SEAT Volley Näfels um zwei winzige Pünktlein glücklicher
SEAT Volley Näfels buchte die zwei wichtigsten Punkte der ganzen Saison auf sein Konto und gab damit Finalgegner CS Chênois aus Genf das Nachsehen. Und es sind diese beiden Zähler, welche den Glarnern den neunten Meistertitel bescherten und sie damit an die Spitze im Schweizer Volleyball zurückkehren lassen.
Der Punktesaldo der Finalissima zeigt, dass Chênois sogar mehr Punkte holte als der neue Meister. Mit dem hohen Sieg im Startsatz, erarbeitete sich die Cuko-Truppe diesen Vorteil. Nur eben, mit den fünf Zählern mehr im ganzen Spiel, kann sich Chênois nun überhaupt nichts kaufen. Ihm gebührt aber der grosse Respekt für seine Leistung und vielleicht noch mehr für die tolle Fairness in dieser Serie. SEAT Volley Näfels ist der grosse Gewinner und kann sich freuen über die Rückkehr an die Spitze. Eine Spitze welche breiter ist als je zuvor im Schweizer Volleyball. Dies jedenfalls ist die Momentaufnahme per Ende der Saison 2010/2011. Volley Amriswil kam zwar zum Schluss bös unter die Räder, aber so schlecht wie sich zuletzt präsentierten (acht Niederlagen in Serie), waren sie über die ganze Saison natürlich nicht. Wie auch Lausanne UC (Carlos Guerra, der Schwager von Freund Gustavo Meyer war mitten unter den Näfelser Fans - Familie ist schliesslich Familie) welches nach dem Sieg in der Vorrunde der Playoff-Quali, nicht mehr ganz auf dem selben Level weiterspielen konnte. Gibt es jetzt ein grosser Gewinner nebst SEAT Volley Näfels, dann ist das ganz sicher das Volleyball selbst. Diese Finalserie war allerbeste Werbung für diesen Sport. Die Medienpräsenz eindrücklich und schon fast an Italienische Verhältnisse erinnernd, zeigte die Wichtigkeit dieses allerletzten Spiels in der lintharena. (hier sehen Sie was SF darüber berichtet hat) und hier die Berichte von tsr.
Präsident Görauch's letzter Titel
Dass es überhaupt soweit kommen konnte, dahinter stehen Personen. Leute die selbstlos und nur ihren idealistischen Zielen verpflichtet, hunderte von Arbeitsstunden um Gottes Lohn auf sich nehmen, um möglich zu machen, dass der Ort Näfels immer und immer wieder in die ganze Schweiz, ja in die ganze Welt hinausgetragen wird. Allen gebührt grosser Dank. Am meisten verdient sich dieser jetzt aber Präsident Klaus Görauch. Seit kurzem pensioniert, gibt er auf die nächste Hauptversammlung im Frühherbst sein Mandat ab. Mit grossem Stolz wird er dann auf eine 20-jährige Tätigkeit an der Spitze der erfolgreichsten Glarner Mannschaft aller Zeiten zurückblicken können. Alle, aber er vor allem, hat sich sehnlichst gewünscht, diese Saison mit einem Schweizer Meister-Titel abschliessen zu können. Dalibor Polak und seine Jungs haben ihm und allen Fans diesen Wunsch erfüllt.
