Freitag, 29. Januar 2021; 07:30
NLA

Näfels Mittelblocker Henrik Porkka ist begeistert von seiner Wahlheimat

Von: Köbi Hefti

Henrik Porkka wusste schon vor seinem Wechsel zu Näfels viel über die Schweiz. Seine Erwartungen erfüllten sich. Er findet das Leben hier super, obwohl Corona auch ihn einschränkt und das Umsetzen gewisser seiner Pläne verhindert.


Henrik Porkka ist seit dieser Saison Mittelblocker bei Biogas Volley Näfels. Er kommt aus Finnland, ist 2.02 Meter gross und feierte vor kurzem seinen 23. Geburtstag. Als kleiner Junge im Alter von gut sieben Jahren fuhr ihn sein Vater eines Tages zum Volleyballtraining. Porkka erinnert sich: „Es war meine erste Begegnung mit Volleyball und es packte mich sofort. Ich verliebte mich in dieses Spiel. Teamsport gefiel mir. Gemeinsam mit Freunden etwas zu erreichen, fesselte mich.“

Henkka, so wird Henrik Porkka genannt, ist sportlich vorbelastet. Sein Vater Juha Porkka war finnischer Meister und Rekordhalter im Hochsprung in den Achtzigerjahren – notabene noch mit der alten Technik des Straddles. Er war zur selben Zeit aktiv wie der immer noch amtierende Schweizer Rekordhalter Roland Dalhäuser. „Von ihm habe ich wohl die Gene als Springer geerbt“, meint Junior Porkka dazu schmunzelnd. Seine Mama war zwar auch sportlich, verfolgte als Leichtathletin und Hürdenläuferin aber nie eine Sportlerkarriere.

Bekannter Lehrmeister
Volleyball-Profi zu werden war bei Porkka ein langer Prozess. Als Kind und Jugendlicher profitierte er von sehr guten Coaches. „Diese haben mich ausgezeichnet gefördert“, blickt er dankbar auf diese Zeit zurück. Noch bevor er seine obligatorische Schulzeit beendet hatte, wurde er in das Junioren Nationalteam nominiert und musste deshalb von Zuhause ausziehen. Nach drei Jahren und im Alter von 18 unterzeichnete er seinen ersten Vertrag in der höchsten finnischen Liga. Zur Frage, wer sein Mentor und Motivator war, erklärt er, dass er nie Idole gehabt, jedoch zahlreiche Spieler beobachtet hätte. In der finnischen Liga fand er zuerst mit Jukka Lehtonen bei Lekka Volley und später mit Matti Oivanen bei Hurrikaani Loimaa sehr gute Lehrmeister. Beide Spieler waren wie Porkka Mittelblocker. Lehtonen ist übrigens auch hierzulande bekannt – er spielte zwei Jahre bei Lugano und dominierte mit dem „Grande Lugano“ die Schweizer-Liga. Nur einmal, im Cupfinal 2014 scheiterte die Motta-Truppe, gegen Volley Näfels.

Sauna muss sein
Henrik Porkka stammt aus Kotka, einer Hafenstadt im Süden Finnlands, die rund 130 km östlich von Helsinki und 50 km von der russischen Grenze entfernt liegt. Ihm gefällt es in dieser ländlichen und ruhigen Umgebung. Es sei vergleichbar mit dem, was er hier in Näfels habe, meint er. Am besten gefallen ihm in seiner Heimat der Frühling und der Sommer am Meer. Er liebt die Sauna, das Schwimmen und das Wasser. Daheim stehen ihm drei Saunas und ein See zur Verfügung. Dieses finnische Ritual vermisst er hier sehr. „Die Sauna ist etwas Alltägliches. Mit Freunden zusammen zu saunieren ist etwas sehr Schönes“, sagt er. Seine Heimat gefällt ihm. Nur etwas bemängelt er im Süden Finnlands: „Ich mag es nicht, wenn es im Winter nicht winterlich, sondern nur kalt und alles voller Schneematsch ist.“ Finnland-Reisenden empfiehlt er im Sommer den Besuch der Städte nahe am Meer wie Helsinki und Turku und im Winter den Norden.
Neben seines Sports verfolgt Porkka ein weiteres Ziel. Er studiert. „Neben des Trainings habe ich viel Zeit um zu lernen. Ich mache einen Studiengang zum Bachelor of Business Administration. Sport und Studium passen bestens zusammen.“ Er meint gar, dass es ihm gelingen sollte das Studium innerhalb von drei Jahren abzuschliessen und damit ein halbes Jahr früher als dies üblich ist.

