Meisterschaft NLA: Volley Näfels zeigt zwei Gesichter und gewinnt mit dem Besseren das Spiel
Zum Auftakt der Volleyball-Meisterschaft empfängt Volley Näfels den Dritten der letztjährigen Saison, Lausanne UC in der linth arena in Näfels. Nach dem Verlust der ersten beiden Sätze gelingt dem Polak-Team die Wende und ein 3:2-Sieg ist der Lohn für die Leistungssteigerung.
"Nein, ich habe mich nicht geärgert, denn heute wurde ja nicht die Meisterschaft entschieden, es war lediglich der Anfang", strahlte der Neo-Rentner und Präsident von Seat Volley Näfels Klaus Görauch. Dabei nahm er Bezug auf den verpassten Satzgewinn nach zwei Satzbällen, welche leider den Sieg im ersten Umgang nicht brachten. Und dies trotz drei direkten Punken in Folge durch Neuling Roosewelt, welcher mit seiner Leistung auf Anhieb zum besten Näfelser-Spieler des Abends gewählt wurde. Es stand danach also 23:20 und der Satzgewinn schien in Griffweite. Doch die beiden Annahmespieler Brander und Sinotti brachten mit ihren Fehlern noch die Wende für LUC, welches dieses Geschenk natürlich sehr gerne annahm.
Volley Näfels geschockt
Sichtlich geschockt von diesem nur knapp verpassten Satzgewinn agierte das Team um Interimscaptain Thomy Büsser in Satz zwei sehr schwach. Die Glarner wurden zeitweise von Lausanne UC regelrecht vorgeführt. Vor allem Neuling Charette (USA) als Diagonalspieler, aber auch Altmeister Wiacek auf der Aussenposition spielten jetzt sehr stark. Dazu kam ein Passeur Warynski in blendender Verfassung als eigentliche Teamstütze mit seinen raffinierten Pässen, oft auch über die Mitte. So gingen die Mannschaften mit ganz unterschiedlicher Befindlichkeit in die Kabinen zum Pausentee. Ein siegsicheres LUC, "ob wir 3:0 oder 3:1 gewinnen spielt keine Rolle", meinte ein da noch sehr zuversichtlicher Mittelblocker Sämi Büschi auf der einen Seite. Und hängende Köpfe der Näfelser Volleyballer auf der andern Seite. Nicht mancher der zweihundert anwesenden Zuschauer hätte noch Geld auf die Eineimischen gewettet, derart verunsichert präsentierten sie sich in diesem zweiten Satz.
Magie beim Pausentee
Doch irgend etwas magisches muss in der Kabine passiert sein, von nun an spielte Volley Näfels mit einem ganz anderen Gesicht. Passeur Bedrac war jetzt für Gygli am Pass und er liess vor allem den nun sehr starken Dalibor Polak punkten. Aber auch Fabian Brander kam regelmässig erfolgreich durch und schien seinen Versager aus dem Startsatz weggesteck zu haben. Einer aber schien überhaupt nicht anwesend zu sein, welcher eigentlich eine Teamstütze sein müsste. Volleyball hat viel mit gegenseitigem Vertrauen zu tun und dieses genoss Márcio Sinotti bei Passeur Bedrac sichtlich nicht. Er bekam fast keine Pässe zum Angriff, weil ihm diese offenbar auch zu oft nicht gut genug waren und er den Ball nur einfach übers Netz spielte. So wurde er in dieser Phase halt nicht angespielt, was eigentlich schade ist, denn er verfügt über sehr effiziente Angriffskraft. Trotzdem wurde der Satz aber klar mit 25:20 von Näfels gewonnen.
Lausanne gewinnt - aber nur fast
Satz vier konnte bereits die Entscheidung bringen für LUC. Und beinahe wäre es auch so gekommen, denn die Waadtländer hatten bei 21 Punkten für Näfels ihren ersten Matchball. Da schien eigentlich alles schon verloren zu sein. Thomy Büsser landete aber einen erfolgreichen Angiff über die Mitte und danach folgten erstaunlicherweise gleich zwei Fehler im Angriff durch Charette und Grün auf Seite von LUC. Der Matchball war damit schon einmal abgewendet. Erneut war es Büsser, welcher beim Punkt zum ersten Satzball mit einem Einerblock Grüns' Angriff herunterholte. Mit einem seiner wuchtigen Angriffsknaller erledigte Trainer Polak als Diagonalspieler die Aufgabe des Satzgewinns zum 2:2 Ausgleich gleich selbst.
Und ab wie die Feuerwehr
Jetzt schien das Näfelser Selbstvertrauen schier grenzenlos. So auf jeden Fall starteten die Spieler in das Tiebreak. Mit zwei direkten Servicepunkten meldete sich nun Sinotti, wenn auch spät, ebenfalls noch ins Spiel zurück. Dieses Furioso drängte den Gegner aus der Romandie weit zurück und ein Zwischenresultat von 11:6 war die logische Folge davon. Wer nun aber glaubte, dies sei es schon gewesen, sah sich getäuscht. Die notorischen Pessimisten schienen wieder mal Recht zu bekommen. Denn vier Punkte und zwei Näfelser Timeouts später stand es nur noch 11:10. Der Match drohte für die Näfelser, den Sieg vor Augen, noch einmal zu kippen. Aber zweimal in Folge konnte Polak seinen Ball zum Punkt buchen, was Trainer Frédéric Trouvé zu seinem zweiten Timeout veranlasste. Es folgte je ein Servicefehler (es waren über das ganze Spiel gesehen viel zu viele!) auf beiden Seiten und dann (schon wieder) ein Fehler im Angriff durch Fabian Brander. Fast immer in heiklen Situationen gegen Satzende flattern bei ihm die Nerven. So musste es der zweite Matchball bringen, denn man wollte doch, nach Satz eins und vier, nicht noch einmal in die Verlängerung. Also schenkte Passeur Bedrac seinem Captain Thomy Büsser das Vertrauen und dieser dankte es ihm mit dem letzten erfolgreichen Angriff zum erstaunlichen und vielbejubelten Sieg von Volley Näfels.
Alle warten auf Gustavo Meyer
Ein Spiel mit einem Volley Näfels mit zwei Gesichtern war vorbei. Es zeigte schon in der ersten Runde der Meisterschaft, dass die Glarner erneut fähig sind Klubs aus dem Spitzenquartett zu schlagen. Man sah aber auch, wie gross die Herausforderung sein wird die Einzelspieler zu einer kompakten Mannschaft zu formen. Ein langer Weg wird das werden und er kann eigentlich wirklich erst nach der Rückkehr von WM-Teilnehmer Gustavo Meyer aus Italien beginnen.
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