Samstag, 5. März 2011; 21:48
Allgemein

Meisterschaft NLA: SEAT Volley Näfels mit einem Bein im Playoff-Final

Von: Rolando K. Küng

Mit dem zweiten aufeinanderfolgenden Sieg gegen Volley Amriswil und dem samstäglichen Triumph über Pallavolo Lugano, stehen die Näfelser Volleyballer mit einem Bein bereits im grossen Finale. Dank den vier Punkten dieses Wochenendes ist SEAT Volley Näfels nun alleinger Leader der NLA.

 

 

 

 

91% beträgt die Siegquote von SEAT Volley Näfels in dieser Saison, wenn ein Spiel ins Tiebreak geht. Diese Quote ist erdrückend und scheint irgendwie jeden Gegner zu lähmen. Nur so ist es vielleicht erklärbar dass eine eigentlich so abgeklärte Mannschaft wie der Meister und diesjährige Cupfinalist Volley Amriswil drei Matchbälle hintereinander nicht verwerten kann. Das eine winzige Pünktlein sollte den Thurgauern, das Ziel vor Augen, nicht mehr gelingen. „Das ist keineswegs nur eine Frage des Glücks“, meinte ein strahlender Márcio Sinotti nach dem Spiel. „Ein Spiel ist halt nie bei 14 Punkten im Tiebreak vorbei und niemand weiss dies in dieser Saison besser als wir“. Es sei eben ganz einfach auch eine Frage der mentalen Vorbereitung und der Kaltblütigkeit. Dass ausgerechnet Roosewelt beim Stand von 11:14 zum Service kommt und dann eine seiner berühmten Serviceserien auspackt, welche man ihm eigentlich aufgrund der bisherigen Leistungn beim Service übers ganze Spiel gesehen, niemals mehr zugetraut hatte. Und doch war er es, der mit seinen sehr gefährlichen Floats die Annahme des Gegners gleich dreimal hintereinander auseinander nahm. Dieser Druck auf die Mannen um Captain und Passeur Bär, brachte nacheinander einen Blockpunkt durch Büsser und Polak, einen Gegenangriff durch Polak (er spielte überragend) und einen Angriffsfehler durch Diagonalangreifer Garcia. Das brachte den neuen Spielstand von 15:14 und damit den ersten Matchball für Volley Näfels. Längst war die linth arena ein Tollhaus. Das Publikum hielt es nicht mehr auf seinen Sitzen aus, alle standen und schrien ihre Lieblinge lauthals zum nächsten Punkt. Vorerst buchte aber Sinotti, um es noch einmal so richtig spannend zu machen, einen Fehler im Angriff und liess die Blauen noch einmal ausgleichen. Ein Aufschrei der Verzweiflung gellte durch die Halle. Einigen wenigen Zuschauern war das nun doch zuviel des Nervenkitzels und sie verliessen verzweifelt die Halle. Doch zu früh, wie sich gleich zeigen sollte. Den nächsten Angriff buchte Dalibor Polak auf seiner Diagonalposition gleich wieder höchstpersönlich. Er spielte wie in seinen allerbesten Tagen, als er zum besten Volleyballer gekürt wurde. (Total Punkte: 31!) Aber es war dem Aufsteiger der Saison, Fabian Brander, vergönnt, seinen letzten Angriffsball zum Siegpunkt zu verwandeln. (es war sein 14. Punkt des Spiels) Nun brachen alle Dämme. Ein kurzer Moment schien es, als hätte SEAT Volley Näfels soeben die Meisterschaft gewonnen. Viele Zuschauer machten ihrer Anspannung endlich Luft und rannten zu den Spielern um diese zu herzen und zum tollen Sieg zu beglückwünschen. Der Jubel war derart riesig wie man ihn nur zu den allerbesten Zeiten kannte, als die Näfelser Volleyballer die ersten grossen Erfolge feiern konnten.

