angegriffen und der gegnerische Block wartete bereits dort. Ein Blick auf die Statistik zeigt aber auch, dass wir nach guter Annahme meist schlechter angriffen als der Gegner. Dies zeigt, dass die Abstimmung nicht immer stimmt und wir im Angriff zu durchsichtig sind.

Hat Näfels ein Passeur-Problem?
Das möchte ich so nicht sagen. Wir haben nach dem Spiel in Amriswil analysiert, wie Amriswils Zuspieler Dima Filippov agierte – und im Vergleich zu ihm sind wir schon eine Stufe tiefer.

Es gibt Fans, die sich darüber ärgern, dass Näfels‘ NLA Team nicht hielt, was es versprach, man die Ausgangslage zu stark durch die rosarote Brille betrachtete. Was sagen Sie diesen Anhängern?
Ich habe auch anderes gehört, vor allem bei den Heimspielen. Bei einigen Spielen, vor allem auswärts, kamen die Emotionen aber nicht durch. Doch ich bin der Meinung, dass wir einige sehr gute Spiele zeigten. Die Partien gegen Amriswil und Luzern hätten wir 3:0 oder 3:1 gewinnen müssen statt sie am Ende zu verlieren. Der aktuelle Tabellenrang gibt den kritischen Anhänger aber sicherlich nicht unrecht.

Betrachtet man die vier ausländischen Profis, so haben diese zu Beginn der Saison einen starken Eindruck hinterlassen. Nach dem Ausfall Strugars ging‘s bergab. Was ist passiert?
Der Blick auf die Statistik widerlegt diese Aussage etwas. Klar, wir hatten in Genf keinen guten Auftritt und verloren 2:3. Doch das hing mit kranken und verletzten Spielern zusammen. Es ist aber so, dass Ilya Goldrin, den wir vor allem für die Stärkung der Annahme verpflichteten, zuletzt Unsicherheiten zeigte. Ich würde eher sagen, dass keiner dieser Spieler nach dem Ausfall Strugars über sich hinauswachsen konnte. Dies wäre aber bei einigen Spielen zwingend gewesen um bestehen zu können.

Seit Wochen spielt Näfels auf einem enttäuschenden Level. Wo orten Sie die Probleme?
Ein Manko ist sicher, dass wir keinen Leader haben, der das Heft in die Hand nimmt und die Mannschaft antreiben kann. Sobald wir grosse Gegenwehr spüren, kommt bei uns eine Blockade auf. Besonders in solchen Momenten braucht es ein Zugpferd, das sagt: «So jetzt gehen wir» und damit das derzeit angekratzte Vertrauen ins Team bringen kann.

Es fehlt uns derzeit aber auch ein Spieler mit Finisher-Qualitäten, der mit 70 oder 80-prozentiger Sicherheit in der Clutch-Time die Bälle verwertet

Sie haben sich als Teammanager bestimmt mit Coach Vaclavik ausgetauscht. Können Sie uns verraten, welches Schwerpunkte der Diskussionen waren?
Wir sprachen mit dem Trainer und der Mannschaft. In der Situation, in welcher wir uns befinden, ist dies unverzichtbar. Wir führten offene Gespräche, sprachen Probleme an, versuchten aber Vertrauen zu geben.

Blicken wir auf das kommende Wochenende. Ist Bojan Strugar wieder einsatzfähig?
Das kann jetzt noch nicht beantwortet werden. Er trainiert seit Montag wieder. Doch seine Fussverletzung behindert ihn noch, vor allem beim Springen. Sollte er einsatzfähig sein, so darf man von ihm aufgrund des verletzungsbedingten Trainingsrückstands keine Wunder erwarten.

Am Samstag gastiert Näfels beim viertplatzierten Schönenwerd. Drei Punkte müssten es sein, um die theoretische Chance auf die Play-offs zu wahren. Am Sonntag im Cup-Viertelfinale in Luzern geht es realistisch gesehen um die letzte Chance, die Saison doch noch zu retten. Was erwarten Sie von diesen beiden Spielen?
Das Spiel am Sonntag im Cup weckt bei mir Erwartungen. Luzern ist eine kämpferische Mannschaft. Doch auch wir wollen Stimmung in die Halle bringen. Für mich sind die Vorzeichen offen. Wenn wir die letzte Begegnung anschauen, hätten wir diese trotz Strugars Fehlen nicht verlieren müssen.
Anders sehe ich die Ausgangslage gegen Schönenwerd. Die Solothurner spielen daheim stark. Das wird ein harter Brocken, da reicht eine kämpferische Leistung allein nicht. Bisher hatten wir in der Betoncoupe Arena immer Probleme um die Orientierung zu finden, was sich in Ungenauigkeiten insbesondere im Spielaufbau widerspiegelte.

Sind Sie vor dem Cup-Spiel bei der Teambesprechung dabei um auf diese letzte verbleibende Option aufmerksam zu machen? Falls ja, welche Botschaft werden Sie dem Team auf den Weg geben?
Am Dienstag führte ich ein Gespräch mit dem Trainer und der Mannschaft. Ich werde mich auch am Sonntag nochmals an die Mannschaft wenden. Ich bin aber nicht Christian Constantin und werde keine Tirade loslassen. Alle, auch die Ausländer, wissen, worum es geht. Ich werde mit ruhigen Worten nochmals auf die Wichtigkeit aufmerksam machen und eine positive Note vermitteln.

Gegen die kampfstarken Luzerner zu gewinnen ist eine Herkulesaufgabe, das musste sogar Amriswil am Sonntag erfahren. Luzern siegte 3:2. Nach Näfels Auftritten in diesem Jahr scheint es für Ihr Team eine schier unlösbare Aufgabe zu sein.
Nein, das sehe ich anders. Ich glaube weiterhin an das Team.

Was stimmt Sie derart optimistisch?
Ich stufe meine Mannschaft spielerisch und kämpferisch besser ein als Luzern, wenn die dafür nötige Stimmung und Emotionen aufkommen.

Das ist aber eine heisse Aussage…
Ja, das ist so. Doch wenn die Stimmung da ist, packen wir es - die Mannschaft wird liefern. Was mich zudem optimistisch stimmt ist, dass Luzern gegen gute Teams immer wieder gewann, wenn es aber darauf ankam, auch schon Nerven zeigte.


Qualifikation 14. Runde:

Volley Schönenwerd - Biogas Volley Näfels

Betoncoupe, Schönenwerd, Samstag, 29. Januar, 17:30 h



Cup Viertelfinale:

CONCORDIA Volley Luzern -  Biogas Volley Näfels

Bahnhofhalle, Luzern, Sonntag, 30.Januar, 17:00 h

Teammanager Ivan Bedrac: Unzufrieden mit den Resultaten - optimistisch im Cup