Was in früheren Jahren oft schon fast selbstverständlich war, musste heuer ganz hart erkämpft werden. Umso schöner ist, dass es nun endlich wieder geklappt hat. Und das sagen die überglücklichen Spieler nach geschlagener Schlacht:
Die Meisterspieler – ihre Leistungen und ihre Begeisterung nach dem Titelgewinn
Nr. 1: „Rösli“ Roosewelt ist wohl der beste Blockspieler der letzten Jahre. Er hat Spiel 2 in Genf mit seiner Service-Serie herumgerissen und den Sieg eingeleitet. Damit blieb Näfels in der Serie drin und dafür gebührt ihm grosse Anerkennung. Zum Titel sagte er: „Ich bin sehr glücklich, so glücklich, dass ich heute nicht schlafen werde.“
Nr. 2: Marco Gygli war der Edelreservist dieser Saison. Gleich einem Goalie war er immer sofort bereit ins Spielgeschehen einzugreifen und gab damit auch Passeur Bedrac - dem primus inter pares - Rückhalt seine Arbeit gut zu machen. Vom Naturell her frecher, setzt Gygli die Angreifer in der Mitte besser ein und sorgt somit für mehr Überraschung im Näfelser-Spiel. Sein Fazit nach dem Sieg: „Es war ein Krimi, ich brauchte viel Nerven. Nach der Baisse der letzten drei Jahre freut mich dieser Meistertitel vor allem für Ivan, Dani und mich, da wir die einzigen sind, die die diese schwierige Zeit durchmachten. Es ist eine riesige Erleichterung.“
Nr. 3: Fabian Brander, obwohl nicht in der Stammsieben, hat auch er einen grossen Anteil am Meistertitel. Ab der zweiten Saisonhälfte legte er im Bezug auf sein Selbstvertrauen stark zu und zeigte, wenn er spielte, sehr guten und erfolgreichen Einsatz. Fabian machte sich an seinem Geburtstag mit dem Blockpunkt zum Meistertitel sein schönstes Geschenk gleich selbst. Entsprechend überschwänglich tönt er: „ Oh ja, oh ja, what a Feeling. Der beste Geburtstag, der wird mir ewig in Erinnerung bleiben.“
Nr. 5: Michi Brander kam nur sehr sporadisch zum Einsatz, hat aber ganz bestimmt im Training den Titularen geholfen, dass diese effizient trainieren konnten.
Nr. 7: Marcio Sinotti die Diva. Ein aussergewöhnlicher Spieler in jeder Beziehung. Wenn er schlecht spielte, dann war das immer sehr schlecht. Aber wenn er gut spielte, dann auch immer entsprechend sehr gut. Kann jederzeit ein Spiel fast allein entscheiden. Verfügt über eine phänomenale Sprungkraft, ein gutes Auge beim Angriff, eine stabile Annahme und einen Hammerservice, den er dank seiner Kaltblütigkeit in ganz heissen Momenten auch fünf- oder mehrmals hintereinander präsentieren kann. So auch wieder in der Finalissima ganz zum Schluss. Den Schlusspfiff erlebte Sinotti ganz speziell: „Es war ein sehr enges Spiel, mit Matchbällen auf beiden Seiten. Zuerst realisierte ich gar nicht, dass wir gewonnen hatten. Erst als alle jubelten merkte auch ich es. Es war perfekt.“
Nr. 8: Ivan Bedrac - Wer sagt denn, dass man mit ihm nie einen Titel gewinnen kann? Verfügt über einen sehr starken Service, wenn es ihm rollt. Er hat im Bezug auf die Übersicht und Spieltempo grosse Fortschritte gemacht, kann aber noch besser werden und seinem jüngeren Kollegen Gygli im Bezug auf die Varianten noch einiges abschauen. Sein Selbstvertrauen ist stark gewachsen und er bleibt jetzt auch in brenzligen Situationen ganz einfach cool. Sehr erleichtert zeigte sich Ivan Bedrac Minuten nach dem Spiel: „Ich bin superglücklich – jetzt kann ich wieder schlafen.“
Nr. 9: Marc „Mogli“ Walzer ist zu wenig zum Einsatz gekommen. Er sollte mehr spielen und kann sich zu einem erstklassigen Mittespieler entwickeln. Trotzdem ist er aber im Team sehr wertvoll und beweist dies gleich selber mit seiner Aussage: „Es war wieder einmal ein unglaublich nervenaufreissendes Spiel. Ich habe gelitten wie noch nie. Nach dem Schlusspfiff kam eine Riesenfreude auf. Wir haben erreicht, was wir wollten.“
