Freitag, 27. November 2020; 09:15
NLA

Volles Programm bei Näfels Libero Andrin Flück

Von: Köbi Hefti

Der 23-jährige Andrin Flück wurde von Biogas Volley Näfels als zweiter Libero verpflichtet. Die Verletzungshexe bei vielen Teamkollegen sorgte aber dafür, dass er bisher der Stammlibero war.


Mit Lorenz Küng und Andrin Flück gehören erstmals zwei Liberos zum NLA-Kader von Biogas Volley Näfels. Geplant war dies nicht, denn Volley Näfels und Trainer Oskar Kaczmarczyk wollten ganz auf Libero Lorenz Küng, den Mann aus den eigenen Reihen, setzen. Doch dann bewarb sich im Sommer Andrin Flück bei Näfels. Und so kam es, dass Näfels auch den Aargauer verpflichtete, als Libero Nummer 2.

Der heute 23-jährige Andrin Flück spielt schon 15 Jahre Volleyball. Er ist in einer Volleyball-Familie aufgewachsen. Sein Vater spielte Volleyball und amtete in Lunkhofen auch als Coach bei den Junioren. Auch seine beiden Brüder haben sich diesem Sport verschrieben. Nur seine Mutter spielte nicht. Sie hat ihren Sohn jedoch mit ganz anderen Sachen beeinflusst, wie mit seinem bündnerischen Namen Andrin, da sie ihre Wurzeln in der Surselva hat und betreffend Essen. „Niemand kocht so gut wie Mama“, schwärmt Andrin Flück von den Kochkünsten seiner Mama.

Mit einer Körpergrösse von 1.76 ist im modernen Volleyball heute kaum noch Raum, ausser eben auf der Position des Libero. Dies musste auch Flück erfahren. Bei den Junioren zuerst noch als Passeur spielend, schulte er sich bei den Aktiven um zum Libero.

Teamkollege von Manuel Sutter
Als Libero spielte er mit dem TV Lunkhofen zuerst in der NLB. Nach dem Abstieg und einer Saison in der 1. Liga suchte Andrin Flück eine grössere Herausforderung. Fündig wurde er in der NLB bei Volero. Dort spielte er drei Jahre, ehe er nach einer Blitzaktion mitten in der Saison von Uni Bern angeheuert wurde, weil Bern seinen Libero wegen Motivationsproblemen feuerte. Doch nach nur einer Saison war auch dieses NLA-Abenteuer von Andrin Flück vorbei, bedingt auch durch den Rückzug der Berner aus der NLA. Er kehrte zu Volero zurück. Dort spielte er im selben Team wie der ehemalige Näfelser Libero Manuel Sutter.  Konkurrenzkampf zwischen den beiden gab es aber keinen, denn Sutter spielte bei Volero auf Annahme/Aussen. Doch für Andrin Flück war der ehemalige Nationalspieler eine sehr wichtige Person. Er erklärt: „Manuel Sutter gab mir viel Input. Ich konnte sehr viel von ihm lernen. Es war eine Situation, die fast nicht besser hätte sein können. Er war dank seiner Kontakte zu Berns Kuba Radomski auch massgeblich am Blitztransfer nach Bern beteiligt.“

Im Gespräch mit Andrin Flück wird schnell klar, dass er diesen Sport über alles mag. „Es gab für mich immer nur Volleyball, etwas anderes kam nicht infrage“, sagt er. Seine Faszination zu diesem Spiel erklärt er so: „Es ist ein Teamsport, bei dem nicht alles von einem abhängig ist. Man muss aber trotzdem gut spielen. Doch einer allein kann es auch nicht richten. Teamsport mit Kollegen zu betreiben hat mir schon immer sehr gefallen. Ein guter Teamspirit fasziniert mich.“

Auf dem Spielfeld fällt Andrin Flück durch seine Ruhe und kräftige Postur auf. Irgendwie erinnert er an den langjährigen Spitzenlibero Clément Daniel, welcher mit Lausanne UC und Amriswil viele Erfolge feierte. Auch der Franzose war eher klein und sehr kräftig. Er liess sich wie der der Aargauer durch keine Granate erschüttern.

