Freitag, 2. Oktober 2020; 07:42
NLA

Verletzungshexe verscheucht die Finnen

Von: Ruedi Gubser

Als wäre Corona nicht genug: Schwere Verletzungen von neuverpflichteten Leistungsträgern hat die Saisonvorbereitung von Biogas Volley Näfels stark gestört. Ersatz ist entweder schon verpflichtet worden oder noch unterwegs.


Das Sportjahr 2020 ist verhext: Meisterschaftsabbrüche in den verschiedensten Mannschaftssportarten (vor allem in der Halle), reihenweise Streichung von Anlässen bis zum Totalausfall von Wettkämpfen (Schwingen). Verhext wurde das Sportjahr durch den Coronavirus. Und als ob dieser Virus und seine Folgen alleine nicht schon genug des Übels wäre, schlug bei Biogas Volley Näfels noch die Verletzungshexe zu. Und wie. «So viele Verletzte gibt es höchstens während einer Saison», sagte Näfels’ Präsident Martin Landolt an der Mannschaftspräsentation in den Verkaufsräumen von Tondo Automobile in Mitlödi. «So etwas habe ich noch gar nie erlebt», ergänzte Teammanager Ruedi Gygli.

Verletzungen der gröberen Art
Als Ersten traf die Verletzungshexe die Näfelser Neuverpflichtung Antti Ropponen. Bei einem Zusammenzug der finnischen Nationalmannschaft brach sich der 25-Jährige in der zweiten Augusthälfte den Mittelfussknochen. Was anfänglich nach einer normalen konventionellen Heilung und einer verspäteten Ankunft in Näfels aussah, erwies sich schliesslich als komplizierterer Bruch, der operativ behandelt werden musste und eine Volleyballpause von vier Monaten nach sich zieht. Die Konsequenz daraus war, dass Näfels den Vertrag mit Ropponen auflöste.
Als Zweiten erwischte es mit Miro Määttänen einen weiteren Neuzuzug und erneut einen Finnen. In einem Testspiel gegen den TSV Jona renkte sich Määttänen die Schulter aus. Normalerweise ist die Genesung und Sportpause nach einem solchen Malheur absehbar. Aber was ist schon normal in diesem Coronajahr? Beim Auskugeln der Schulter beschädigte Määttänen die Nerven. Seither hat er im Arm und in der Hand kein Gefühl mehr und kann beides nicht mehr bewegen. Die Konsequenz daraus ist, dasser sich einer Operation unterziehen muss und mindestens die gesamte Saison ausfällt.
Eigentlich heisst es, «aller guten Dinge sind drei». Dieses Sprichwort kann bei Näfels abgeändert werden auf «aller schlechten Dinge sind drei». Denn als Dritten erwischte die Verletzungshexe Patryk Napiorkowski. Der Pole, auch er ein Neuer bei Näfels, riss sich im Fuss die Bänder und dürfte noch vier bis sechs Wochen ausfallen. Und als bei der Mannschaftsvorstellung bei Tondo Damian Hudzik mit eingebundener Hand auftrat, meinte Ruedi Gygli nur: «Noch ein Verletzter? Das ist jetzt neu für mich.»


«Keine einfache Situation»
«Das ist keine einfache Situation», meinte Gygli weiter. Nicht nur, dass er sich wegen der Totalausfälle der beiden Finnen auf die Suche nach Ersatz begeben musste, es ging mit dem Aus der beiden auch viel Substanz verloren. Sowohl Ropponen wie auch Määttänen hätten dafür sorgen können, dass Näfels in der kommenden Saison den Anschluss an die Spitzenteams wieder schafft. Die Lücke, welche die beiden Finnen hinterlassen, sollen zwei Landsleute von ihnen füllen. Antti Ronkainen (Annahme/Aussen) und Henrik Porkka (Mitte) bringen gute Voraussetzungen mit, um Näfels bei der Realisierung der Ziele zu helfen. Ronkainen gibt denn auch unbescheiden den Meistertitel als seine persönliche Zielsetzung an.

