Samstag, 16. April 2011; 20:05
Allgemein

Meisterschaft NLA: SEAT Volley Näfels zum neunten Mal Schweizermeister

Von: Rolando K. Küng

SEAT Volley Näfels gewinnt nach einem dramatischen Spiel vor über 1000 Zuschauern die Finalissima und wird damit zum neunten Mal in seiner Klubgeschichte Schweizer Volleyballmeister. Das ganze Match war ein stetes Auf und Ab und stand bis zum Schluss auf des Messers Schneide.

 

 

 

Einem perfekten Drehbuch gleich, liessen die beiden Teams noch einmal die ganze Playoff Finalserie Revue passieren und packten, sozusagen in einer Zusammenfassung, noch einmal alles bisher Gezeigte in dieses letzte Spiel. Kein Regisseur hätte es besser inzenieren können, aber dies natürlich nur aus Glarner Sicht, mit dem äusserst knappen und bestimmt auch sehr glücklichen Sieg zum Schluss. Denn Gegner CS Chênois hatte am Ende drei Matchbälle, welche sie aber zum Glück alle nicht verwerten konnten. Zwei davon machte Captain Gustavo Meyer gegen seinen ehemaligen Klub zunichte, ehe ein Doppelblock von Fabian Brander und Thomy Büsser im letzten Angriff der Romands durch Slavev ihre Meisterträume jäh zunichte machte.

 

Miserabler Start

Doch der Reihe nach. Wieder einmal begannen die Glarner nervös und sehr schwach. Einen kurzen Augenblick nach dem Start lagen sie schon mit 3:8 im Hintertreffen. Man meinte auf der Tribüne das Zähneklappern der Näfelser hören zu können. Nichts lief zusammen, ganz im Gegenteil zum Spiel des Gegners. So musste dieser Startsatz nahezu kampflos hergegeben werden. In keiner Phase bessas die Polak-Truppe die Mittel, ins Spiel eingreifen zu können. Ganz klar, das war eine grosse Ernüchterung für die vielen Fans, welche zahlreich wie schon lange Jahre nicht mehr und erwartungsfroh ins sgu gepilgert waren.

 

Näfels rappelt sich auf

Aber genau entsprechend dem bisherigen Verlauf der ganzen Serie, kam nun das vermeintlich schwächere Team zurück. Und dies war SEAT Volley Näfels. Zu Satzmitte legte der insgeheime Favorit auf den Titel eine Sieben-Punkte-Serie zum 13:7 Zwischenstand hin. Die Genfer kamen etwas später im Satz unter der Führung von Cuko und Slavev noch einmal sehr gefährlich heran. Plötzlich stand es nur noch 23:22! Doch Captain Gustavo Meyer kam dank seinem Sideout zum ersten Satzball und Dritan Cuko verpatzte seinen letzten Angriff im Doppelblock der beiden Näfelser Brasilianer Roosewelt und Sinotti.

 

Polak resolut

Damit war die Welt vorerst wieder in Ordnung. Aber was sollte das weitere Spiel auf dem Weg zum Schweizermeistertitel noch bringen? Beide wollten diesen Titel ganz fest und entsprechend engagiert traten sie auch im nächsten Satz wieder auf. Langeweile kam über das ganze Spiel gesehen in keinem Moment auf. In Satz drei war auch endlich die Nervosität bei beiden verflogen und so kamen die Zuschauer in den Genuss von feinster Volleyballkost. SEAT Volley Näfels konnte sich zur Satzmitte langsam mit einigen Punkten Vorsprung absetzen. Doch eine Vorentscheidung wollte nicht fallen. Im Gegenteil, der CS Chênois kam wieder heran und stellte mit einem weiteren Punkt von Wilson auf 22 beide. Grund genug für Coach Mani Müller, welcher auch in dieser Finalissima in keiner Phase die Übersicht verlor, das zweite Näfelser Timeout zu nehmen. Und dieses zeigte Wirkung. Die Aufholjagd der Genfer wurde gestoppt. Ein weiterer Angriff über die Mitte durch Roosewelt und ein Fehler im Angriff durch Captain Cuko auf der Gegenseite, brachte den ersten Satzball für Volley Näfels. Nicht den ersten, aber den zweiten erklärte Polak zur Chefsache und buchte den Satzball gleich selbst zur 2:1-Führung nach Sätzen.

 

Volley Näfels genau nach Drehbuch

Im Tiebreak war damit die Polak-Truppe auf jeden Fall. Und da ja der unsichtbare Regisseur genau diese Kurzentscheidung in Satz fünf vorgesehen hatte, musste also Satz vier wieder an die Genfer gehen. Irgendwie war dies auch in den Köpfen aller 14 Spieler auf dem Feld geschrieben. Schon fast wie selbstverständlich übernahm nun Gegner Chênois wieder das Szepter und führte schon bald mit 3:8. Und so redlich sich die Näfelser Volleyballer auch bemühten das Blatt noch zu wenden, es gelang ihnen nicht. Denn schliesslich stand es ja geschrieben, dass auch dieses Spiel und damit die Finalissima dieser Meisterschaft 2010/2011 im Tiebreak entschieden werden musste. So besiegelte der Doppelblock von Ourahay mit Cuko auf Fabian Brander diesen Satz eben genau gemäss Drehbuch. Und damit war nach Sätzen wieder Gleichstand.

