Montag, 21. März 2022; 06:40
NLA

Sämi Ehrats ehrenvolle Dernière bei seinem letzten Spiel im SGU

Von: Köbi Hefti

Das Derby zwischen Näfels und Jona ist ein Spiel mit Näfelsern in bester Spiellaune und Jonern, denen es überhaupt nicht läuft. Näfels gewinnt überlegen mit 3:0 (25:18, 25:16, 25:14) und ist nach diesem Sieg sehr nahe am 5. Schlussrang.


Der Auftakt zum vierten Lokalderby der Saison versprach das zu werden, was man sich von einem Derby verspricht – rassig, spannend, emotional. Jona holte sich die ersten drei Punkte, Näfels konterte und ging 6:4 in Führung. Im selben Stil ging es bis zum 13:13 weiter. Eindrücklichste Akteure in dieser packenden Startphase waren Jonas Diagonalangreifer Voleanschii mit sechs und Näfels Mittelblocker Nikolov mit vier Punkten. Doch dann kippte das Spiel völlig und wurde zur einseitigen Angelegenheit. Hauptdarsteller des Umschwungs war Bojan Strugar, Näfels‘ Diagonalangreifer, der letztes Jahr noch bei Jona für Furore sorgte. Seine Services sorgten bei Jonas Annahme für Verzweiflung. In kürzester Zeit war die Entscheidung im Startsatz gefallen - sieben Punkte Vorsprung für Näfels. Am Ende lautete das Score 25:18.

Immer wieder die Services
Im zweiten Satz geriet Jona gleich zu Beginn unter die Räder. Näfels‘ Captain Ehrat wirbelte mit seinen Services das Spiel der Gäste durcheinander. Kein Joner Ball fand mehr den Weg auf den Näfelser Boden. Entweder versagte bereits die Annahme, oder der Block war im Weg oder die Defensive der Glarner fing den Ball, welcher danach von der starken Offensivabteilung unter dem Lead von Strugar zum Punkt genutzt wurde. Näfels zog entscheidend auf 8:0 davon. Beim Stand von 19:11 für Näfels brachte Jonas Luca Beeler nochmals einen Hauch Spannung in den Satz zurück. Nun sorgten seine Services für Verwirrung bei den Platzherren, fünf Side-outs hintereinander missrieten. Jona schloss bis auf drei Punkte zum 16:19 auf. Doch Ivan Zvicer, sichtlich geladen nach dieser Punkteflaute, servierte danach den Satz für die Glarner nach Hause. Mit 25:16 war das Ergebnis noch klarer als im Startsatz.

Die tiefe Halle als Spielverderber
Nach diesem 0:2 Rückstand war die Gegenwehr des Teams von Dalibor Polak endgültig Geschichte. Kein St. Galler glaubte mehr richtig daran, dass in der Linthhalle noch etwas zu reissen wäre. Dazu musste bei Jona Libero Samuel Blaser aufgeben. Er wurde durch Aussenangreifer Silvano Conconi ersetzt. Der Satz wurde zum Einbahn-Spiel.
Näfels spielte, jubelte, feierte und verbreitete grosse Freude in den eigenen Reihen und bei den Anhängern, während bei Jona Funkstille herrschte. Der Flow der Glarner war gar derart gut, dass Coach Vaclavik ab Satzmitte einen Glarner nach dem anderen ins Spiel brachte. Auch wenn am Ende alle Ersatzspieler im Spiel waren, die Szenerie änderte sich nicht. Ihr Spiel wirkte wie ein Schaulaufen, das Näfels mit 25:14 überlegen für sich entschied.

Jonas Trainer Dalibor Polak meinte nach diesem klaren Verdikt: «In meinen Augen ist diese Halle unser Problem. Wir haben die höchste Halle der Liga, die Linthhalle ist die tiefste. Während meiner zehn Jahre in Näfels merkte ich das selber nicht. Doch heute war unsere Annahme eine Katastrophe, die Orientierung fehlte uns völlig. Wir verschätzten viele Bälle. Aber Näfels‘ Services waren auch nicht einfach. Wir kamen nie ins Spiel, standen immer unter Druck.» Dave Aebli, der die ersten beiden Sätze als Ersatzspieler beobachtete, sah es  ähnlich: «Jona spielte heute nicht wirklich stark, servierte zwar immer wieder einmal gut, machte aber viele Eigenfehler, während wir eine bessere Konstanz zeigten, härter servierten und besser angriffen, was am Ende zu diesem Resultat führte.»

Würdiger und emotionaler Abschied
Für Captain Samuel Ehrat, der am Samstag seinen letzten Auftritt mit seinem Herzensverein in der Linthhalle hatte, war es ein Spiel, das er sich nicht besser hätte vorstellen können: «Es lief super. Nach den Startschwierigkeiten zu Beginn hatten wir richtig viel Spass auf dem Feld. Es war nur noch Plausch mit den Jungs auf dem Feld zu sein. Es war der Hammer, richtig cool.» Nach dem Spiel wurde der Baselbieter von Präsident Landolt mit Würde verabschiedet. Der grosse Applaus aller war der Lohn, den sich der Baselbieter redlich für seine tolle, beeindruckende Zeit im Glarnerland verdiente. Zu seinem emotionalen Abschied sagte er: «Ich musste ein paar Tränen unterdrücken, es war sehr, sehr schön. Ein grosses Merci an alle Leute.»


Matchtelegramm

Biogas Volley Näfels – TSV Jona Volleyball:  3:0 (25:18, 25:16, 25:14)

Linthhalle, Näfels. – 250 Zuschauer. – Spieldauer: 67 Minuten.

SR: Schürmann, Becker



Biogas Volley Näfels:
Startformation: Gygli (Passeur), Ehrat (Captain), Küng (Libero), Zvicer, Goldrin, Strugar, Nikolov
Einwechslungen:  Kai Aebli, Lienhard, Dave Aebli, Thuner, Süess


Headcoach: Honza Vaclavik
Assistant Coach: Manuel Stadtmann, Filip Brzeziński



TSV Jona Volleyball:
Startformation: Habr(Passeur, Captain), Blaser (Libero), Voleanschii, Caviezel, Beeler, Simon Maag, Joel, Maag
Einwechslungen: Conconi, Margot, Barbosa, Finschi


Headcoach: Dalibor Polak
Assistant Coach: Urs Winteler


Bemerkungen: Conconi im dritten Satz Libero für Blaser, der nicht mehr weiterspielen konnte 

Der Anfang vom Ende: Sämi Ehrat serviert zu Beginn des zweiten Satzes die Joner ins Verderben – 8:0 führte Näfels nach seiner Serviceserie

Flugeinlagen: Nicht nur Goldrin, praktisch jeder Näfelser zeigte eine spektakuläre Verteidigungsaktion

Seltene Lichtblicke: Jona gelang es immer wieder Nadelstiche zu setzen, doch die fehlende Konstanz der Gäste über das ganze Spiel wog zu schwer

Meister im Stimmung machen: Dave Aebli sorgte in der der Ecke wie immer für viel Stimmung und sagt dazu: «Auch wenn man sich diese Spässe in der Ecke erlaubt, man muss jederzeit bereit sein, um eingewechselt zu werden. Denn wenn man ins Spiel kommt, nachdem man draussen feierte und dann selber auf dem Feld nicht liefern kann, dann siehst du alt aus.»

Heimisches Schaffen: Am Ende standen zeitweise nur noch Spieler aus der Region auf dem Feld – und auch sie zeigten den Gästen, wer der Chef auf dem Feld war

Spontan: Die Teamkollegen überraschen ihren Captain Sämi Ehrat nach Spielschluss…

… und lassen ihn hoch leben

Grosser Applaus: Zum Abschluss seines Wirkens in der Linthalle gab es für den Herzensglarner Ehrat sehr viel Beifall und Anerkennung für alles, was er bei Näfels bewirkte

Emotionaler Moment: Sämi kann seine Emotionen nicht verbergen und brauchte einen Moment, ehe er sich bei allen von Herzen bedankte und sagte: «Es war der Hammer hier.»

Danggä viilmal Sämi - Du hast uns jahrelang sehr, sehr viel Freude bereitet