Meisterschaft NLA: Sieg von SEAT Volley Näfels im Tiebreak zum Dritten
Auch das dritte Heimspiel gegen einen Spitzenklub, diesmal kein Geringerer als Leader Volley Amriswil, hat SEAT Volley Näfels nach spannendem Spiel im Entscheidungssatz gewonnen. Die Glarner zeigten kämpferisch eine grosse Leistung und rangen die Thurgauer nach Satzrückstand noch nieder. Damit verbleibt Volley Näfels auf dem zweiten Tabellenrang.
Aufgrund der eigentlich langen Verletztenliste bei SEAT Volley Näfels waren die Erwartungen vor diesem Spiel bestenfalls verhalten positiv. Zum Glück konnte aber dank eines ärtzlichen Kunstgriffs auch Mittelblocker Thomy Büsser mitspielen. Seine Schnittwunden aus dem Liftunfall befinden sich glücklicherweise nicht an seiner Schlaghand und dank des entsprechenden Verbandes stand er also wie gewohnt vorne am Netz. Annahmespieler Sinotti wollte gegen seinen Ex-Klub natürlich ebenfalls und unbedingt mittun und auch Captain Gustavo Meyer machte sich fit um gegen den Tabellenführer seinem Team zur Verfügung zu stehen. So lief also letztendlich ausser Spielertrainer Dalibor Polak doch noch die Stammsieben aufs Feld. Dabei ist vorwegzunehmen dass Fabian Brander seine Sache auf Diagonal derart gut machte, dass heute Polak ganz gut auch draussen stehen konnte und sein Coaching vielleicht gar effektiver war, als wenn er selber mitgespielt hätte. Dies soll nicht seine Leistung als Spieler schmälern sondern vielmehr die Effizienz als Coach hervorheben. Und wie gesagt, Fabian Brander sorgte vor allem im Tiebreak für die Vorentscheidung in diesem Spiel. Nicht zuletzt dank seinen phantastischen Services buchte Volley Näfels vier Punkte in Folge und für den fünften zeichnete Brander gleich selbst verantwortlich mit einem Service-Winner.
Näfels spielt überraschend gut mit
Doch lange vor dieser Szene startete das Spiel mit einer ersten Überraschung. Näfels konnte mit dem scheinbar übermächtigen Gegner mithalten und holte sich mit einer Drei-Punkte-Serie den entscheidenden Vorsprung zum Gewinn des ersten Satzes. Es stand jetzt 22:19 und die Amriswiler nahmen ihr zweites Timeout. Dank drei Punkten von Brander und einem von Sinotti war der erste Durchgang wenig später mit 25:22 im Trockenen.
Volley Amriswil schaltet einen Gang höher
Bis zur Mitte des zweiten Satzes war alles ausgeglichen. Aber dann buchten die Thurgauer gleich sieben Punkte in Serie. Die Näfelser Sideouts klappten nicht mehr und die Ostschweizer kamen Mal für Mal mit Konterangriffen zu Punkten. In dieser Phase zeigte sich vor allem Diagonalspieler Franklin Garcia aus Venezuela sehr effizient. Und auch Amriswil-Rückkehrer Miroslav Tomasik (Svk) machte seine Sideouts. So auch dasjenige welches den Satz mit 21:25 für Volley Amriswil entschied.
Viele Eigenfehler bringen Näfels in Rücklage
Die zahlreich angereisten Zuschauer aus Amriswil feuerten ihre Mannschaft temperamentvoll an. Dabei drangsalierten sie die Werbebanden dermassen, dass ein ohrenbetäubender Lärm jedesmal dann aufbrandete, wenn die Einheimischen zum Service kamen. Einige der zahlreichen Näfelser-Servicefehler waren sicher darauf zurückzuführen. Die Frage der Fairness stellt sich dabei nicht, denn scheinbar muss heutzutage in dieser Hinsicht bei einer Sportveranstaltung alles toleriert werden. Verloren ging der Satz für die Näfelser Volleyballer aber nicht deswegen, sondern wegen der zuvielen Eigenfehler. Derjenige zum Gewinn des dritten Satzes war einer zuviel für Näfels. Es war Mittelangreifer Roosewelt, welcher den Ball zwar wuchtig, aber halt doch neben die Seitenlinie knallte.
