Donnerstag, 18. April 2024; 08:00
NLA

Trotz aller Probleme: Volley Näfels macht in der NLA weiter

Von: Ruedi Gubser

Die Volleyballer von Näfels haben Sorgen. Sie erhielten die Lizenz für die nächste Meisterschaft nur unter Auflagen, weil sie Schulden haben. Nun werden die sportlichen Ambitionen zurückgeschraubt.


Quo vadis Volleyball-NLA bei den Männern? Quo vadis auch bei Volley Näfels? Die Fragen sind berechtigt. Wie soll es weitergehen in der höchsten Schweizer Liga? Nach dem Rückzug von Luzern ist das Grüppchen der besten Klubteams noch auf sechs Teams geschrumpft. Wie soll es weitergehen mit dem neunfachen Schweizer Meister aus dem Glarnerland? Denn es kam die Sorge auf, dass auch Näfels wegen finanzieller Probleme das Handtuch würde werfen müssen.

«Wir mogeln uns durch»

«Wir ringen nicht erst seit gestern um eine nachhaltige Existenz», sagt Volley-Näfels-Präsident Martin Landolt. Näfels ringt auch um die Lizenz für die Saison 2024/25. Diese wurde vom Schweizer Verband nur mit Auflagen erteilt. «Ob wir diese Auflagen bei der nächsten Lizenzierung im Spätsommer erfüllen, ist heute ungewiss», so Landolt weiter. Näfels mogelt sich in finanzieller Hinsicht schon seit mehreren Jahren von Saison zu Saison durch. «Und wer sich stets damit befassen muss, die Vergangenheit zu regeln und die Gegenwart zu überleben, hat keine Chance, seine Zukunft vernünftig zu planen und wertvolle Schritte nach vorne zu machen», betont Landolt. Den Verein drückt eine Schuldenlast von knapp 80 000 Franken. Diese ist vergangene Saison entstanden, als die Rechnung mit einem Verlust von 100 000 Franken abschloss. «Ich ging davon aus, dass wir während der Saison noch Sponsoren finden würden, die eine ausgeglichene Rechnung ermöglichten.» Dem war aber nicht so. Immerhin zahlte sich die Investition in ein teureres Kader insofern aus, als am Ende der Saison 2022/23 in der Meisterschaft der 3. Platz resultierte.

Geldquelle sprudelt nicht mehr

Laut den Vorgaben des Verbandes müssen die Näfelser ihre Schulden innert drei Jahren tilgen. Das wird zu einer Herkules-Aufgabe. Denn die Geldquelle im Glarnerland sprudelt fürs Spitzen-Volleyball nur noch spärlich. Es sei bedauerlich, dass sich die Wirtschaft, insbesondere die grösseren Unternehmen im Kanton, aus dem Sponsoring im Volleyball zurückzögen und kein Bekenntnis zu den Vereinen in der Region mehr abgäben, meint Landolt. «Volley Näfels und Glaronia sind regionale Leuchttürme mit nationaler Ausstrahlung in der immer noch zweitpopulärsten Mannschaftssportart der Schweiz.»

