Freitag, 15. November 2019; 09:43
NLA

Nico Süss, das Vorzeigebeispiel von Biogas Volley Näfels

Von: Köbi Hefti

Nico Süss ist erst zwanzigjährig und schon eine wichtige Teamstütze bei Biogas Volley Näfels. Dass er heute so gut dasteht, verdankt er zur Hauptsache einem Schulkollegen.


Wenn am späten Sonntagnachmittag Biogas Volley Näfels auf Lutry-Lavaux Volleyball trifft, würde es überraschen Nico Süss nicht in der Starting-Six zu sehen. Der Zwanzigjährige hat sich im Verlauf der letzten Saison mit überzeugenden Leistungen einen Stammplatz im NLA-Team der Glarner erspielt. Seine Services sind – wenn sie kommen, wie es Nico Süss will – Granaten, seine Angriffe sehr kraftvoll und in der Annahme und Verteidigung ist auf ihn immer mehr Verlass. Mit diesen Qualitäten ist der junge Mann aus Netstal eine Paradebeispiel für die Vision, welche Präsident Landolt hat: Ein Team, das zur Hauptsache aus Spielern des eigenen Nachwuchses besteht und ganz an der Spitze mitspielt.


Kollege sei Dank
Dass Nico Süss heute auf diesem Level Volleyball spielt, beruht auf einem Zufall. Nico Süss erzählt: „Meine Eltern haben mir gesagt, dass ich endlich irgend einen Sport betreiben solle, damit ich nicht immer nur herumhocke. Ich ging dann in die Volleyballschule, doch anfänglich gefiel mir das gar nicht. Als dann plötzlich ein Kollege aus Netstal auch im Training auftauchte, hatte ich Spass an diesem Sport fand dazu neue Kollegen.“ 

Das Ziel, einmal in der NLA zu spielen, war bei Nico Süess lange Zeit kein Thema. Als er vor drei Jahren aber für die Junioren-Nati aufgeboten wurde und bei Näfels stark gefördert wurde – nahm bei ihm der Appetit zu, er wurde hungrig, wollte den Schritt in die erste Mannschaft schaffen. Wie wir alle wissen, hat er dies, wie auch seine beiden Teamkollegen Kai Aebli und Lorenz Küng, geschafft.


Von der Bank zum Stammspieler
Letzte Saison begann der steile Aufstieg des Nico Süess. Zu Beginn der Saison war er die Nummer drei auf der Position auf Annahme/Aussen. Er war darauf gefasst auf dem Bänkli zu sitzen statt zu spielen. Doch schnell zeigte sich, dass er zumindest ebenbürtig, ja gar besser war, als seine ausländischen Kollegen auf dieser Position. In dieser Saison hat sich seine Position noch verbessert, er gehörte bisher immer zur Starting-Six. Sollte dies gegen Lutry nicht der Fall sein, so sind nicht seine Leistungen der Grund dafür, sondern vielmehr taktische Überlegungen des Trainers.

Der Netstaler ist wie fast alle Schweizer Volleyballer nicht Vollprofi. Er hat ein 50%-Pensum bei Grüninger AG in Mitlödi. Dem gelernten Landschaftsgärtner gefällt sein derzeitiger Job. Zuerst arbeitete er in der Produktion, mittlerweile ist das Labor mit der Qualitätssicherung sein Wirkungsfeld. Dazu sagt er: „Ich war sehr überrascht, wie interessant diese Tätigkeit ist. Wir machen verschiedene Tests und Analysen. Auch das Degustieren der Margarine gehört dazu.“ Dies sei anfänglich ziemlich schwierig gewesen, schildert er, doch jetzt klappe es schon besser, ergänzt der Mann mit dem mittlerweile feinen Gaumen.