Fotofinish bringt den Ausgleich
War das die Vorentscheidung gewesen? Viele der viel zu spärlich erschienen Zuschauer befürchteten es. War die Polak-Truppe noch einmal zu einer Reaktion fähig nach der knappen Niederlage im vorigen Satz? Immerhin stand ja mit Volley Amriswil der Meister und nominell das stärkste Team der Schweiz gegenüber. Doch tatsächlich, Näfels hatte zu Beginn die Nase vorn. Durch einen Servicefehler von Bedrac, er spielte aber sonst ein ausgezeichnetes Spiel nicht zuletzt auch am Service, glichen die Spieler um Captain Marco Bär zum 13:13 aus. Und jetzt kam der auch am Service sehr gefährliche Tomasik nach hinten. Er entwickelte dermassen viel Druck bei seinen Serves, dass sein Team vier Punkte in Serie buchte. Erst das zweite Näfelser-Timeout konnte den Slowaken stoppen. Mit viel Kampf und Herzblut gelang es aber den in Glarus Gastrecht für ihr Heimspiel geniessenden Näfelsern erneut aufzuschliessen. Es ging ja nun schliesslich um den Sieg in diesem Spiel. Es kämpfte jeder für jeden und das Spiel war nun auf seinem Höhepunkt. In dieser Phase bekamen die Zuschauer erstklassiges Volleyball zu sehen. Und nun waren auch die Anhänger der Schwarz-Gelben aus Glarus Nord erwacht und schafften es gar, die angereisten Thurgauer-Gäste noch zu übertönen. Das half dem Spiel und liess den Adrenalinspiegel bei allen Akteuren auf dem Spielfeld auf das Maximum ansteigen. Längst waren die 25 Punkte zum normalen Satzende vorbei. Bei 27:28 durch Garcia kamen die Thurgauer gar zum ersten Matchball. Doch Sinotti wehrte diesen ab. Und weiter ging es im packenden Spiel. Punkt für Punkt hangelten sich die beiden Kontrahenten nach oben bis schliesslich ein Blockpunkt von Roosewelt und Brander auf einen Angriff von Lipsitz die Entscheidung zum 32:30 brachte.
Volley Näfels erneut ohne Nervenflattern spielt Sieg nach Hause
Da Capo. So stand man also erneut gegen eines der drei Spitzenteams im Heimspiel im Entscheidungssatz. Und das war sicher ein gutes Omen, denn bisher hat Näfels solche Spiele immer gewonnen. Und genau mit diesem Selbstvertrauen stiegen die Akteure um Captain Meyer auch ins Tiebreak. Dank der starken Service-Serie Branders wurde es dann eigentlich auch gar nicht mehr richtig spannend, was aber nach dem vorangegangenen Satz vielleicht für die Nerven der Glarner-Fans ganz gut war. SEAT Volley Näfels hielt sich den Tabellenleader immer auf mindestens zwei Punkten Distanz. Zu gut war das eigene Sideout-Spiel, wobei hier vor allem Sinotti herausstach, welcher dann auch prompt von den Zuschauern zum besten Näfelser-Spieler gekürt wurde.
„Es war ein schlechtes Spiel auf tiefem Niveau“, meinte ein ernüchtert wirkender Amriswil-Trainer Johan Verstappen. Diametral in die andere Richtung sah dies naturgemäss Manager Ruedi Gygli indem er nach der gelungenen Überraschung feststellte: „Phasenweise war es ein grosser Kampf aber auch gespickt mit Szenen auf sehr gutem Niveau für Schweizer Verhältnisse“. Präsident Klaus Görauch brachte es auf den Punkt: „Leider wart ihr nicht hier, ihr habt Näfels’ bestes Spiel der Saison verpasst“, sprach er zu all den abwesenden Fans und fügte noch bei: „Jetzt wissen wir endgültig, dass wir auf Augenhöhe mit den Besten Teams der Schweiz sind“.
Matchtelegramm
Sporthalle Buchholz, Glarus, 30. Oktober 2010, 17:00
Spieldauer 140 Minuten
Zuschauer: 199
SEAT Volley Näfels vs Volley Amriswl 3:2 (25:22, 21:25, 25:27, 32:30 (!), 15:11)
Gegner: Bär (Passeur und Captain), Rutishauser (Libero), Kulakauskas, Pereira, Lipsitz, Garcia, Tomasik; Dimitroff, Augsburger
Trainer: Johan Verstappen
SEAT Volley Näfels:
Bedrac (Passeur), Werner (Libero), Meyer (Captain), Büsser, Roosewelt (de Oliveira), Brander, Sinotti; Gygli, Walzer, Sutter, verletzt: Polak
Spielertrainer: Dalibor Polak
1.SR: José Reyes
2.SR: Christian Nellen