 

Sieg im Tiebreak mit 19:17!

Keiner der das Tiebreak im letzten Spiel in Genf live miterlebte, wagte nun daran zu denken, was wäre wenn nun die Spieler von SEAT Volley Näfels erneut nicht mehr die Kraft hätten, das Spiel noch einmal zu bestimmen. Doch diese Sorge war vorerst gänzlich unbegründet, schon bald stand es 9:6. Dann aber kam ein kurzer Hänger mit einem Servicefehler durch Polak und Abramov/Cuko verpassten Meyer einen Blockpunkt. Dazu gelang auch noch der folgende Gegenangriff durch Wilson und plötzlich war der Vorsprung wieder weg. Das jetzt folgende Sideout von Captain Meyer war enorm wichtig und auch Cuko konnte beim nächsten Angriff geblockt werden. Timeout zwei von Chênois zeigte nachher aber sofort seine Wirkung. Jetzt waren es die Genfer, welche drei Punkte in Serie hinlegten und damit in Führung gingen. Woher holten Sie nur die Kraft? Das war nun also die Zielgerade einer langen Meisterschaft, gespielt in ein paar wenigen Punkten. Wer würde am Schluss als Sieger dastehen? Diese Frage wurde weder nach dem ersten Matchball durch Slavev, welcher durch Sinotti gekontert wurde beanwortet, noch nach dem Näfelser Blockpunkt auf Cuko, welcher den ersten Matchball für Näfels brachte. Nein, es brauchte mehr! Zwei weitere Genfer-Punkte brachten ihnen den Matchball Nummer zwei. Gustavo Meyer konterte. Jetzt stand es 16:16. Welches Team würde jetzt zuerst zwei Punkte hintereinander buchen können? Es blieb spannend und es schien, als würde in der lintharena bald die Decke davonfliegen, dermassen viel Energie lag jetzt in der Luft. Und diese nutzte Cuko zum Punkt des dritten Matchballs. Aber auch diesen konterte Meyer. (damit war er definitiv der Held des Abends und wurde dann auch prompt zum besten Näfelser Spieler gewählt) Durch einen weiteren Fehler Chênois' kam SEAT Volley Näfels zu seinem zweiten Matchball. Und jetzt sollte die Entscheidung kommen. Slavev sah seinen Angriff durch Brander und Büsser abgeblockt und den Ball hinter ihm im eigenen Feld auf den Boden klatschen. Das wars gewesen für Chênois.

 

Näfels nicht besser, aber glücklicher

Klar was jetzt passierte. Die folgenden Szenen werden nach dem Gewinn eines Titels, gleich in welcher Sportart, immer wieder gleich geschrieben. Riesiger Jubel auf der einen und ebenso riesengrosse Enttäuschung auf der andern Seite. Näfels war in dieser Serie ganz einfach nur das glücklichere Team. Weitere Attribute kann es beim Betrachten der ganzen Serie und auch wieder dieses Tiebreaks nicht für sich in Anspruch nehmen, zu ausgeglichen waren beide Mannschaften. Die Genfer hatten drei Matchbälle und verwerteten keinen. Näfels deren zwei und buchte den zweiten zum Sieg und damit zum neunten Meistertitel seiner Geschichte.

 

Perfekter Abschied für Präsident Görauch

Und jetzt kommt wieder der Regisseur ins Spiel, welcher erlaubte, dass mit diesem Sieg Präsident Klaus Görauch nach zwanzig Jahren an der Spitze des Klubs, kein schönerer Abschied als dieser hätte beschert werden können.

 

 

 

Matchtelegramm 5. Spiel Play-off Final

 

sgu linth arena, Näfels, 16. April 2011, 17:00

Spieldauer  134 Minuten

Zuschauer: 1010    

 

SEAT Volley Näfels - CS Chênois  3:2 (17:25, 25:22, 25:23, 21:25, 19:17!!)

 

CS Chênois:

Ptaschinski (Passeur), Cuko (Captain), Kovar (Libero), Slavev, Wilson, Abramov, Schaller; Ourahay, Fellay, Blazy

Spielertrainer: Dritan Cuko

 

 

SEAT Volley Näfels:

Bedrac (Passeur), Meyer (Captain), Werner (Libero), Roosewelt (de Oliveira), Sinotti, Büsser, Polak; Gygli, Fabian Brander, Walzer

Spielertrainer: Dalibor Polak

 

1.SR: Philipp Schürmann

2.SR: Chrigel Wolf

Die Meistermannschaft 2010/2011