Samstag, 16. April 2011; 22:37
Allgemein

Näfels gewinnt dramatische "Finalissima"

Von: Si - Roman Eberle

Zürich (Si) Die Volleyballer von Näfels sind zum neunten Mal Schweizer Meister. Sie gewannen die "Finalissima" gegen Chênois vor heimischer Kulisse in extremis 3:2.



Wie vor Wochenfrist in Thônex, als Näfels im vierten Satz bereits kurz vor dem Gewinn des Meistertitels gestanden hatte, boten die beiden Teams eine Partie, die an Dramatik kaum zu überbieten war - diesmal mit dem besseren Ende für die Equipe von Spielertrainer Dalibor Polak.

 

Mit einem erfolgreichen Block zum 19:17 im Tiebreak des fünften Finalspiels bescherte Fabian Brander Näfels nach 127 Minuten den ersten Meistertitel seit 2007. Die Glarner nutzten dabei den zweiten Matchball erfolgreich, nachdem zuvor Chênois dreimal die Chance zum Matchgewinn vergeben hatte. "Das ist natürlich das absolut grösste Geschenk für mich. Ich habe immer an den Titel geglaubt", so Brander, der ausgerechnet an seinem 24. Geburtstag als Ergänzungsspieler zum Matchwinner avancierte. Der Mexikaner Gustavo Meyer, der im Tiebreak gross aufspielte und seine Mitspieler immer wieder anstachelte, konnte nach der Partie seine Freunde kaum in Worte fassen: "Ich bin einfach nur aufgeregt und ausser mir. Es ist fantastisch, vor so einem Publikum den Titel auf diese Weise zu gewinnen."

Aufgrund vieler Service-Fehler war Näfels denkbar schlecht in das entscheidende Finalspiel gestartet und unterlag im ersten Durchgang 17:25. Im zweiten Umgang gelang Näfels die entscheidende Differenz zum Satzgewinn (25:22), als es von 6:7 auf 13:7 davonzog. Nach dem mit 25:23 gewonnenen dritten Satz schien sich das Blatt endgültig zugunsten des Heimteams zu wenden. Angeführt vom albanischen Spielertrainer Dritan Cuko vermochten die Genfer in der Folge zwar noch das Tiebreak zu erzwingen (25:21), die Näfelser Meisterparty vor knapp 1000 begeisterten Zuschauern in der Lintharena war damit jedoch nur aufgeschoben.

 

Die Rückkehr des Branchenleaders

Nach einem Unterbruch von vier Jahren steht Näfels nun wieder an der Spitze des Schweizer Männer-Volleyballs. Zuletzt mussten die Glarner, die zwischen 1998 und 2007 13 von 14 Finals bestritten hatten, die Titelentscheidung den Konkurrenten überlassen. Die Schlussklassierungen 6 (2008), 5 (2009) und 4 (2010) entsprachen nicht den hohen Erwartungen des ehemaligen Branchenleaders.

 

In den vergangenen Jahren baute Näfels sein Team um. Vor zwei Jahren holten die Glarner mit dem tschechischen Spielertrainer Dalibor Polak (ex Chênois) und Gustavo Meyer zwei frühere MVPs und in der Person Meyers eine Integrationsfigur in die NLA zurück. Auf diese Saison fanden sie mit den beiden Brasilianern Marcio Sinotti (von Amriswil) und Roosewelt de Oliveira die letzten beiden Puzzle-Teile, die zum Gewinn des Meistertitels nötig waren. Mit Passeur Ivan Bedrac, dem dienstältesten Näfelser, Libero Daniel Werner und Mittelblocker Thommy Büsser besassen auch drei Schweizer Stammkräfte grossen Anteil am Gewinn des Titels.

 

Die abgelaufene NLA-Saison verlief so ausgeglichen wie schon lange nicht mehr; die vier "Grossen" (Näfels, Chênois, Amriswil und Lausanne) qualifizierten sich alle für einen Final (Cup oder Meisterschaft). Näfels verlor nie zweimal in Serie, schloss die Finalrunde im 1. Rang ab und war insgesamt die beständigste Mannschaft. So erstaunt es nicht, dass die Glarner nun zuoberst auf dem Treppchen stehen.

 

Aber auch Chênois darf mit der abgelaufenen Saison zufrieden sein. Die Genfer, die 2006 letztmals den Titel gewannen, verpassten den sechsten Triumph nur ganz knapp und mussten wie im Vorjahr mit Platz 2 vorlieb nehmen. Die neuerliche Silbermedaille ist auch ein Lohn für Chênois' unverwüstlichen Präsidenten Michel Georgiou. Der gebürtige Grieche steht dem finanziell nicht auf Rosen gebetteten Klub seit rund 30 Jahren vor. Nur dank Georgiou kann in Genf Jahr für Jahr Spitzenvolleyball betrieben werden.

Bild: rkk-Spielertrainer Dalibor Polak widmet diesen Titel seinem Präsidenten Klaus Görauch