«Kleine Schritte sind wichtig, um einen grossen Schritt machen zu können»
Näfels Mittelangreifer Roy Schmid, der Schweizermeister der Saison 2023 mit Schönenwerd, fühlt sich im familiären Umfeld Näfels’ wohl.
Wenn am Samstag Leader Schönenwerd in Näfels gastiert, ist dieses Spiel für Roy Schmid, den 22-jährigen und jüngsten Mittelblocker der Glarner, kein Spiel wie jedes andere. Mit Schönenwerd hat Schmid bereits als Zwanzigjähriger einen Meistertitel feiern können. In Schönenwerd hat er sich vom Volleyballtalent zum NLA-Spieler entwickelt. Er erklärt: «Schönenwerd ist mein Heimverein, in welchem ich sehr viel gelernt habe. Ich habe immer noch gute Freunde dort und freue mich, diese zu treffen.» Er spiele sehr gerne gegen die Solothurner, obwohl sie eine harte Nuss seien, doch es sei cool, sagt er und ergänzt: «Nach einem Punktgewinn neckt man sich gegenseitig und es fallen Sprüche.» Schmid und das ganze Team hoffen, dass sie nach der Afrikareise im Europacup den amtierenden Meister ärgern, ja vielleicht gar schlagen können.
Zuerst die Ausbildung
Als Roy Schmid gut dreijährig war, zügelte seine Familie von Zürich nach Malters (LU). Dort wuchs er zusammen mit zwei älteren Brüdern und einer jüngeren Schwester auf. Nach der Schule folgten Sport-KV und Berufsmatura. Derzeit besucht er den Vorkurs für die pädagogische Hochschule. «Dies ist nötig, damit ich nachher studieren kann», sagt er und ergänzt: «Ich möchte Sekundarlehrer werden für Sport, Englisch und Naturwissenschaften.» Dass in der Schweiz auch für Spitzensportler die Ausbildung einen hohen Stellenwert habe, werde einem schon früh mitgegeben, dazu ergänzt er: «Die Kombination von Spitzensport und Beruf ist hier alltäglich. Manchmal wäre es jedoch schön, wenn ich mehr Zeit hätte, wie ein voller Volleyballprofi.» Schmids Ziel ist, einmal im Ausland zu spielen, doch «jetzt haben meine Ausbildung und der Abschluss Priorität. Danach aber möchte ich gerne den Schritt ins Ausland wagen», so der Luzerner. Als Vorbild nennt er Josef Polák. Der junge tschechische Mittelblocker beeindruckt ihn mit seiner explosiven und dennoch überlegt ruhigen Spielart.
Wie der Vater so der Sohn
Bevor Schmid zum Volleyball kam, spielte er Handball, wie seine Mutter, die einstige NLA-Spielerin. Vor zehn Jahren nahm ihn aber sein älterer Bruder mit ins Volleyballtraining zum VBC Malters. Er fand Gefallen und hörte mit Handball auf, «denn ich mochte den Körperkontakt nicht mehr, gleichzeitig erhielt ich ein Aufgebot für die Jugend-Volleyball Nati. Da wurde mir klar: Volleyball ist mein Sport.» Es war auch der Wechsel zur Sportart seines Vaters Mischa Mensik, welcher in den siebziger und achtziger Jahren mit Voléro und Spada Academica Zürich in der NLA spielte und mehrfach Cupsieger wurde und mit Voléro den Einzug ins Viertelfinale des Europacups in Torino schaffte.
Schmids Services
Von Malters, via Talent School Luzern und NTZ Aarau stiess er mit 17 Jahren zum NLB- und ein Jahr später zum NLA-Team von Schönenwerd. Bei den Solothurnern erlebte er den Höhepunkt seiner jungen Karriere mit dem Meistertitel. Er erinnert sich: «Nach der Achterbahnfahrt in der Qualifikation folgte der Steigerungslauf in den Playoffs.» Im Final stand sein Team in Amriswil nach dem 0:2 Rückstand mit dem Rücken zur Wand. Auch dank Service-Joker Schmid, gewann Schönenwerd dieses und auch die beiden folgenden Spiele und wurde Schweizermeister.
Schmid, der schon immer durch seine Grösse auffiel, ist seit je Mittelangreifer. Die technischen und spielerischen Aspekte im Volleyball wie auch die Perfektion, die es braucht, um Lösungen zu finden, Fairness und Dynamik faszinieren ihn. Um im Volleyball weiterzukommen und die Ziele zu erreichen, sei ein gesunder Egoismus wichtig «aber nicht um jeden Preis, negative Gefühle dürfen nicht aufkommen, besonders nicht in einem Teamsport wie Volleyball, wo das gemeinsame Ziehen an einem Strang so wichtig ist», sagt er.
Perfektes Umfeld in Näfels
Zur Frage, weshalb er jetzt Näfelser ist, holt er aus: «Ich habe Näfels und seine Geschichte mit seinen Erfolgen schon immer bewundert. Auch mein Vater und dessen Bruder schwärmten von den Gastspielen in Näfels vor vollen Rängen. Nach dem unerwarteten Aus von Luzern letzte Saison kontaktierte ich verschiedene NLA-Vereine, auch Näfels. Sofort war das gegenseitige Interesse da.» Für Schmid stimmten dazu die Rahmenbedingungen mit Sport, Ausbildung und Wohnen. Doch er sagt auch: «Ich hatte recht Respekt vor dem Transfer zu Näfels, dem Verein mit dem grossen Renommee.» Nach vier Monaten Glarnerland zieht er ein erstes Fazit: «Näfels bietet ein sehr familiäres Umfeld. Die Spieler-WG in einem grosszügigen Haus, die zentrale Lage, von wo aus alles in fünf Minuten erreichbar ist, sind perfekt. Es ist auch mega schön am Morgen aufzustehen, die Sonne zu sehen, die gute Luft einzuatmen und die Berge direkt vor den Augen zu haben.»
Kleine Momente geniessen
Schmid ist erstmals weg von seiner Familie. Auf diese Selbständigkeit freute er sich, was aber kein einfacher Schritt sei, verrät er und erklärt: «Manchmal fehlt mir die Motivation umzusetzen, was ich mir vorgenommen habe, wie beispielsweise beim Kochen und Haushalten. Diese Faulheit stört mich zuweilen.» Er vermisst auch Familie und Umfeld, um spontan abzumachen. «Aber ich muss Opfer bringen, wenn ich im Sport etwas erreichen will», so Schmid, der sich als zielstrebig, geduldig und interessiert einstuft.
Während der Saison sind seine Tage mit Sport, Schule, Essen und Schlafen vollgestopft. Zeit zum Lesen, für spontane Ausflüge oder einfach um die Umgebung zu geniessen, gibt es kaum. Wenn er sonntags frei und Zeit für sein privates Umfeld hat, freut ihn dies und passt zu seinem Motto: «Die kleinen Momente im Leben geniessen. Kleine Schritte sind wichtig, um einen grossen Schritt machen zu können und dabei optimistisch sein - das Glas ist halbvoll und nicht halbleer.»