Meisterschaft NLA: SEAT Volley Näfels - Team der Stunde
Trotz doppeltem Satzverlust zu Beginn kommen die Näfelser Volleyballer, mit der Niederlage vor Augen, zurück ins Spiel und gewinnen zum Schluss drei Sätze hintereinander. Dabei festigen sie erneut auch ihre schiere Unbesiegbarkeit im Tiebreak und zeigen ihre grosse mentale Stärke.
Für einmal ging das Rezept mit dem „Serve and Block“ überhaupt nicht auf. Wenigstens zu Beginn des Spiels waren die Services klar weniger konstant und druckvoll als in den vorherigen drei Spielen. Ausserdem zeigte sich sofort, dass nach ausgezeichneten Auftritten mit entscheidend guten Leistungen, Fabian Brander diesmal sein bisheriges Niveau nicht halten konnte. Aus unerklärlichen Gründen wirkte er vor allem in der Annahme wieder unsicher und war auch im Angriff nicht mehr derart unwiederstehlich wie in letzter Zeit gesehen. Und da auch Passeur Ivan Bedrac nicht ganz an seine tollen Leistungen herankam, fehlte dem Team einiges von seiner Kraft und Stärke die man sich aus den letzten Spielen gewohnt war.
Absturz kurz vor der Landung aufgefangen
Coach Mani Müller zögerte aber nicht lange und brach die Losung „Never change a winning team“ auf, indem er Annahmespieler Brander durch den Captain Gustavo Meyer ersetzte und für Bedrac brachte er den in dieser Saison als zweiter Passeur agierende Marco Gygli. Klar, dass diese relativ grosse Änderung noch nicht schon vom ersten Punkt an seine Wirkung zeigte. Zu sicher spielte Gegner Lausanne UC noch in dieser Phase des Spiels. Doch schon nach einigen Punkten waren die beiden Eingewechselten voll im Spiel drin. Den zweiten Satzverlust konnte das Team aber nicht mehr abwenden, doch waren sie nun für Satz drei und die restlichen zwei die noch folgen sollten umso mehr bereit. Meyer’s Annahmen funktionierten wie in den besten Tagen und auch im Angriff gewann er mit jedem Punkt etwas mehr Durchschlagskraft. Schon bald machte er seine mehr als mässigen Leistungen der Dezember- und Januar-Spiele vergessen und auch die Tatsache, dass er nun schon seit vier Spielen nicht mehr richtig im Einsatz stand. Auch die Abstimmung zwischen Passeur Gygli und seinen Angreifern klappte immer besser mit zunehmender Dauer des Spiels.
Lausanne früh wie der sichere Sieger
Damit hatten die Waadtländer nun wirklich nicht mehr gerechnet. Sie sahen sich schon wie der sichere Sieger in die Kabine schreiten zur grossen Pause nach dem 2:0. Wäre es ein 3:0 Auswärtssieg geworden, hätten sie plötzlich doch noch einmal hoffen können. Aber schon mit dem Verlust des dritten Satzes lösten sich ihre Chancen im Nichts auf und vor allem spürten sie jetzt wieder die unwiederstehliche Näfelser Angriffskraft, welche auch über die Mitte mit Büsser und Roosewelt wieder vermehrt stach. Ganz zu schweigen von Dalibor Polak, welcher trotz seinen 37 Jahren voll auf der Höhe seiner Aufgabe war und erneut eine sehr gute Partie ablieferte, für welche er auch zu Recht erneut zum besten Näfelser Spieler gewählt wurde.
Gleichwertige Ersatzspieler
Aus dieser Wende kann, nebst dem wichtigen Gewinn von zwei Punkten und dem Verbleib auf dem ersten Platz, eine sehr wertvolle Erkenntnis gewonnen werden: SEAT Volley Näfels ist auf allen wichtigen Positionen (mit Ausnahme von Libero Werner – er ist weiterhin unersetzlich) so besetzt, dass Auswechslungen vorgenommen werden können, ohne das Leistungsniveau senken zu müssen. Das war zu Saisonbeginn noch überhaupt nicht so, ist aber natürlich schon fast Bedingung um eine Playoff-Finalserie erfolgreich abschliessen zu können. Bleibt also SEAT Volley Näfels vom Verletzungspech verschont, hat es nun, in dieser Verfassung, allerbeste Chancen nach 2007 mit dem Double von Meisterschaft und Cup, endlich wieder einen wichtigen Titel zu gewinnen. Es wäre der Titel Nr. 9 und seit dem Gewinn des ersten im Frühjahr 1998, musste Näfels nie mehr so lange auf einen nächsten warten. Immer lag zwischen dem letzten und dem nächsten nie mehr als ein Jahr.
Wie wärs mal mit einem 3:0?
Unabdingbar zum Gewinn des Titels ist aber, dass sämtliche Spieler nun ab sofort jeden Punkt, jeden Satz und jedes Spiel so spielen, als sei es der oder das wichtigste in ihrer ganzen Karriere. Schlechte Sätze ohne Druck und Rasse wie sie die ersten beiden gegen Lausanne UC waren, darf sich die Polak-Truppe nun keine mehr leisten. Vielmehr sollten sie so sein, wie die beiden ersten im Spiel gegen den CS Chênois von Ende Januar mit druckvollem „Serve and Block“ ohne den Gegner je überhaupt ins Spiel kommen zu lassen. Und zweifellos hat die Mannschaft nun das Selbstvertrauen und den Power, zwei guten auch noch einen dritten folgen zu lassen. Denn dann könnte mal ein Spiel auch glatt mit 3:0 Sätzen gewonnen werden. Man sollte ja die Regel mit den (fast) sicheren Siegen im Tiebreak (83%) auch nicht überstrapazieren, denn jede Serie hat einmal ein Ende. Und mit jedem weiteren knappen Sieg kommt das Ende um ein Spiel näher. Pech wäre also, wenn dieses Ende dann ausgerechnet im letzten Match Tatsache würde. Um dem vorzubeugen und auch um den Zuschauern etwas die Nerven zu schonen, sollte Polak mit seiner Crew nun versuchen, wie im Lausanne-Spiel, gleich drei Sätze hintereinander zu gewinnen. Nur halt eben schon die ersten drei des Spiels. Denn der Poker mit den Tiebreaks könnte schon im nächsten Spiel ins Auge gehen.