Nr. 10: Thomy Büsser ist mit seiner Ruhe eine Bank. Sehr wertvoller Spieler, ausgeglichen und zuverlässig. Findet dank seiner Familie auch den guten Ausgleich zum Spitzensport und lässt sich von Hysterie nicht so leicht anstecken. Ist mit seinen 36 Jahren als Stammspieler zum ersten Mal Schweizer Meister geworden (er war mit Volley Amriswil schon vor zwei Jahren Meister, aber nicht als Stammspieler). Er war nach dem Sieg völlig angetan von dieser Finalissima: „Es war perfekt, perfekter kann‘s nicht sein. Im letzten Spiel 3:2 daheim vor diesem Publikum zu gewinnen ist genial.“
Nr. 11: Captain Gustavo spielte diese Saison um Welten besser als noch vor einem Jahr. Er zählt zu den grossen Volleyballern der Schweiz. Auch er ist jederzeit in der Lage ein Spiel zu entscheiden. Wirkte nicht immer motiviert und brauchte oft etwas länger um ins Spiel zu kommen. Aber wehe wenn er losgelassen..., dann beweist er eindrücklich, weshalb er ein Grosser und Captain des Meisters 2011 ist. Könnte er, wie in früheren Zeiten als Vollprofi, sein ganz Leistungspotenzial auspacken, wäre wohl auch diese Finalserie niemals so eng geworden. Dann hätte er selbst dafür gesorgt, dass im Spiel vier schon in Genf Schluss gewesen wäre. Seine Bilanz fällt sehr sachlich aus. „Es war eine lange Saison, wir mussten einige Tiefs durchmachen. Wir haben als Team diese Situationen jedoch gut bewältigt. Zum richtigen Zeitpunkt kamen wir zurück, erreichten unsere Höchstform. Es ist aufregend zu gewinnen. Ich bin schlicht glücklich, dass wir die Trophäe zurück nach Näfels holten.“
Nr. 13: Dalibor Polak, der Kopf, Taktgeber und Meistermacher, hat als Spielertrainer perfekte Arbeit geleistet. Die Mannschaft agierte mutig, unerschrocken und offensiv sehr attraktiv. Auch er zeigte in der ersten Saisonhälfte Leistungsschwankungen, doch in solchen Fällen kam jeweils Fabian Brander für ihn auf Diagonal zum Einsatz. Seine Angriffskraft ist ungebrochen. Polak wollte wie Gegenspieler Cuko diesen Titel auf jeden Fall gewinnen. Zum Schluss zeigte er sich absolut auf der Höhe seiner Aufgabe, obwohl er mit seinem Faible für Tiebreaks die Fans und Zuschauer oft bis an den Rand der Verzweiflung brachte. Er liess 15 Mal Tiebreak spielen und erreichte eine Siegesquote von 80% mit nur drei Niederlagen. Dank seiner Ruhe und grossen Routine prägte er nicht nur das Spiel seiner Mannschaft, er hinterliess auch in allen Schweizer Volleyballhallen einen starken Eindruck und deshalb geniesst er grossen Respekt. Dalibor Polak war nach dem Spiel emotional sichtlich berührt: „Ich danke meiner Frau, die während der ganzen Saison sehr gut für mich sorgte. Diesen Sieg, diese Meisterschaft möchte ich meinem Vater widmen, der dieses Jahr verstarb. Diesen Titel will ich ihm senden (und macht dabei ein Handzeichen nach oben).“
Nr. 15: Flying Däni (Werner) spielte in der Finalserie die Form seines Lebens aus, zeichnete sich mit unzähligen, spektakulären Rettungsaktionen aus. Seine Leistungskurve zeigte seit Saisonbeginn stetig nach oben. Ein überaus positiver Mensch, bringt in jede Mannschaft grossen Schwung und als Mathematiker scheint es, als sei er in der Lage blitzschnell jeweils die richtige Position zu berechnen um die in einem Affenzahn auf ihn zufliegenden Bälle noch zu verteidigen. Der Rückraum war sein Hoheitsgebiet und hier war er der absolute Chef, zuständig für die Sicherheit fürs ganze Team. Strahlend wie selten war auch Daniel Werner: „Es ist das grösste aller Gefühle, wirklich. Nach dem Abpfiff war der ganze Druck weg, die Batterien plötzlich leer. Wir feierten, umarmten uns nur noch. Es ist phantastisch zusammen mit all den vielen Zuschauern, die heute kamen und uns unterstützten.“