Meisterschaft NLA: Nur noch Zugabe in Genf
SEAT Volley Näfels hat das Privileg in Genf beim CS Chênois das Zünglein an der Waage zu spielen. Denn der eigentliche Disput bei diesem Spiel läuft nicht zwischen Genfer und Glarnern ab. Vielmehr gibt es ein Fernduell zwischen Chênois und Volley Amriswil.
Ganz bestimmt ist es für SEAT Volley Näfels entspannend, für einmal nicht selber gewinnen zu müssen sondern sozusagen von aussen zusehen zu können, wie zwei andere sich streiten. Schliesslich haben die Näfelser Volleyballer ihren Job bereits gemacht und stehen nach dem Sieg gegen LUC uneinholbar auf dem ersten Platz der Tabelle. Damit geniessen sie gleichzeitig auch das Heimrecht im ersten und eventuell in extremis, auch im fünften und letzten Spiel um den Titel eines Schweizermeisters. Für den ganzen Rest der Crème de la Crème im Schweizer Herrenvolleyball, mit Ausnahme von Lugano – sofern es zu diesem erlauchten Kreis überhaupt schon dazugehört – geht es aber noch um sehr viel in dieser letzten Runde der Quali ins Finale. In der Pole Position steht Näfels’ heutiger Gegner Chênois. Denn es hat zwei Punkte mehr auf dem Konto als Volley Amriswil. Aber das Satzverhältnis der Genfer ist negativ. Und genau dieses Verhältnis zwischen der Summe der gewonnen und verlorenen Sätze entscheidet bei Punktgleichheit um den Finaleinzug. Da steht Volley Amriswil bedeutend besser da. Sie haben einen Saldo von drei Sätzen plus.
Volley Amriswil zum Sieg verdammt
So müssen also die Thurgauer auf jeden Fall gewinnen um überhaupt und eventuell Punktgleichheit mit Chênois zu erreichen. Gewinnen die Genfer, stehen sie im Final. Verlieren sie und sei es auch nur im Tiebreak, bleibt ihr Satzverhältnis negativ. Da wären die Ostschweizer mit ihrem Sieg über den LUC durch. Es spielte das Resultat im Tellenfeld zu Amriswil dann auch keine Rolle mehr. Aber gewinnen müssen sie, die Blauen. Und da könnte auch noch Lausanne UC noch ganz entscheidend etwas dagegen haben. Denn verlieren die Romands, verbleiben sie auf dem fünften und letzten Platz dieser Quali-Runde. Und laufen bei einer Niederlage im Cupfinal in Bern die Gefahr, nächstes Jahr in keinem der europäischen Klubwettbewerbe teilnehmen zu können. Und dies ist ganz sicher auch nicht im Interesse des Klubs aus Lausanne und vor allem nicht seines Präsidenten Georges-André Carrel. So können sich die Fans im Oberthurgau auf einen heissen Match freuen. Schliesslich sind ihre Lieblinge die einzigen, welche noch das Double von Meisterschaft und Cup schaffen können. Im Moment sieht es zwar nicht danach aus, aber im Spitzensport kann sich alles innert Kürze wieder komplett ändern.
Kann Näfels in Genf überhaupt noch gewinnen?
Die letzten Näfelser-Siege in der Sous Moulin-Halle in Thônex, hart an der Grenze zu Frankreich, datieren aus der Saison 06/07. Seither war SEAT Volley Näfels in Genf oft ohne Chance. Die Niederlagen der letzten Saison waren zwar jeweils überhaupt nicht zwingend. Und doch scheint es, dass es für die Glarner in den letzten Jahren eher schwierig geworden ist, nach einer Reise quer durch die Schweiz im fernen Genf zu punkten. Von da her gesehen, läge es eigentlich auf der Hand, zu vermeiden dass die Finalpaarung zwischen den Näfelsern und den Amriswilern ausgetragen wird. Auch für den Säckelmeister des Klubs, Peter Kundert, wäre es sicher besser, es gäbe ein Ostschweizer-Duell. Denn erstens lägen die Reisespesen um einiges tiefer als bei den weiten und teuren Fahrten nach Genf und zweitens kann man in der linth arena auch immer mit dem sehr zahlreichen und treuen Publikum von Volley Amriswil rechnen. Sportlich gesehen ist die Rivalität zwischen den beiden besten Klubs aus der Deutschweiz schon längst legendär. Grosse Duelle haben sich die beiden Mannschaften schon geliefert und immer war es so, dass nirgends schon im Voraus geschrieben stand, wer gewinnen würde. So landeten beide Klubs jeweils im Hexenkessel des Gegners wertvolle Auswärtssiege und oft genug auch nur sehr knappe Heimsiege.
Polak-Truppe ist am Drücker
So gesehen wäre es also logisch, dass es zu einem Playoff-Finale zwischen SEAT Volley Näfels und Volley Amriswil kommt. Doch erstens müssen die Thurgauer schon mal gewinnen und Näfels unbedingt verlieren. Und was die einen vielleicht nach vier Niederlagen in Folge gar nicht mehr können, müssen die andern nach ebenso vielen Siegen in Folge erst noch wollen. So oder so ist für einmal Trainer Polak mit seinen Spielern in der mehr als komfortablen Lage, entscheidendes dazu beizutragen, wer denn nun der grosse Gegner in den Playoff-Finals sein wird. Oft hat man in einer Sportlerkarriere nicht Gelegenheit dazu. Bleibt also zu hoffen, dass die Mannschaft das Richtige tut, denn gewonnen ist mit dieser sicheren Finalqualifikation noch überhaupt nichts.