Fabian Martinez kehrt zurück
Das dürfte angesichts der Verletztengeschichte der Näfelser etwas schwierig werden. Durch die Ausfälle und die dadurch notwendigen Umstellungen auf verschiedenen Positionen war an ein «normales» Training kaum zu denken. «Wir konnten auch praktisch nie sechs gegen sechs spielen»,meinte Captain Kai Aebli dazu. «Und wir mussten ohne Diagonalangreifer trainieren», ergänzte Ruedi Gygli. «Unter diesen Voraussetzungen werden wir einen schwierigen Start in die Meisterschaft haben und nicht zu viel von unserem Team erwarten dürfen», so Gygli. Dem weiteren Verlauf sieht der Teammanager aber trotz den Schwierigkeiten optimistisch entgegen. Das rührt auch daher, dass er kurzfristig Fabian Martinez verpflichten konnte. Der Venezolaner spielte bereits einmal für Näfels (2013 bis 2018), und er weiss, wie man Titel holt. Zweimal gewann er mit Näfels den Pokal im Schweizer Cup. Martinez spielte zuletzt in Bahrain. Wenn alles normal läuft, sollte in den nächsten zwei Wochen auch das Bewilligungsverfahren abgeschlossen sein. Gygli hat zudem einen weiteren ausländischen Spieler an der Angel. «Ich bin zuversichtlich,dass es zu einem Vertragsabschluss kommt», so Gygli.

Erstmals ein Profi-Assistent
Zuversicht schöpft Gygli auch aus dem Trainerduo. Oskar Kaczmarczyks Volleyball-Philosophie dürfte in der zweiten Saison besser verstanden werden als in der ersten,was auch mit den Veränderungen beim ausländischen Personal zusammenhängen könnte. Ein junger Finne oder Pole lässt sich eher umpolen als ein routinierter Grieche. Und erstmals in der Geschichte von Volley Näfels steht dem Cheftrainer ein professioneller Assistent zur Seite. Blazej Kusmierz, wie Kaczmarczyk ein Pole, ist zugleich für das Athletiktraining
zuständig.
Neben den ausländischen Spielern - Stand heute drei Polen, zwei Finnen und ein Venezolaner – wird bei Näfels auf das einheimische Schaffen gesetzt. Mit Kai Aebli, Lorenz Küng, dem reaktivierten Marco Gygli, Nico Süess, David Aebli und Aron Murati gehören sechs Glarner zum Kader des NLA-Vertreters. Das wird auch Präsident Martin Landolt freuen, der schon bei seiner Amtsübernahme keinen Hehl daraus gemacht hatte, dass er am liebsten sähe, wenn die NLA-Mannschaft aus lauter Glarner Spielern zusammengesetzt wäre. Das wird wohl ein Traum Landolts bleiben. Denn ohne ausländische Verstärkungen ist in der NLA kein Blumentopf zu gewinnen, und mit sechs Spielern dürfte das Soll an NLA-tauglichen Glarner Volleyballern erreicht sein.

Kader 2020/21 von Biogas Volley Näfels
Trainer: Oskar Kaczmarczyk (POL, seit 2019).
Assistenztrainer: Blazej Kusmierz (POL, neu).
Lorenz Küng (Libero), Marco Gygli (neu, Passeur), Andrin Flück (neu, Libero), Patryk Napiorkowski (POL, neu, Diagonal), Nico Süess (Annahme/Aussen), Damian Hudzik (POL, Mitte), Antti Ronkainen (FIN, neu, Annahme/Aussen), Ernest Plizga (POL, Annahme/Aussen), Kai Aebli (Passeur), Fabian Martinez (VEN, neu, Diagonal), Henrik Porkka (FIN, neu, Mitte), David Aebli (neu, Annahme/Aussen), Aron Murati (neu, Mitte)

 

 

Qualifikation: 1. Spieltag

Biogas Volley Näfels – Lindaren Volley Amriswil

Kantonschule Glarus, Samstag, 03. Oktober 2020, 18:00 h