Begeisterndes „Grüezi“
Sein neues Domizil in der Schweiz überzeugt ihn. „Ich sage allen meinen Freunden, dass die Schweiz schön und ein guter Platz zum Leben sei. Ich würde gerne für immer irgendwo hier leben. Ich liebe dieses Land – es ist super hier.“ Wenn es gute Offerten gibt, kann er sich sehr gut vorstellen auch nächste Saison in der Schweiz zu spielen.
Als Liebhaber der Geographie und Geschichte wusste er schon viel über die Schweiz, bevor er hier landete. Er sei sich bewusst gewesen, dass die Schweiz ein reiches, aber auch teures Land sei. Porkka spricht ein paar Worte deutsch, lernte dies in der Schule. Für ein Gespräch sei es viel zu wenig, doch jetzt Deutsch zu lernen wäre neben des Studiums zu viel, so Porkka weiter. Mit seinem Engagement bei Näfels konnte er einen Posten auf seiner Bucket List abhaken: Er wollte unbedingt einmal die Alpen sehen und erleben. „Nun lebe ich hier“, sagt er mit strahlendem Gesicht. Kurz und bündig fasst er seine bisherigen Eindrücke zusammen: „Hier ist alles bestens und in Ordnung.“ Nur etwas dünkt ihn hier sonderbar und erklärt: „Es braucht viel Zeit auf der Strasse um beispielweise nach Filzbach zu kommen, besonders bei winterlichen Verhältnissen. Das gibt‘s daheim nicht, dort ist man im Nu am Ziel.“ Völlig begeistert zeigt er sich über die Freundlichkeit. Er sagt: „Wenn man spaziert, in ein Geschäft oder Lokal zum Essen geht grüssen alle Leute. Das ist genial. Es ist kein Vergleich zu Finnland. Auch auf der Strasse, ob als Fussgänger oder mit dem Auto, ist die Rücksichtnahme gross.“ Offen gegenüber allen zu sein ist etwas, worauf Porkka viel Wert legt. „Ich möchte alle Leute, die ich kennenlerne, willkommen heissen und gewinnen. Da die Menschen hier offen sind, ist dies sehr einfach“, erklärt er

Harte Zeit
Die Corona-Situation ist auch bei Porkka ein Thema, dass immer wieder zur Sprache kommt. Die Pandemie beeinträchtige, nicht alles sei möglich, was man machen möchte, erklärt er. Er schätzt es, dass man sich in der Natur frei bewegen kann, bedauert aber, dass man nirgends hineingehen oder Anlässe, besuchen kann. So geht auch sein Wunsch, einmal eine Ski-Abfahrt oder ein Skispringen vor Ort zu verfolgen, nicht in Erfüllung. Genauso vermisst er Besuche von Freunden aus der Heimat und die Zuschauer bei den Spielen. „Covid ist hart. Wir spielen nicht nur für uns sondern auch für die Zuschauer. Da müssen wir durch, doch ich hoffe, dass es nächstes Jahr besser sein wird“, so der Finne. Entsprechend wertvoll ist es für ihn, dass in dieser Zeit die Stimmung und die Beziehungen untereinander in seinem Team hervorragend sind. Dies stimmt ihn besonders glücklich. Hart empfand er die Weihnachtszeit, weil er seine Familie nicht treffen konnte. Da kam erstmals Heimweh auf.
Corona brachte aber auch Positives. Sein Hobby Disc Golf habe im Sommer einen riesigen Aufschwung erlebt, sagt er und ergänzt: „Im Sommer haben all meine Freunde begonnen dieses Spiel mit dem Frisbee zu spielen.“ Daneben ist der Finne aber auch gerne Koch. Nachdem er bereits mit 15 Jahren auszog, lernte er sich selbst zu versorgen. Chicken-Nudel Wok ist seine Spezialität, aber auch Teigwaren wie Lasagne gehören zu seinem Spezialitätenrepertoire. Ob bald auch Fondue und Raclette dazu gehören? Er mag jedenfalls beides sehr.

Bucket List: Henrik Porkka wollte unbedingt einmal die Alpen sehen und erleben, jetzt lebt er sogar da

Heimatstadt: Kotka liegt östlich von Helsinki und nur 50 km von der russischen Grenze entfernt

Frühling und Sommer am Meer: Henrik Porkka empfindet dies als die schönste Zeit im Südosten Finnlands

Eindrückliche Aussicht: Henrik Porkka ist begeistert vom Ausblick, den seine Wohnung im Oberdorf in Näfels bietet

Verliebt in Volleyball: Henrik Porkka nahm es nach seinem ersten Volleyball-Training – er war damals sieben Jahre jung - den Ärmel rein

Stark am Block: Henrik Porkka brauchte Zeit, bis er sich an das hiesige Volleyball gewohnt war. Zuletzt überzeugte er von Spiel zu Spiel mehr

Sprunggewaltig: Das Springen liegt in der Familie – sein Vater war finnischer Meister und Rekordhalter im Hochsprung

Ab durch die Mitte: Henrik Porkka spielte fast immer in der Mitte, war aber in früheren Jahren auch schon als Diagonalangreifer auf dem Feld

Disk Golf: Das Spiel mit dem Frisbee und den Golfregeln ist Henriks Hobby im Sommer. Im letzten Sommer erlebte diese Sportart in Finnland einen grossen Hype – auch bei allen Freunden von Henrik.

Gute Stimmung: Für Henrik ist es besonders wichtig, dass die Beziehungen innerhalb des ganzen Teams sehr gut sind - besonders jetzt zu Zeiten von Corona