Freitag, 5. November 2021; 07:12
NLA

Ivan Zvicer, der Löwe von Näfels

Von: Köbi Hefti

Ivan Zvicer ist überglücklich, dass er bei Biogas Volley Näfels anheuerte und begeistert von den Glarner Volleyballfans.


Ivan Zvicer ist der momentane Topscorer von Biogas Volley Näfels, obwohl er mit 23 Jahren der jüngste der vier Auslandprofis ist. Am Samstag will er mit seinem Team den nächsten Sieg anpeilen. Gegner ist Lausanne UC, in dessen Reihen mit Antti Ronkainen ausgerechnet der Näfelser Topscorer des letzten Jahres spielt. Ein Wiedersehen gibt es auch mit Damian Hudzik, der vom Glarnerland an den Genfersee zog.

Es dauerte bis Zvicer zum Volleyball fand. Er erzählt: «Mein Vater und mein Onkel spielten Volleyball. Bereits als dreijähriger Knirps nahmen sie mich stets mit in die Halle und sagten, dass ich einmal Volleyball spielen werde.» Bis es soweit war, vergingen noch  Jahre. