Freitag, 3. Dezember 2021; 07:00
NLA

Robin Lienhard ist der Beweis, dass es nie zu spät ist

Von: Köbi Hefti

Robin Lienhard hat einen rasanten Aufstieg hinter sich und gehört in seiner dritten Saison als Volleyballer schon zum NLA-Team von Biogas Volley Näfels.


Robin Lienhard ist der jüngste Spieler im NLA-Team von Biogas Volley Näfels. Es ist nicht lange her, als dies für ihn unvorstellbar war. Er erinnert sich an ein Gespräch mit seinem Schulkollegen Philipp Hösli, dem hoffnungsvollen und ambitionierten Curling-Spieler des CC Glarus: «Philipp erzählte mir von seinen Spitzensportplänen. Ich konnte damals nicht verstehen, weshalb man derart auf den Sport setzen kann, worauf er mir dann prophezeite, dass ich es in ein paar Jahren verstehen würde, wenn ich in die NLA aufsteige.» Höslis Intuition stimmte - Lienhard spielt jetzt im NLA-Team. 

Die zündende Idee
Lienhard startete seine Volleyballkarriere an der Kanti. Er belegte das Freifach Volleyball. Mit dabei war auch ein Spieler des Näfelser 3. Liga-Teams, der Lienhard überredete mit ihm ins Training bei Volley Näfels zu kommen. Schon nach dem ersten Training reagierte Näfels‘ heutiger Teammanager Ivan Bedrac auf den gross gewachsenen Jungen, nahm ihn sogleich im Verein auf. Er sollte das Team der 3. Liga unterstützen. Doch im ersten Meisterschaftsspiel riss sich Lienhard die Bänder am Fuss. Erst Ende Saison konnte er wieder mitspielen. Dies tat er aber derart überzeugend, dass es weiter aufwärts ging. Lienhard erzählt: «Im Jahr darauf nominierte mich Filip Brzeziński, der Trainer des 1. und 3. Liga Teams für Näfels-2. Doch dann kam Corona und kaum hatte die Saison begonnen, war sie schon vorbei und alle Trainings verboten.». Doch dann hatte man in Näfels die zündende Idee und schickte Lienhard zu den Volley-Talents nach Jona. „Das war für mich eine Riesenchance, denn dieses Leistungszentrum fiel unter die Corona Spitzensport-Regelung. Dadurch konnte ich täglich trainieren. Ich lernte unter der Leitung von Urs Winteler und Dalibor Polak unglaublich viel», sagt er und ergänzt: «Volleyball packte mich endgültig.» Heute und rund zwei Jahre nach dem ersten Training mit einem Volleyball-Team gehört Lienhard zum NLA-Kader und trainiert wie ein Profi. Zu seinem rasanten Aufstieg sagt er: «Es zeigt, dass es möglich ist spät in den Spitzensport einzusteigen, wenn man sich begeistern lässt.»

Das harte Los der Junioren
Volleyball sei ein emotionaler Gruppensport, mache ihm mega Spass, mehr als alles, was er sonst schon gemacht habe. Die Begeisterung Lienhards begeisterte auch Teammanager Ivan Bedrac. So kam es, dass der Zwanzigjährige ins NLA-Team berufen wurde. Lienhard dazu: «Ich bin sehr dankbar, dass ich diese Möglichkeit erhalten habe und der Verein im Rahmen seiner Juniorenförderung auf mich setzt.» Als jüngster und Neuling im Team muss er sich zwar Junioren-Sprüche der erfahrenen Spieler anhören, aber er sei von diesem mega coolen Team sehr gut aufgenommen worden sagt er und ergänzt mit einem Lächeln im Gesicht: «Ausser wenn es etwas zu tun gibt, dann müssen immer Dave Aebli und ich dranglauben.»

Das harte Training verursachte beim 1.99 Meter grossen Lienhard anfänglich regelmässig sehr schmerzvollen Muskelkater. Mittlerweile ist dies Geschichte. Trotzdem spricht Lienhard von einer extremen Belastung, wenn man fast täglich zweimal trainiere. Auf die Frage, welches für ihn die grösste Überraschung in der NLA war, antwortet er: «Das Niveau ist kein Vergleich, alles geht viel schneller. Besonders markant war für mich der Übergang vom Hobby- zum Spitzensport. Vorher trainierte ich einfach aus Spass, jetzt ist es ein Profibetrieb mit Krafttraining am Morgen und Hallentraining am Nachmittag/Abend.» Über seine bisherige NLA-Zeit sagt er: «Es ist streng, anspruchsvoll, eine gute Erfahrung in einem wirklich coolen Team und macht mir mega Spass, was für meine Motivation zentral ist. Vor dreihundert  Zuschauern zu spielen war für mich ein krasses Erlebnis, richtig cool.»

Das Leben als Spitzensportler hat auch bei Lienhard seinen Preis. Die Freizeit, das Treffen mit Kollegen, andere Sportarten wie Squash, Basketball, Fussball, Tennis sind eingeschränkt. Neben Sport setzt Lienhard auch auf eine gute Ausbildung. Er studiert Physik an der Uni Zürich. Dazu sagt er: «Mir ist es wichtig, dass ich neben des Leistungssports auch eine gute akademische Ausbildung absolviere.» Dank der Unterstützung seiner Eltern kann er auf die Karte Sport setzen und sein Studium bewältigen, was aber nicht immer einfach unter einen Hut zu bringen sei, so der NLA-Rookie. Er selber beschreibt sich als ehrgeizig in Sachen Sport, eher ungeduldig, grosszügig und einer, der nicht alles immer so genau nehme, doch bei allem seien Fortschritt und Spass zentral.

Der Reiz der USA
Im Sommer ist Lienhard gerne draussen in der Natur und mit Menschen zusammen. Er legt grossen Wert auf gegenseitigen Respekt. Er bevorzugte stets den Teamsport. Auch während seines Austauschjahres in den USA suchte er das Gesellschaftliche, spielte Lacrosse, eine körperbetonte Teamsportart mit einem Hartgummiball. «Leider spielte ich damals noch nicht Volleyball», bedauert er heute. Die USA spielen auch bei seinen Plänen eine Rolle. Er könne sich gut vorstellen während einer gewissen Zeit in den Staaten zu studieren und Volleyball zu spielen, da die Unis sehr wettbewerbsfähige Teams hätten. So Lienhard. Zu seinen  Zukunftsträumen sagt er zudem: «Es wäre super, wenn ich einmal mit der Nati an eine EM fahren könnte.» Doch vorerst will er kleine Brötchen backen und wünscht sich für diese Saison, dass er Erfahrungen sammeln und sein Können verbessern kann und weiterhin zu Einsätzen kommen wird.


Qualifikation 9. Runde:

Chênois Genève Volleyball - Biogas Volley Näfels

Salle Omnisports Henry-Dunant, Genf, 4. Dezember 2021, 16:00 h
 

Robin Lienhard: Der Jüngste im Team hat einen rasanten Aufstieg hinter sich – in seiner erst dritten Saison gehört er bereits zum NLA-Team

Steckbrief

Ausbildung ist wichtig: Robin absolvierte ein Austauschjahr in den USA – auf dem Bild bei der Graduation-Feier. Heute studiert er an der Uni Zürich Physik

Robins Lieblingsbild: Beim zweiten Meisterschaftsspiel punktet er gegen Schönenwerd

Andere Aufgabe: Robin feuert seine Teamkollegen an und leidet mit ihnen

Was für ein Moment: Im Spiel gegen Chênois wird er als Best Player ausgezeichnet

Chrauchtal: Ein Lieblingsplatz von Robin

Vielseitig: Robin spielte mit seinen Schulkollegen Interclub für den TC Schwanden

Robins Blick nach Genf: «Ich freue mich auf das Spiel in Genf, in einer Halle in der ich noch nie gespielt habe, denn an jedem Ort herrscht eine neue, andere und spezielle Atmosphäre. Besonders schön wäre es, beim Spiel in Genf zum Einsatz zu kommen und auf dem Spielfeld zusammen mit dem Team um den Sieg zu kämpfen. Worauf ich mich weniger freue ist die lange Reise mit dem Bus...»