Freitag, 28. Januar 2011; 18:17
Allgemein

Meisterschaft NLA: SEAT Volley Näfels braucht Dramatik zum siegen

Von: Rolando K. Küng

Erneut gewinnt SEAT Volley Näfels (Spiel 2 zur Playoff-Qualifikation) nur knapp und nach einer schier unglaublichen Wende, diesmal auswärts gegen Lausanne UC, mit 3:2. Auch gestern fehlte Näfels nur noch ein Satz zum Sieg, doch dann riss erneut der Faden und alles wurde wieder dramatisch.

 

 

 

Tot geglaubte leben offenbar wirklich länger. Auf jeden Fall trifft dieses Sprichwort für den Näfelser Auftritt auch im zweiten Spiel gegen Lausanne UC voll ins Schwarze. Wie vor Wochenfrist brauchten die Glarner noch einen einzigen Satz um mit dem Bestresultat von 3:0 und zwei weiteren Punkten auf dem Konto zurück ins Glarnerland zu fahren. Doch auch diesmal reichte die volle Konzentration vorerst nur gerade für zwei, anstatt für drei Sätze. Oder man könnte auch sagen, dass LUC, der Sieger der Quali-Runde und damit zwischenzeitlicher Branchenleader im Schweizer Volleyball, in Satz drei endlich erwachte. SEAT Volley Näfels war zwar bis nach Satzmitte immer an LUC dran, doch nach dem 18:18 buchten die Romands drei Punkte in Serie und zogen endgültig zum Satzgewinn davon.

 

Nach dem 2:0 riss der Faden erneut

Nicht weiter schlimm, dachte man. Im nächsten Satz wollte die Polak-Truppe gleich wieder an ihre Leistung aus den ersten beiden Sätzen anknüpfen. In diesen behielten sie jeweils knapp die Oberhand, nicht zuletzt und erneut, wegen der guten Services und einem äusserst effizienten Chef Polak auf der Diagonalposition. Näfels wirkte frischer, Lausanne eher träge. Ausserdem kamen von den Rängen keinerlei Anfeuerungsrufe der mehr als spärlich anwesenden Zuschauer. Dies hätte das Studententeam aber sicher sehr gut gebrauchen können. Irgendwie schafften sie es dann aber, unter der unermüdlichen Führung von Carlos Guerra, (der Schwager von Captain Gustavo Meyer) den Anfangs kleinen Unterschied zum Gegner wettzumachen. Nach Satz drei folgte sogleich auch Satz vier auf das Konto der Lausannois. Jetzt war es Näfels, das schlecht spielte. Der Druck beim Service war weg, es häuften sich die Fehler. Schon früh lagen die Näfelser Volleyballer hoffnungslos zurück und gaben den Satz verloren. Scheinbar setzten sie erneut darauf im wichtigsten Zeitpunkt des Spiels, in der Endphase des Tiebreaks wieder voll da zu sein. Und sie sollten Recht behalten. Doch vorher inszenierten sie noch einmal einen an Dramatik kaum mehr zu überbietenden Auftritt und spielten mit den Gefühlen der Zuschauer Achterbahn.

 

