Montag, 7. April 2008; 11:39
Allgemein

Lausannes Wende zum Double - Waadtländer erstmals seit 1995 wieder Schweizer Meister

Von: Sandro Mühlebach (Si), Lausanne

Der Schweizer Volleyball-Meister bei den Männern heisst erstmals seit 1995 wieder Lausanne UC. Die favorisierten Waadtländer gewannen das entscheidende siebte Finalspiel gegen Amriswil 3:0 und entschieden die Serie nach einem 0:3-Rückstand noch 4:3 für sich.

Vor 1500 Zuschauern in der ausverkauften Dorigny-Halle schlug Amriswils Thomas Büsser nach 72 Minuten den Ball ins Aus und bescherte Lausanne damit das Double und den siebten Meistertitel der Vereinsgeschichte. LUC setzte eine vierjährige Serie fort und gewann wie Näfels (2004, 2005 und 2007) und Chênois (2006) nach dem Cup auch die Meisterschaft. Bereits beim letzten Titelgewinn hatte LUC 1995 das Double geschafft.

 

Lausanne liess während des ganzen letzten Spiels nie einen Zweifel über den Sieger aufkommen. Die ersten beiden Sätze gewann das Team von Trainer Carl McGown souverän (25:20, 25:19). Bloss im dritten Durchgang leistete Amriswil etwas grösseren Widerstand. Nachdem die Thurgauer lange Zeit immer voraus gelegen hatten, ging Lausanne erstmals zum 18:17 in Führung und liess sich den Durchgang (25:22) und den Sieg in der Folge nicht mehr nehmen.

 

Amriswil zeigte die klar bessere Leistung als noch vor einer Woche im sechsten Spiel, eine reelle Siegchance gegen das kompakte und ausgeglichene Lausanne besassen sie dennoch nicht. "Wir können uns heute nicht viel vorwerfen", so Amriswils Captain und Passeur Marco Bär. Details hätten die Partie entschieden.

 

Form wieder gefunden

 

Mit Lausanne setzte sich in einer hochstehenden Serie der Favorit letztlich doch noch durch. LUC war als einer der meistgenannten Titelanwärter in die Saison gestiegen und startete mit nur einer Niederlage (gegen Chênois) in die Final-Serie gegen Amriswil. Nach der kleinen Baisse und dem 0:3-Rückstand haben die Waadtländer ihre Form gerade rechtzeitig wieder gefunden. "Wir blieben auch nach dem 0:3 ruhig und trainierten jeden Tag konzentriert und hart", verriet Trainer Carl McGown das Erfolgsrezept. "Deshalb fanden wir den Weg zurück zum Erfolg."

 

Erstmals in der Geschichte des Klubs standen diese Saison mehr als zwei Ausländer (Lauri Hakala/Fi, Matthew Carere/Ka, Artur Kusio/Pol und Urs Günthör/De) im Kader von Lausanne. Seit mehreren Jahren darf Lausanne aber auf den selben Stamm an Schweizer Spielern zählen, die mindestens ebenso viel zum Meistertitel beitrugen. Nationaltrainer Michel Bolle formte um Passeur Cédric Hominal und Captain Piotr Wiacek eine Equipe, die zwar nie einen Titel gewann, aber dennoch immer an der Spitze der NLA mitspielte. Im Sommer zog Bolle zu Näfels, die Spieler jedoch blieben.

 

Professor als Trainer

 

Den letzten Mosaikstein zum Erfolg legte Lausanne möglicherweise mit der Verpflichtung von Carl McGown als Trainer. Der 70-jährige Professor, der 31 Jahre lang an der Brigham Young University unterrichtete und Autor von zwei Volleyball-Lehrbüchern ist, war nicht nur aufgrund seines Alters der "Vater" des Erfolgs. Der ehemalige Assistenzcoach der US-Nationalmannschaft, mit der er zweimal Olympiasieger (1984/1988) und einmal Weltmeister (1986) wurde, gilt als akribischer Arbeiter und gewiefter Taktiker.

 

McGowns Markenzeichen ist ein Ringheft, in dem er nach jedem Spiel das Wichtigste festhält. Während sich die Mannschaft von den euphorischen Fans feiern liess, sass McGown ruhig auf seinem Trainerstuhl und notierte in sein Heft: "Das Passspiel war heute ausgezeichnet. Micha (Wälchli) und Cédric (Hominal) spielten sehr gut." Noch ist unklar, ob die Lausanner Verantwortlichen um Manager Georges-André Carrel, der seit über 30 Jahren als "Mister LUC" gilt, McGown ein weiteres Jahr in Lausanne halten können.

 

Amriswil wieder ohne Titel

 

Amriswil auf der anderen Seite wurde sein "Verlierer"-Image auch in dieser Saison nicht los. Die Thurgauer spielen zwar seit Jahren an der Spitze mit, zu mehr als einem Titel (Cupsieg 1999) reichte es ihnen aber bisher nicht. Sie verloren nun zum dritten Mal in Folge den Playoff-Final und müssen den angestrebten ersten Gewinn der Meisterschaft um ein weiteres Jahr verschieben. "Amriswil hat noch nie so gutes Volleyball gespielt wie in diesem Jahr, darauf dürfen wir stolz sein, auch wenn es wieder nicht zum Titel reichte", so Marco Bär.