Freitag, 21. April 2017; 04:00
NLA

Libero Manuel Sutter wünscht sich, dass das SGU zum Hexenkessel wird

Von: Köbi Hefti

Der Auftakt in den Play-off Final missriet Näfels. Am Freitag haben die Glarner im 2. Spiel der Best-of-5 Serie erstmals seit Oktober die Chance Amriswil daheim herauszufordern. Libero Manuel Sutter erklärt im Interview seine Sicht auf diese Finalserie.


Mit Manuel Sutter sprach Köbi Hefti

Manuel Sutter, Ihre Emotionen nach der Qualifikation für den Final waren sehr gross – Sie hatten feuchte Augen. Wie sieht es jetzt, nach dem missglückten Start aus?

MANUEL SUTTER: Wir wussten, dass es für uns in Amriswil schwer wird. Das Spiel ist gespielt und der Fokus ist immer noch auf die Serie ausgerichtet, deshalb sind meine Emotionen immer noch positiv. Wir wissen, dass wir es selber mit den Services sowie Annahmen und individuellen Aktionen verspielten. Und so richtete sich mein Blick nach dem Spiel rasch auf das kommende Heimspiel am Freitag.

Was war das meistdiskutierte Thema unmittelbar nach dem Spiel?
Dass wir ab dem zweiten Satz nicht reagieren konnten. Es ist schade, dass wir im Anschluss an den gewonnen Startsatz mit angezogener Handbremse spielten - was aber auch an den starken Services des Gegners lag - und wir fast nichts machten um dagegenzuhalten.

Die Lösung des Rätsels, wie Amriswil geknackt werden könnte, schien am Samstag gefunden zu sein. Was ist dann passiert?
Amriswil spielte ab Satz-2 wie ein umgekehrter Handschuh - servierte aus einem Guss, machte keine dummen Fehler. Wir aber wurden etwas nervös, machten unnötige Fehler, kriegten Asse und kaum ein Service gelang.

Coach Dalibor Polak sprach nach dem Spiel, dass die Mannschaft von der taktischen Marschroute abgekommen sei. Was geriet in Vergessenheit?
Wir servierten nicht mehr wie besprochen und hielten auch beim Side-out unseren Game-Plan nicht ganz ein.

Besteht nicht die Gefahr, dass der Frust nach einer Niederlagenserie grösser ist als die Lust?
Klar, auch ich dachte „nicht schon wieder“. Ja, mental ist es eine heikle Situation. Aber ich bin überzeugt, dass sich die ganze Mannschaft deswegen nicht unterkriegen lässt und wir stark und frisch genug sind, um den Reset-Knopf zu drücken und neu beginnen können.

Nehmen Sie persönlich auch etwas Positives aus dem ersten Spiel mit?
Sicher den ersten Satz, als unser Service und Side-out gut waren und wir den Game-Plan so umsetzten, wie es der Coach wollte. Dazu war es für mich wichtig, dass wir im vierten Satz wirklich mega gut zurückkamen. Da gab es Momente in denen ich dachte „oho – das schaffen wir“.

Näfels steigerte sich gegen Satz- und Spielende oft, die bisherigen Play-offs waren dafür typisch. Gegen Amriswil passierte bisher fast immer das Gegenteil. Ist Amriswil einfach zu gut und zu stark?
Amriswil hat Klasse, ist kaltblütig und kompromisslos. Liegt es einmal in Führung, lässt es seinen Widersacher nicht nochmals herankommen. Bei den anderen Gegnern hatte ich dieses Gefühl nicht, weil ich sah, dass wir uns oft selbst im Weg standen. Bei Amriswil ist das anders. Es macht Druck und zwingt uns zu Fehlern. Es ist gut möglich, dass Amriswils individuelle Klasse aber auch unser Unterbewusstsein nach all den Niederlagen viel zu diesem Muster beitragen.

Am Freitag folgt die nächste und wahrscheinlich letzte Chance, um Spannung in diese Finalserie gegen das übermächtige Volley Amriswil zurückzubringen. Sehen Sie dies auch so?
Auf alle Fälle. Sollten wir gewinnen, können wir diese Serie nochmals spannender machen. Ich glaube, dass es für Amriswil schwieriger wird Meister zu werden, wenn wir am Freitag gewinnen. Verlieren wir aber, wird es für uns sehr schwer, kann doch Amriswil knappe zwei Tage nachher mit einem 2:0 im Rücken daheim und mit dem Support im Rücken antreten.

Was ist Ihrer Meinung nach der entscheidende Faktor, damit Näfels Amriswil in dieser Saison zumindest einmal besiegen kann und dadurch ein zweites Heimspiel erzwingen kann?
Ich glaube, dass wir auch am Freitag gut starten. Es wird wichtig sein, dass der Trainer den Game-Plan besonders thematisiert, nachdem wir im ersten Spiel entscheidend davon abkamen. Dazu müssen wir die Services analysieren, damit wir besser eingestellt sind und so besser Gegensteuer geben können und nicht wieder vollends zusammenbrechen.

Was überwiegt im Hinblick auf Freitag – Freude oder Druck?
Bei mir ganz klar die Freude. Einen speziellen Druck verspürte ich auch am Samstag nicht. Der Druck lastet eher auf den Amriswilern. Sie sind die Favoriten. Nachdem sie uns schon sechs Mal besiegten wird von aussen erwartet, dass diese Serie ihre Fortsetzung findet.

Beobachter sagten, dass am Samstag die Amriswiler Früchte weniger hoch hingen als auch schon, trotzdem hat sie Näfels nicht gepflückt. Ist dies auch Angst vor dem Erfolg?
Seit November haben wir kaum noch verloren und Sätze nie derart krass abgegeben wie am Samstag. Da kommt schon die Frage auf „Was machen wir jetzt?“. Nachdem wir dann im vierten 12:10 vorne lagen, realisierten dies nicht alle in gleichem Mass. Ich hatte den Eindruck, dass jeder einzelne damit beschäftigt war seinen Job gut zu machen, daneben aber zu wenig Energie hatte um das Team zu pushen. So erging es auch mir. Ich sah, dass wir Mühe in der Annahme hatten und so wagte ich es nicht die Kollegen anzufeuern, da mir in diesem Moment klar wurde, dass diese Services wirklich sehr gefährlich waren. So fehlte es bei uns an Lockerheit, die einem Team jedoch sehr viel Aufschwung verleihen kann. Als Angst würde ich dies aber nicht einstufen.

Was wünschen Sie sich für das Heimspiel am Freitag?
Ich hoffe, dass wir den Fluch überwinden und das Spiel gewinnen, unterstützt von vielen Zuschauern, die das SGU zu einem Hexenkessel machen. Je mehr Leute wir im Rücken spüren, umso stärker sind wir.

Play-off Final – 2. Spiel (Best-of-5): Biogas Volley Näfels – Volley Amriswil
Lintharena SGU, Näfels, Freitag, 21. April, 19:30 h

 

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