LUC zu Beginn wie ein TGV

Genau wie im Spiel gegen den CS Chênois, begann das Team um Captain Meyer wieder grottenschlecht. Schlechter war schon kaum mehr möglich. Samuel Büschi (mit Näfels Meister und Cupsieger 2007) servierte seine gefürchteten Floats so dass sich Passeur Ivan Bedrac entschloss, jeweils gleich seinen Mittelangreifer Roosewelt einzusetzen. Doch dieser wurde sofort geblockt und zwar nicht einmal und nicht zweimal, sondern gleich dreimal in Serie. Lausannes’ Taktik ging also voll auf und Näfels lief ihnen ins offene Messer. Coach Ruedi Gygli nahm sofort das erste Time-out. Wie sich kurz darauf zeigen sollte, zeitigte es aber keine Wirkung. Denn im vierten Spielzug dieser Kurzentscheidung um den Sieg, erwischte es Sinotti. Auch er wurde geblockt und im nächsten Spielzug buchte Guerra bei einem Gegenangriff Punkt Nr. 5. Hoppla, jetzt musste aber etwas passieren. Gleich einem TGV-Zug rasten nun die Gastgeber über die erbarmungswürdigen Näfelser hinweg. Coach Gygli zog erneut die Notbremse. In Time-out Nr. 2 wurden nun aber die Weichen richtig gestellt, wie sich schon kurze Zeit später zeigen sollte. Jetzt kamen die Punkte gleich reihenweise einmal durch schöne Blocks und dann mit einem Service-Ass von Captain Meyer. Es war eine schier unglaubliche Wende vom 0:5 zum 8:7 und damit zum letzten Seitenwechsel und in Führung liegend. Klar dass jetzt LUC nervös war. Damit hätten die Spieler um ihren Captain Wiacek überhaupt nicht mehr gerechnet. Doch die Dramaturgie des Chênois-Spiels in der linth arena vor einer Woche, war die perfekte Übung für die erfolgreiche Premiere vor den Augen der ungläubigen Zuschauer an den Gestaden des Genfersees. Und genau analog und Punkt für Punkt, kein Regisseur könnte es besser inszenieren, zogen die Glarner davon bis das Schlussresultat erneut 15:13 für SEAT Volley Näfels lautete. Der Jubel war verdientermassen riesengross, ebenso wie die Enttäuschung auf Seiten von LUC, welches einen sicher geglaubten Sieg auf der Zielgeraden noch aus den Händen gab.

 

Hat Polak eine Kristallkugel?

Zauberer Dalibor Polak hatte es ja schon in der Qualirunde angekündigt dass er den Sieg im Tiebreak mit seinen Spielern üben wollte. Keiner mochte ihm das so recht glauben, aber inzwischen tut man gut daran, nicht mehr an seiner Aussage zu zweifeln. Nicht weniger als neun Spiele trugen die Näfelser Volleyballer in dieser Saison bisher über die volle Distanz aus. Dabei lässt sich das Verhältnis von 7:2-Siegen durchaus sehen. Ausserdem waren beide Niederlagen, jeweils gegen Lugano und Amriswil auswärts, mindestens ebenso knapp wie manche Siege zuhause. Was aber das Wichtigste ist in dieser Startphase der Playoff-Quali, ist sicher der optimale Start. Vier Punkte aus zwei Spielen gegen die beiden Erzrivalen aus der Romandie herausgespielt, konnte niemand wirklich erwarten. Damit steht SEAT Volley Näfels punktgleich mit Volley Amriswil auf dem Spitzenplatz, welcher zu eben dieser Finalteilnahme berechtigen würde. Der Weg dahin ist aber noch lang, der gute Anfang aber schon mal gemacht.

 

 

Nun folgt der Cup-Halbfinal gegen Volley Amriswil

Dieser Auftritt beflügelt die Mannschaft bestimmt auch zu einer weiteren Grosstat. Schon heute Nachmittag steht im Thurgau der Halbfinal im Schweizer Cup auf dem Programm. Volley Amriswil ist gewarnt, der Hunger auf mehr bei den Näfelsern aber riesengross.

 

 

 

 

 

 

Matchtelegramm

 

SOS II, Dorigny, St. Sulpice, 29. Januar 2011, 17:30 h

Spieldauer  119 Minuten

Zuschauer: 123   

 

Lausanne UC - SEAT Volley Näfels 2:3 (26:28, 23:25, 25:20, 25:17, 13:15)

 

LUC:

Warynski (Passeur), Wiacek (Captain), Charette, Reyes (Libero),  Guerra, Büschi, Seifert; Grün, Schalcher, Chandon, Tomasetti

Trainer: Frédéric Trouvé

 

SEAT Volley Näfels:

Bedrac (Passeur), Meyer (Captain), Werner (Libero), Roosewelt (de Oliveira), Sinotti, Büsser, Polak; Gygli, Fabian Brander

Spielertrainer: Dalibor Polak

 

 

 

1.SR: Peter Hottiger

2.SR: Christian Nellen