 

Klare Vorteile während den ersten anderthalb Sätzen

Dabei hätte es SEAT Volley Näfels von Anfang an gar nicht so spannend machen müssen, denn die Polak-Truppe begann gut. Sie holte sich den ersten Satz nach zwei Angriffspunkten von Brander in Folge und dem Satzball von Büsser relativ klar und locker. Und auch im zweiten Satz ging es bis zum 19:14 ähnlich weiter. Näfels spielte frisch auf und war dank individueller Klasse das bessere Team. Doch dann kam, wie aus heiterem Himmel, der Umsturz. Der Serbe Gavrilovic, in diesem Satz für den Venezolaner Franklin Garcia auf Diagonal, kam zum Service. Es war kaum zu glauben und in der Schweiz auch eher selten zu sehen. Aber er „zauberte“ hintereinander sechs Aufschläge aus dem Ärmel, für welche es auf Näfelser Seite mit jedem mehr, nur noch ungläubiges Kopfschütteln gab. So zwangen die Ostschweizer die Glarner zu Fehlern und buchten sechs Punkte hintereinander. Da halfen auch die beiden Timeouts wenig, welche Coach Mani Müller nahm, im Versuch endlich den Rhythmus des entfesselten Serben zu brechen. Punktemässig war zwar noch kein richtiger Schaden entstanden, aber der Vorsprung war natürlich weg. Und mit diesem Schrecken, irgendwie auch die Konzentration. So machte Amriswil mit Näfels kurzen Prozess und stellte zum 1:1 Ausgleich nach Sätzen.

 

 

Näfels steckte Satzverlust locker weg

Wer nun am eigenen Team zu zweifeln begann, sah sich bald getäuscht und sehr positiv überrascht. Resolut nahm Passeur Bedrac das Szepter wieder in die Hand und schuf mit guten und klugen Pässen im Angriff ganz klar ein Übergewicht. Brander, Polak und Sinotti buchten regelmässig vorne und Libero Dani Werner hielt sein Team mit unglaublichen Paraden immer und immer wieder im Spiel. Satz drei wurde eine klare Beute für Volley Näfels.

 

 

Aufbäumen von Amriswil bringt elftes Tiebreak

In der ersten Hälfte des vierten Satzes schien es einen Moment, als die Glarner zwei Punkte vorlegten, das Spiel sei gelaufen. Doch dank zwei Serien von drei Punkten in Folge zog nun Volley Amriswil davon und Garcia verwertete den zweiten Satzball zum Ausgleich nach Sätzen.

 

 

Erfolg kann man trainieren

Das Tiebreak war, wie schon mehrere Male in dieser Saison, eine Achterbahn der Gefühle für die Zuschauer. „Wir sind hochkonzentriert auf dem Spielfeld“, meinte Sinotti, „aber natürlich hören wir die Zuschauer sehr gut und sie haben uns heute angetrieben, das Allerletzte zu geben“. „Wenn man ein Spiel schon fast verloren hat, ist es umso schöner, es dann doch noch zu gewinnen“, meinte ein strahlender Captain Fabian Brander. Und eigentlich müssten sich ja die Zuschauer statistisch gesehen gar keine Sorgen machen. Denn zehn Siege in elf Spielen mit Entscheidung im Tiebreak, sprechen eine deutliche Sprache. „In meiner ganzen Karriere habe ich noch nie eine solche Quote gesehen“, meinte denn auch Amriswil-Captrain Marco Bär verzweifelt nach dem Spiel. Glaubt man aber Trainer Dalibor Polak, kann man den Erfolg im Entscheidungssatz tatsächlich trainieren und bei dieser Statistik muss man ihm schon fast und ganz einfach glauben!

 

 

Matchtelegramm

 

linth arena sgu, Näfels, 06. März 2011, 17:00 h

Spieldauer  135 Minuten

Zuschauer: 450

 

SEAT Volley Näfels vs Volley Amriswl 3:2 (25:22, 22:25, 25:19, 22:25, 17:15)

 

Gegner: Bär (Passeur und Captain), Rutishauser (Libero), Kulakauskas, Pereira, Lipsitz, Garcia, Tomasik; Gavrilovic, Augsburger, Mathews

Trainer: Johan Verstappen

 

SEAT Volley Näfels:

Bedrac (Passeur), Werner (Libero), Brander (Captain), Polak, Büsser, Roosewelt (de Oliveira), Sinotti; Gygli, Walzer, Meyer

Spielertrainer: Dalibor Polak

 

1.SR:  Volker Schiemenz

2.SR:  Helmut Tschrischnig

 

Bild: Köbi Hefti - Perfekter Block von Fabian Brander (links) und Thomy Büsser gegen den Angriff von Radovan Gavrilovic, einer der vielen Auslandprofis in den Reihen von Volley Amriswil.