Seit diesem Sommer zählt Nico Süess auch zum Volleyball Nationalteam. Er tönt begeistert, wenn er von diesem Erlebnis spricht: „Teil der Nati zu sein war eine grosse, spannende und coole Erfahrung. Mit Nationaltrainer Mario Motta ist alles anders als im Verein - die Trainings, der Ablauf, das Auftreten wie auch die Organisation.“


Flirt im Sand
Dass Nico Süess gerne einmal als Volleyball-Vollprofi leben möchte, verneint er nicht. „Das ist ein Wunsch“, erklärt er. Postwendend ergänzt er jedoch: „So wie es jetzt ist, mit Arbeiten und professionell Volleyball spielen, gefällt es mir sehr gut. So kann es ruhig weitergehen.“ Da Nico Süess der Militärdienst noch bevorsteht, gibt es noch Fragezeichen zur näheren Zukunft. Einen konkreten Plan hat er aber schon. Nachdem er im letzten Sommer zusammen mit dem Joner Roman Caviezel leidenschaftlich gut Beach-Volleyball spielte und später mit Immanuel Zürcher, ebenfalls Joner und Mitglied des Junioren Beach-Kaders, gar U21-Schweizermeister wurde, hat er auch für den kommenden Sommer wieder Einsätze im Sand geplant. Beachvolleyball habe für ihn schon einen gewissen Reiz und spiele er sehr gerne, gesteht der gelernte Hallenspieler. Den U21-SM-Titel stuft er übrigens als sein bestes Erlebnis überhaupt ein.

Nico Süess war schon immer sehr gerne draussen. Auch heute noch, vor allem wenn er „beachen“ kann. Das Draussen sein war ein mitentscheidender Grund, dass er Landschaftsgärtner wurde. Die Lehre habe ihm sehr gut gefallen, ausser wenn es regnete, da sei er jeweils nicht gut drauf gewesen, sagt er. In den Beruf möchte er aber nicht zurückkehren. Er erklärt: „Landschaftsgärtner ist ein sehr kräftezehrender Beruf und zu streng um daneben noch intensive Volleyballtrainings absolvieren zu können.“


Unverzichtbarer Wecker
Freizeit hat Nico Süess nicht sehr viel. Dies stört ihn jedoch in keiner Weise. Er ist keiner, der immer auf Achse sein muss, geniesst aber einzelne schöne Momente sehr, beispielweise ein Besuch im Klöntal oder die traditionelle Bergtour mit der Mannschaft auf den Fronalpstock. Er sei der eher ruhige Typ, sagt er von sich. Ärgern sei nicht sein Ding. Selbst Schiedsrichter würden ihn nie aufbrausen oder ausrufen lassen, obwohl es ihn ganz zuinnerst manchmal schon etwas jucke, beschreibt er sich. Er gesteht dann aber auch noch eine ganz andere und überraschende Eigenschaft: „Ich schlafe sehr, sehr viel. Ich muss aber immer einen Wecker stellen, wenn ich nach dem Krafttraining am frühen Nachmittag ein Nickerchen mache, sonst würde ich das Mannschaftstraining verschlafen.“

Auf die Frage, welches für ihn der grösste aktive Sportler sei, zögert er keinen Moment: „Roger Federer, Jahr für Jahr feiert er Titel und grosse Erfolge und dies über so viele Jahre. Das ist sehr eindrücklich.“ Trotz der Begeisterung über Federer, schaut er kaum Tennis. Er bevorzugt Fussball und natürlich Volleyball. Könnte er wählen, mit wem er gerne einmal einen Tag verbringen möchte, überlegt er länger und antwortet: „Mit Wilfredo León, dem kubanisch stämmigen polnischen Volleyballspieler, dem besten Volleyballspieler der Welt. Ich möchte sehen wie er trainiert, wohnt und was er den ganze Tag macht.“


Qualifikation: 6. Spieltag

Biogas Volley Näfels -  Lutry-Lavaux Volleyball

Lintharena SGU, Näfels, Sonntag, 17. November, 17:00 h

Nico Süess: 20-jährig, 1.94, Annahme/Aussen

Oktober 2017: Nico Süess steigt in die erste Mannschaft auf

Oktober 2019: Nico Süess spielt bei Biogas Volley Näfels eine zentrale Rolle

Premiere: Am 21. Oktober 2017 sorgt Nico Süss im Spiel gegen Jona für einen Einstand nach Mass – mit einem Service-Ass

Aufstieg: Nico Süess entwickelte sich seit dem Einstieg 2017 in die NLA rasant, offensiv und vor allem auch defensiv

Gut Lachen: Nico Süess ist im diesjährigen Team Stammspieler

Sicherer Wert: Ob Annahme, Verteidigung, Service oder Angriff, Nico Süess zeigt überall Qualitäten

Beste Waffe: Gelingen ihm die Services nach Wunsch, bringt er die gegnerische Annahme immer wieder ins Taumeln