Ein Leuchtturm wirft auch Schatten

Apropos Leuchtturm: Mit ein Grund, dass die Geldquelle für Volleyball beinahe versiegt, ist das Eidgenössische Schwingfest 2025 in Mollis. «Das Esaf trifft Näfels am heftigsten», sagt Landolt. Von ihm persönlich werde man zu diesem Mega-Anlass aber nie Kritik hören. Er engagiert sich auch im Organisationskomitee. «Das Esaf ist für den Kanton Glarus und die Region ein Leuchtturmprojekt. Und ein Leuchtturm wirft eben auch Schatten.»Und in diesem Schatten bereitet sich Volley Näfels auf die nächste Saison vor. Ein Rückzug aus der NLA, wie das Luzern getan hat, kommt für Martin Landolt nicht infrage. «Das war bei uns im Vorstand nie ein Thema. Wir alle, die sich für den Verein einsetzen, sind mit Herzblut dabei und emotional stark mit ihm verbunden. Wir spüren den Rückhalt und machen weiter in der NLA.»
Näfels wird aber zukünftig kleinere Brötchen backen müssen. Das Kader wird dünner sein, die sportlichen Ambitionen geringer. «Die Finanzen erlauben uns kein Wunschkonzert mehr. Wir werden Kompromisse eingehen müssen», so Landolt. Und er wünscht sich eine Meisterschaft mit acht bis zehn Teams. «Das ist möglich. Der Verband muss lediglich die hohen Anforderungen für die höchste Liga etwas herunterschrauben.»
Im sportlichen Bereich wirkt sich das Nachwuchskonzept des Verbandes für Näfels ebenfalls nachteilig aus. Die Förderung der Talente geschieht nun beim Verband mit seinen Leistungszentren und nicht mehr ausschliesslich bei den Vereinen. Dadurch fehle die Verbundenheit mit einem Verein, betont Landolt. «Die Näfelser DNA ist nicht mehr vorhanden.» Auf der anderen Seite profitiert Jona offensichtlich davon, Standort eines Leistungszentrums zu sein, und hat den Sturm an die nationale Spitze als Ziel genannt.

Ein Spiel zerstört die Saison

Die nationale Spitze wird für Näfels nicht mehr das Ziel sein. Der Verein, der neun Meistertitel, sieben zweite Plätze, fünf dritte Ränge sowie neun Cupsiege, weitere acht Cupfinalteilnahmen und dazu acht Siege im Super Cup in seinem Palmarès hat, muss nun um seine Zukunft kämpfen.
Und dazu gehört auch die Bewältigung der Vergangenheit. Heisst der Saison 2023/24. «Diese war emotional äusserst brutal. So etwas habe ich als Präsident zum ersten Mal erlebt», sagt Landolt. Und das ist er immerhin schon seit 2011. Er spricht von einer eigenartigen Saison. Die Verletzung von Passeur Blazej Podlesny vor Saisonbeginn versetzte das Team in eine Schockstarre. Mit Podlesny steigerte sich das Team enorm, zeigte sein Potenzial auf und erreichte am Ende der Qualifikation noch den 3. Platz. Und dann kam das, was Landolt meinte, es so noch nie erlebt zu haben. Nach dem 3:0-Auswärtssieg in den Play-off-Viertelfinals in Luzern verloren die Näfelser zu Hause im entscheidenden Golden Set, schieden aus und mussten die Partien um die «Goldene Ananas», den 5. Platz, bestreiten. Diesen sicherten sich die Näfelser schliesslich mit einem Erfolg über Chênois.
«Ein einziges Spiel hat unsere Saison kaputtgemacht», sagt Landolt. Das stimmt. Diese gute Ausgangslage zu verspielen, das muss man erst einmal hinkriegen. Aber wie auch immer: Vielleicht ist dieser 5. Platz für längere Zeit die beste Klassierung der Näfelser Volleyballer in der Nationalliga A gewesen.

Spannender Primavera-Apéro in Näfels

Volley Näfels versucht viel, um neue Geldquellen zu erschliessen. So wurden beispielsweise Lose verkauft, und an der Näfelser Fahrt waren die Volleyballer mit einem Stand vertreten. «Wir verlangen in dieser Situation viel von unseren Mitgliedern», sagt Präsident Martin Landolt.
Am 24. Mai, ab 16.45 Uhr, findet in der Lintharena in Näfels ein spezieller Anlass statt, von dem Volley Näfels finanziell profitieren kann, fliesst doch der Gewinn daraus in die Kasse der Volleyballer. Am sogenannten «Primavera-Apéro» sind der ehemalige Skirennfahrer Mauro Caviezel, der Präsident von Swiss Olympic, Jürg Stahl, die ehemalige Direktorin des Schweizer Turnverbandes, Beatric Wertli, sowie Walter Hofmann, Geschäftsführer des Esaf 2025 in Mollis, zu Gast.

Ein Spiel macht die ganze Saison kaputt (Bild Köbi Hefti)