Donnerstag, 1. Mai 2025; 06:45
NLA

Volley Näfels blickt erfreut zurück und besorgt nach vorne

Von: Paul Hösli

Die vergangene Saison ist für Volley Näfels eine der erfolgreichsten in der jüngeren Vergangenheit. Denn neben der ersten Mannschaft in der Nationalliga A haben auch weitere Teams eine starke Visitenkarte hinterlassen. - Sportlich läuft es also ausgezeichnet; die finanziellen Herausforderungen hingegen bleiben unverändert anspruchsvoll.


Nach dem Aufstieg von Glaronia in die Nationalliga A im Jahr 2023 durfte sich das Glarnerland in den letzten zwei Jahren sowohl bei den Frauen wie auch bei den Männern über Spitzenvolleyball freuen. Vor einigen Wochen jedoch musste Glaronia-Präsident Peter Aebli mitteilen, dass man sich aus wirtschaftlichen Gründen freiwillig aus der höchsten Liga zurückziehen möchte, beziehungsweise muss. Künftig spielen die Glarnerinnen wieder in der NLB.

Bei den Männern hat auch Sursee  den Rückzug angekündigt, nachdem vor einem Jahr schon Luzern mit dem gleichen Schicksal konfrontiert war.

Nichts ist selbstverständlich
«Es ist ein offenes Geheimnis, dass weitere Vereine mit ernsthaften Herausforderungen kämpfen. Dazu gehört auch Volley Näfels», sagt Martin Landolt ungeschönt. Der Präsident der Glarner Unterländer führt weiter aus: «Es fehlt an personellen und an finanziellen Ressourcen, während der entsprechende Bedarf aufgrund der immer höheren Anforderungen stetig ansteigt.»

Über Volley Näfels schwebt zudem immer noch das Damoklesschwert einer Verschuldung von rund 80 000 Franken, die laut der Lizenzkommission innert drei Jahren abgebaut werden muss. «Mehr als eine schwarze Null konnten wir in den beiden ersten Jahren dieser Auflage nicht erreichen. Ohne Hilfe von aussen wird dies auch im dritten Jahr nicht möglich sein», warnt Landolt. Spitzenvolleyball im Glarnerland sei daher nicht selbstverständlich. Martin Landolt dazu: «Und es ist keineswegs so, dass wir uns in Näfels nicht ähnliche Überlegungen machen, zu denen auch Glaronia gezwungen war.»

In mehreren Ligen an der Spitze
Wesentlich erfreulicher sieht hingegen das sportliche Fazit von Volley Näfels der vergangenen Saison aus. Und dies nicht nur in der Nationalliga A, sondern gleich in mehreren Teams. So steigen die Frauen des Vereins erstmals seit langer Zeit in die 1. Liga auf. «Die Grundlage dazu konnte mit der Verpflichtung von Thaïs Camargo als Spielertrainerin und dem Comeback von Passeurin Sisi Küng geschaffen werden», sagt Landolt.
Um diese beiden ehemaligen Spitzenspielerinnen habe sich ein ambitioniertes Team gebildet, das den Aufstieg gleich beim ersten Anlauf geschafft hat. Patrick Küng, sportlicher Leiter der Regionalmannschaften, erklärt diesen Coup folgendermassen: «Es ist einerseits die Erfahrung von Spielertrainerin Thaïs Camargo, andererseits vor allem aber auch ihre Leidenschaft, von dem das ganze Team profitiert. Insbesondere die jungen Spielerinnen haben sich von dieser Leidenschaft regelrecht anstecken lassen.»

Im Windschatten an die Spitze
Bereits in der 1. Liga spielt die zweite Männermannschaft von Volley Näfels. Vor einem Jahr hat das Team in dieser Liga sogar den Schweizer Meistertitel geholt, und auch in diesem Jahr hat es erneut für die Qualifikation in die «final four» gereicht. Auch hier spielen die Glarner also an der nationalen Spitze mit. Martin Landolt ordnet ein: «Das ist insofern wichtig und wertvoll, weil in diesem Team vor allem junge Nachwuchsspieler Erfahrungen sammeln, ebenso auch die jüngsten Kadermitglieder der Nationalliga A, wie Tom Schwitter und Dejan Bodganovski.»
In ihrem Windschatten würden weitere Talente an das nationale Niveau herangeführt.

Kein unnötiger Druck
Angesichts der finanziellen Herausforderungen ist der Anspruch von Volley Näfels, zur nationalen Spitze zu gehören, überhaupt nicht selbstverständlich. «Es ist umso beeindruckender, was das Team in der vergangenen Saison gezeigt hat», zeigt sich der Präsident zufrieden. Martin Landolt erklärt, weshalb: «Vor der Saison schien klar, dass Amriswil und Schönenwerd den Titel unter sich ausmachen. Jona hatte sehr ambitionierte Ziele angekündigt, Lausanne sein Team substanziell verstärkt, und mit Chênois ist per se immer zu rechnen.»

In Näfels hingegen sei bewusst darauf verzichtet worden, das junge und neu formierte Team mit konkreten Zielen unnötigem Druck auszusetzen.

Wenig fehlte zur Überraschung
Dass sich Volley Näfels am Schluss souverän die Bronzemedaille sicherte, hätte im letzten Oktober deshalb kaum jemand vorhergesagt. «Und mindestens so beeindruckend waren die Leistungen des Teams im Play-off-Halbfinal gegen das eigentlich übermächtige Amriswil», zeigt sich Martin Landolt mit dem Abschneiden sehr zufrieden.
Es habe in allen drei Spielen sehr wenig für eine faustdicke Überraschung gefehlt. «Wir waren in dieser Saison immer wieder auf Augenhöhe mit den beiden Top-Teams», fasst Ivan Bedrac als sportlicher Leiter stolz zusammen und schwärmt ebenso von den Leistungen im Europacup. Volley Näfels musste sich im Achtelfinale dem favorisierten Melilla geschlagen geben – dem Team aus der spanischen Exklave auf dem afrikanischen Kontinent.

An Optimismus fehlt es nicht
Diese Leistungen lassen Zuversicht für kommende Aufgaben aufkommen. Auch in der nächsten Saison setzt Volley Näfels auf Ignacio Verdi als Headcoach – muss aber nach drei Jahren Assistenzcoach Alvaro Jurado ziehen lassen, der vom Ligakonkurrenten Amriswil abgeworben worden ist. Das Team für die kommende Saison sei laut Ivan Bedrac bereits nahezu komplett und werde schon bald vorgestellt. «Es wird erneut ein junges, hungriges Team sein, das sich um den erfahrenen Captain Risto Nikolov formiert», so Bedrac

Nach dem letzten Spiel der Saison meinte Coach Ignacio Verdi mit der Bronzemedaille um den Hals: «Nächstes Jahr gibt es eine andere Farbe.» An Optimismus und sportlichem Ehrgeiz fehlt es also definitiv nicht.

Bei Volley Näfels bleibt der zentrale Wunsch bestehen: Das wirtschaftliche Fundament soll spürbar stabiler werden. «Nur so kann Volley Näfels auch in Zukunft an der nationalen Spitze für Spannung sorgen – und möglichst vielen jungen Spielerinnen und Spielern die Chance bieten, ihre sportlichen Träume zu verwirklichen», sagt der langjährige Präsident Martin Landolt.

Die Frauen von Volley Näfels freuen sich über den Aufstieg in die 1. Liga.

Captain Risto Nikolov will auch nächste Saison ein hungriges Team führen.