Montag, 18. Dezember 2023; 06:00
NLA

Volley Näfels’ Bescherung – für sich und das Publikum

Von: Köbi Hefti

Das Ostschweizer-Volleyball-Derby zwischen Näfels und Amriswil begeistert die Zuschauer. Nach einem 0:2 und 19:23 Rückstand im dritten Satz wendet Näfels das Blatt in Extremis und gewinnt das ultraspannende Spiel 3:2 (23:25, 23:25, 27:25, 25:23; 22:20).


Das Derby zwischen Näfels und Amriswil war ein zweieinhalbstündiges Spektakel mit einem ausserordentlichen Verlauf. Als Näfels knapp anderthalb Stunden nach Anpfiff mit 0:2 Sätzen und 19:23 hinten lag, fehlten den Thurgauern noch zwei Punkte zum klaren Sieg. Doch Näfels stemmte sich vehement und erfolgreich gegen eine 0:3-Klatsche, auch dank Amriswiler Missgeschicke. Nach einem Servicefehler Purificacaos scheiterten die Gäste im Anschluss beim Side-out drei Mal in Folge. Das erste Break buchte Ropponen mit einem «Briefkasten», danach landeten zwei Amriswiler Angriffe neben der Linie und schon stand es 23:23. Nur Minuten und zwei Amriswiler Time-outs später jubelten die Näfelser über den Satzgewinn. Nach einer spektakulären Reflexabwehr von Podleśny kam der Ball über Ropponen zu Captain Nikolov, der den Überblick behielt und die Lücke in der Mitte des Hinterfeldes traf. Die Freude bei Spielern, Trainern und Publikum über diesen «gestohlenen» Satzgewinn war immens und der endgültige Startschuss für ein unglaublich stimmungsvolles und lange nicht mehr erlebtes Derby in der Linthhalle.

Podleśnys Comeback
Der Auftakt ins Spiel verlief alles andere als spannend. Amriswil, das anstelle von Stammzuspieler Filippov mit Sorgue und ohne Migge startete, überrollte Näfels und führte 14:6. Doch dann nahm Näfels Fahrt auf. Unter der Regie von Passeur Aebli brillierten die Aussenangreifer Yamamoto und Süess. Beim Stand von 23:24 schnupperte Näfels gar am Ausgleich. Doch diese Chance verschoss Näfels mit einem vergebenen Penalty – Biella scheiterte an Amriswils Mittelblocker Imhoff – 25:23 für Amriswil. Diese Aufholjagd verlieh aber dem Team und den Zuschauern Mut. Näfels’ engagiertes Spiel gefiel. Als es drei Punkte in Folge zum 13:15 kassierte, reagierte Coach Hafner mit dem Wechsel des Zuspielers. Podleśny zeigte sogleich, dass seine lange Verletzungspause Geschichte ist. Er verlieh dem Näfelser Spiel neue Impulse. Zum Satzgewinn reichte es trotzdem nicht, Näfels musste sich erneut mit 23:25 geschlagen geben.
Nach dem spektakulären und einleitend beschriebenen Gewinn des dritten Satzes war in der Halle die Stimmung ausgezeichnet. Das Publikum, angeführt vom Fanclub und einer Gruppe Thuner-Fans, trieb die Mannschaft noch mehr an – mit Erfolg. Meist führte Näfels hauchdünn. Nach einer sehenswerten Finte Yamamotos aus dem Rückraum, hatte Näfels zwei Satzbälle. Den zweiten verwertete Nikolov mit einem wuchtigen Mittelangriff zum 25:23.

Nichts für schwache Nerven
Nach ausgeglichenem Beginn im Tiebreak führte Näfels beim Seitenwechsel 8:7. Kurz später bog Näfels mit einer 11:7 Führung auf die Ziellinie ein. Bei 13:13 war dieser Vorsprung aber verspielt. Was folgte, war ein nervenaufreibendes Finale mit sechs Matchbällen für die Glarner und zwei für die Thurgauer. Näfels agierte in dieser Phase mit viel Überzeugung, zeigte Charakter. Zum Schluss war es ein Einerblock von Hoffnungsträger Podleśny gegen Amriswils Brasilianer Purificacao, der Näfels den Sieg mit 22:20 eintrug. Ein Sieg, der Balsam für alle Näfelser ist, egal ob Spieler, Verantwortliche, Helfer oder Zuschauer. Teammanager Ivan Bedrac meinte jedenfalls: «Ich fühle mich 30 Kilo leichter, so gross ist der Stein, der mir vom Herzen gefallen ist, weil das Spiel lief und die Stimmung in die Halle zurückkehrte.»

Zwei Siege
Näfels strahlender Best Player Yamamoto sagte: «Ich bin so stolz auf das Team und mich. Das haben wir verdient. Wir sind eine gute Gruppe, die hart arbeitet.» Ebenso begeistert äusserte sich Podleśny nach seinem Comeback: «Es war wunderbar aufs Feld zurückzukehren, und ich war dafür bereit. Ich fühlte mich neben meinen Mitspielern sofort wohl und glaube, dass ich nicht so schlecht gespielt habe.» Captain Nikolov traf sehr gut, was dieser Erfolg wert ist: «Heute haben wir zwei Siege erzielt, wir haben das Spiel und das Publikum gewonnen.»


Fotos zum Spielbericht

Matchtelegramm

Volley Näfels – Volley Amriswil: 3:2 (23:25, 23:25, 27:25, 25:23; 22:20)

Lintharena, Näfels. – Spieldauer: 129 Minuten.

SR: Kälin,
Simonovic 

Volley Näfels:
Startformation: Aebli Kai (Passeur, 1 Punkt), Blaser (Libero), Biella (12), Süess (8), Thuner (3), Yamamoto (22), Ropponen (25)
Einwechslungen: Podleśny (Passeur, 5), Nikolov (Captain, 7),

Headcoach: Matjaž Hafner
Assistant Coach: Álvaro Jurado Moreno

Volley Amriswil:
Startformation: Sorgue (Passeur, 2), Diem (Libero), Höhne (19), Holdaway (11), Weisigk (21, Imhoff (16), Purificacao (18)
Einwechslungen: Filippov (Passeur, Captain), Schalch (1)

Headcoach: Juan Serramalera
Assistant Coach: Christopher Voth

Best Player: Vitor Yudi Yamamoto darf jubeln

Best Scorer: Antti Ropponen war mit 25 Punkte der beste Scorer im Derby

Rückkehrer: Błażej Podleśny war bei seinem Comeback schon wieder eine prägende Figur

So sieht Freude und Erleichterung aus: Näfels bejubelt den 3:2 Sieg