Zwei Karten in der Hand
Volleyball ist für Andrin Flück sehr wichtig, gerne würde er sich in der NLA als Libero durchsetzen und Schweizermeister werden. Doch er setzt auch ganz auf die Karte Job. Der Gebäudetechnikplaner EFZ Fachrichtung Lüftung arbeitet mit einem 100%-Pensum in Zürich in jener Firma, bei der er bereits die Lehre absolvierte. Auf die Frage, wie er Job und Sport unter einen Hut bringe sagt er, dass dies mehr oder weniger gut gehe. Er ergänzt: „Zum Glück habe ich noch genügend Ferientage und Überzeit, die ich abbauen kann. Solange es die Situation erlaubt, möchte ich ein möglichst grosses Arbeitspensum haben. Mal schauen, was die Zukunft bringt, wie es mit Volleyball weitergeht.“
Seine berufliche Tätigkeit, bei der es um Planungsarbeiten im Bereich Lüftung /Klima geht, gefällt ihm sehr gut. Derzeit arbeitet er an einem sehr spannenden Grossprojekt mit. Dabei geht es um eine riesige Überbauung in Zürich Altstetten, mit der Umstrukturierung bestehender Gewerbe- und Industrieflächen in ein neues Stadtgebiet im Westen.

Ehrgeizig und ruhig
Mit Beruf und NLA-Volleyball sind die Tage von Andrin Flück derart vollgepfropft, dass kaum noch Zeit für anderes vorhanden ist. Er erklärt, wie er diese Belastung meistert: „Mit viel Ehrgeiz und der Liebe zum Sport, aber auch zur Arbeit. Alles muss zusammenpassen. Solange ich das machen kann und beides funktioniert, gibt es keinen Grund, weshalb ich dies nicht machen soll.“
Er trauert deshalb auch seinen Winter-Hobbys, dem Snowboarden und Skifahren nicht nach und sagt: „Ich vermisse jetzt nichts. Was jetzt nicht möglich ist, kann ich später oder während der Zwischensaison machen.“ Dann wird er sich auch wieder auf sein Motorrad schwingen für eine gemütliche Ausfahrt, an einen See pilgern, zusammen mit Kollegen etwas zu unternehmen und mehr Zeit gemeinsam mit seiner Familie verbringen.
Andrin Flück beschreibt sich als ehrgeizigen und ruhigen Menschen. Es brauche sehr viel, um ihn auf die Palme zu bringen, und wenn, dann sei er auch schnell wieder unten. Eine positive Einstellung sei  ihm sehr wichtig und für ihn eine Hauptsache des Lebens, erklärt er. „Wenn jemand nur mit grimmigem Gesicht durchs Leben läuft gefällt mir das nicht. Ich mag fröhliche, lachende Gesichter, die positiv durch das Leben gehen“, so Flück weiter.

Dank Pech im Glück
Er sei eher ein Stadtmensch gesteht der Aargauer, doch bisher gefällt es ihm in Näfels sehr gut. Seine Kontakte und Erfahrungen im Glarnerland beschränken sich bisher wegen der Covid-Situation auf Volley Näfels. „Die Glarner erlebte ich erst im Volleyball und bisher ist das super“, schwärmt er von seiner neuen Umgebung und seinem Team.
Positiv fällt auch seine Zwischenbilanz über seine ersten vier Monate aus sportlicher Sicht aus. Er habe sich steigern können, sagt er, doch in den beiden letzten Spielen hätte er auch besser sein können, äussert er sich selbstkritisch.  Weiter sagt er: „Mit Oskar Kaczmarczyk  haben wir einen Vollprofi-Trainer, der viele Inputs gibt und dafür sorgt, dass ich viel dazulerne und vorwärts komme.“ Dass Andrin Flück gleich zu Beginn seiner Zeit bei Näfels so oft auf dem Feld stand, kam überraschend, war aber nach der vielen Verletzungen fast die einzige Option, die sich dem Trainer bot. Der nominelle Libero Nummer 1, Lorenz Küng, musste aus Personalnot plötzlich auf Annahme/Aussen spielen, so dass Andrin Flück als Libero ran musste. Das Verletzungspech der anderen war Andrin Flücks Glück.

Andrin Flück: Er wollte in die NLA und bewarb sich als Libero des NLB Vereins Volero bei Näfels – mit Erfolg

Positiv sein und Freude haben: Ganz wichtige Werte bei Andrin Flück

Er hat gut lachen: Wegen der vielen verletzten Spieler kam Andrin Flück gleich zu Saisonbeginn als erster Libero zum Handkuss, weil der nominelle Libero Nr. 1, Lorenz Küng als Annahme/Aussen ran musste

Kämpferisch: Andrin Flück mit einer spektakulären Defense

Schwierige Aufgabe: Wenn die Gegner über die Mitte angreifen ist bei Näfels am Netz die Gegenwehr klein, da können dann nur noch Andrin und seine Verteidigungskollegen helfen

Teamspirit: Zusammen als Team etwas erreichen ist für Andrin Flück sehr zentral

Fortschritte: Andrin Flück sagt, dass er seit Saisonbeginn Fortschritte gemacht habe, trotzdem sei er mi seinen beiden letzten Auftritten nicht ganz zufrieden