Trotz Enttäuschung bleibt bei Volley Näfels viel Positives haften
Die ambitionierten Ziele hat Biogas Volley Näfels nur im Cup erreicht, nicht aber in der Meisterschaft. Eine tolle Truppe, beeindruckende Spiele und Verletzungssorgen zeichnen Näfels im Rückblick aus.
Biogas Volley Näfels blickt trotz der verpassten Play-offs auf ein Jahr zurück, in welchem die positiven Eindrücke überwiegen. Präsident Martin Landolt bringt es auf den Punkt: «Eigentlich trübt nur der Blick auf die Rangliste meine Einschätzung dieser Saison. Wir haben in der Meisterschaft unser Ziel nicht erreicht, auch wenn sich dafür durchaus plausible Erklärungen finden lassen.» Mit drei 0:3-Pleiten startete Näfels schlecht, aber nicht völlig unerwartet erfolglos in die Saison. Nach dem geplatzten Transfer des iranischen Diagonalangreifers verpflichtete Näfels zwar innert kürzester Zeit - aber nach Saisonbeginn - mit Bojan Strugar den MVP und Topscorer des letzten Jahres. Es war ein Meisterwerk des neuen Teammanagers Ivan Bedrac genauso wie die Verpflichtungen aller neuen Spieler, welche hielten, was man sich von ihnen versprach. Doch bis die Automatismen mit Strugar funktionierten, dauerte es Wochen, und schon waren drei Partien verloren.
Chancenlos gegen Verletzungshexe
Dazu waren einige Personalentscheide mutig, wie beispielsweise auf Lorenz Küng als Libero zu setzen, nachdem er auf dieser Position im letzten Jahr vom damaligen Coach aufs Abstellgleis gestellt wurde. Für das geschenkte Vertrauen bedankte sich Küng mit einer stetigen Leistungssteigerung. Er hat sich als Libero etabliert. Riskant war auch auf Kai Aebli als Nummer eins am Pass zu setzen. Nachdem er zu Beginn der Saison verletzungsbedingt fehlte, meldete sich wenig später - wie schon letztes Jahr - erneut sein Rücken. Aebli konnte deshalb nur selten zeigen, wozu er wirklich fähig ist. Für die nächste Saison nimmt er eine Auszeit mit dem Ziel, danach ohne Rückenbeschwerden zurückkehren zu können. Mit dem nominell zweiten Passeur Marco Gygli hatte Näfels aber einen Altmeister in seinen Reihen, der routiniert, mit Cleverness und Spielfreude das Spieldiktat in seine Hände nahm.
Lange gefehlt hat auch der vierte Annahmespieler David Aebli, welcher sich nach einer Operation am Arm lange schonen musste. Doch den grössten Dämpfer gab es anfangs Dezember, als sich Bojan Strugar verletzte und dem Team fast drei Monate spürbar fehlte. Ende Januar kehrte er zwar kurz zurück, doch eine Bauchmuskelverletzung bremste ihn erneut. Das Pech Strugars war die Chance für Youngster Robin Lienhard. Der Diagonalangreifer überraschte mit seiner unbekümmerten Spielweise und bewies, welch Rohdiamant er ist. Doch der Ausfall des wichtigsten Angreifers kam für Näfels genau zu jenem Zeitpunkt, als es in Fahrt gekommen war, tolle Spiele zeigte und die Play-offs ins Auge fasste. Der Knacks in Strugars Fuss verursachte auch bei Näfels einen Knacks – ohne den Punktegaranten gingen sämtliche Spiele gegen die Play-off Mitkonkurrenten verloren.
Höhepunkt Cup
Doch die Ehrat-Truppe liess sich vom Zwischentief nicht unterkriegen. Präsident Landolt dazu: «Das Team hat stets nach vorne geschaut, bis zum Ende der Saison professionell gearbeitet und insbesondere immer wieder als Kollektiv überzeugt. Von den Charakteren her war dies seit Jahren eine der besten Truppen. Auch sportlich ist das Potenzial immer wieder aufgeblitzt.» Am deutlichsten wurde diese positive Grundhaltung im Cup sichtbar. Im Viertelfinal setzte sich Näfels gegen das Team der Stunde in Luzern klar durch und erreichte damit das Ziel Cup-Halbfinal. Nur zwei Wochen später forderte es dem späteren Cupsieger Amriswil in einer äusserst stimmungsvollen Partie in der Linthhalle alles ab, ehe es sich geschlagen geben musste. Sehr überzeugend waren auch die Auftritte in den Spielen um Rang fünf – Näfels war das stärkste Team.
Nach der Rückkehr im Dezember in die aufgefrischte Linthhalle fühlte sich die Mannschaft auf Anhieb heimisch und spielte stark auf. Die Play-off Teilnehmer Lausanne und Chênois mussten die Lintharena ohne Punkte verlassen. Doch in diesen Spielen konnten die Näfelser ohne Druck antreten. Dieses befreite Aufspielen fehlte zuvor manchmal, vor allem in der Money-Time. Bestes Beispiel dafür ist das Spiel gegen Amriswil in Glarus, als man den bis dahin verlustpunktlosen Kronfavoriten zweieinhalb Sätze an die Wand spielte, am Schluss aber verlor. «Wir müssen mental stärker werden - insbesondere unter Druck. Hier muss unsere Trainercrew noch Fortschritte erzielen», kommentiert der Präsident.
Der verlorene Sohn
Näfels‘ Fortschritte im Spiel bei Service, Block und Defensive waren unverkennbar. Dazu wirkte das Team fit. Coach Vaclavik sorgte auch für einen historischen Moment beim Sieg gegen Lausanne, als er für kurze Zeit sechs Glarner aufs Feld schickte. Die Vision des Vereins, mit einheimischen Spielern Erfolg zu haben, wurde damit für einen Augenblick Realität. Ermöglicht hat dies das jüngste Eigengewächs der Näfelser, Gian Thoma. Der 18-jänrige Niederurner war der zweite junge Glarner neben Lienhard, der erstmals im NLA-Team auftauchte. Die Begeisterung über die Fridolin-Truppe beim Publikum war gross. Doch auch die Stamm-Sechs war sehr beliebt - Biogas Volley Näfels Ausgabe 2021/22 kam sehr gut an. Das Vorhaben der Verantwortlichen, möglichst viele Spieler zu halten ist eine Herausforderung. Mit dem Rücktritt von Captain Samuel Ehrat und der Pause von Kai Aebli ergeben sich gezwungenermassen Veränderungen. Es ist zu hoffen, dass unter den Neuverpflichtungen ein Leader ist, der das Team richtig pushen kann. Nachdenklich stimmt, dass Annahme/Aussenspieler Nico Süess in dieser Saison kaum zum Einsatz kam. Die zwei über weite Strecken überzeugenden ausländischen Annahme-Spieler wurden Süess zum Verhängnis – einen echten Dreikampf um den Stammplatz gab es kaum. So bleibt nur die Hoffnung, dass nicht zutrifft, was öfters zu hören war, dass der Trainer Nico Süess verloren hätte. Näfels braucht ihn, denn er ist mit 23 Jahren noch jung und immer noch ein Riesentalent, das vieles mitbringt.