Näfels Aussenangreifer Yamamoto erfüllte sich zwei Wünsche auf einen Schlag
Vitor Yudi Yamamoto gefällt es bei Volley Näfels und in der Schweiz sehr gut. Sein Beruf begeistert ihn, dafür gibt er alles. Doch das Menschliche steht bei ihm ebenso im Zentrum.
Der Name von Näfels’ Aussenangreifer Vitor Yudi Yamamoto verrät, dass seine Wurzeln nicht rein brasilianisch sind. Seine Grosseltern mütterlicherseits stammen aus Japan und wanderten nach Südamerika aus. Auch seine zwei Vornamen mit dem brasilianischen Vitor und dem japanischen Yudi - ausgesprochen als «Yudschi» - weisen auf seine multikulturelle Herkunft hin. Doch Yamamoto fühlt sich zu hundert Prozent als Brasilianer wie sein brasilianischer Vater. Seine Mutter pflegt die japanische Kultur aber noch immer.
Familie Yamamoto, zu der noch eine ältere Schwester gehört, lebt in São Paulo. Vor sechs Jahren verliess Teenager Vitor sein Zuhause, um sich als Profi-Volleyballer weiter entwickeln zu können. Seither sind Heimweh sowie Sehnsucht nach Familie und Freunden seine ständigen Begleiter, auch jetzt. Doch er relativiert: «Heimweh habe ich zwar viel und oft, aber ich habe mich in der Zwischenzeit daran gewöhnt, dass ich fernab der Familie lebe.»
Kein Vergleich zum Fussball
Yamamotos Mutter, eine sehr talentierte Volleyballerin, war Ausgangspunkt der Volleyballkariere ihres Sohnes. Als Vitor sechs Jahre alt war, ging er mit ihr zum Training. Er spielte allein mit einem Minivolleyball gegen die Wand und fand daran sofort Gefallen. Nur zwei Jahre später fiel bei São Caetano der Startschuss zu Yamamotos Volleyball-Karriere. Im Gegensatz zu seiner Mutter, die gerne professionell gespielt hätte, dies wegen des Vetos der Eltern jedoch nicht durfte, bekam er die elterliche Unterstützung, um seinen Volleyballtraum zu verwirklichen. Wenn er über seinen Beruf spricht, kommt er ins Schwärmen: «Volleyball ist magisch und dynamisch. Es gibt so viele aufregende Punkte in diesem Spiel und zusammen mit dem Team unglaubliche Emotionen. Das ist nicht wie im Fussball, wo man lange warten muss, bis endlich ein Tor fällt.»
Höhepunkt Club-WM
Zur Frage, wie er diesen Sport in der Schweiz erlebe, antwortet er: «Volleyball ist hier sehr, sehr anders als in Brasilien. Doch das Niveau in der Schweiz ist gut. Der grösste Unterschied ist, dass in Brasilien alles und alle viel aggressiver sind und alles professioneller ist.» Als bisherigen Karriere-Höhepunkt bezeichnet er die Teilnahme an der Club-Weltmeisterschaft vor drei Jahren. Er sagt: «Gegen renommierte Teams aus Italien und der ganzen Welt zu spielen, war für mich das Speziellste, was ich im Volleyball erlebte. Ich konnte zeigen, dass ich trotz meiner Körpergrösse von nur 1.86 Meter als Annahme- und Aussenspieler auf diesem Niveau mithalten konnte.» Auch seine Nominationen für das Nationalteam Brasiliens sind unvergesslich. Yamamoto ist sich bewusst, dass seine Grösse ein Handicap ist. Doch sein Ziel einer erfolgreichen Volleyballkarriere verfolgt er beharrlich. Um diesen Ambitionen gerecht zu werden, greift er auf diese Metapher zurück: «In Brasilien sagt man, dass man jeden Tag einen Löwen erlegen muss, um besser zu werden. Da ich wirklich nicht gross bin, sage ich mir, dass ich jeden Tag zwei Löwen killen muss.»
Das Herz steht im Zentrum
Yamamoto ist aber nicht nur Volleyballer, denn das Menschliche und Familiäre sind ihm auch wichtig. Er erklärt: «Ich möchte einmal eine glückliche Familie mit zwei Kindern haben und mir eine solide Grundlage erschaffen, um gut leben zu können.» Ein grosses Anliegen ist ihm auch, das Herz an der richtigen Stelle zu haben. «Ich mag Menschen mit einem warmen Herz, die gut gegenüber Mitmenschen sind. Ich leiste gerne einen Beitrag, damit die Welt ein besserer Platz wird, indem ich Leuten helfe. Den anderen etwas zu geben, ist für mich der wichtigste Wert im Leben.» Glücklich macht ihn aber auch das Reisen. Ein grosses Reiseziel Yamamotos war auch die Schweiz. Als im letzten Frühjahr das Angebot von Näfels auf seinem Tisch lag, erfüllten sich für ihn zwei Wünsche auf einen Schlag. Er konnte die Schweiz kennenlernen und den Traum, im Ausland zu spielen, verwirklichen. Zur Frage, wie er das Leben in diesem kleinen Dorfverein empfinde, antwortet er: «Es ist wirklich sehr gut. Wir haben ein gutes Team, alle Leute sind so nett. Es stimmt hier für mich.» Er sagt aber auch, dass die Schweizer sehr korrekt seien und ergänzt: «Die Brasilianer nehmen sich in einem Laden schon mal zehn Minuten Zeit, um mit den Kunden zu plaudern. Das gibt es hier nicht.» Doch die Begeisterung über sein aktuelles Domizil ist riesig. «Es ist so wunderschön hier, wohin man auch blickt. Ich habe zwar noch nicht viel gesehen, aber zahlreiche Videos geschaut. Die Schweiz ist das Beste», schwärmt er. Dazu ergänzt er, dass er jeden Tag nach Luzern gehen würde, hätte er Zeit, aber auch das Klöntal findet er fantastisch.
Sicherheit und Schokolade
Vor der Pandemie sei er noch ein wahrer Partytiger gewesen, seither habe er seinen Lebensstil jedoch verändert, gesteht er. Er mag jetzt die ländliche Ruhe des Glarnerlands, obwohl es ein riesiger Kontrast zum pulsierenden São Paulo sei. «Perfekt wäre, wenn man beides gleichzeitig haben könnte», so sein Wunschdenken.
Den eindrücklichsten Unterschied zwischen der Schweiz und Brasilien ortet er in der Sicherheit. «Hier ist alles so sicher. Die Kinder gehen hier allein in die Schule, das gibt es in Brasilien nicht. Aber ich finde, dass mein Heimatland nicht derart gefährlich ist, wie es oft dargestellt wird», so Yamamoto. Was ihm hierzulande aber zusetzen kann, ist das Wetter. Vor allem wenn es zwei Wochen andauernd regne, missfalle ihm dies, während die Kälte kein Problem sei, da es überall, wo er hingehe, warm sei, sagt der Latino.
Es gibt auch Dinge, die den Liebhaber weisser Nuss-Schokolade in Rage bringen. Unordnung, Lügen, Niederlagen und unprofessionelles Verhalten im Volleyball mag er, der sich selbst als sehr kompetitiv sieht, nicht. Es stört ihn aber auch, dass er oft zu ungeduldig ist.
Geduld ist aber gefragt, um sich einen weiteren Wunsch zu erfüllen. Yamamoto würde sehr gerne einmal bei der in Brasilien sehr populären Big Brother-Show mitmachen.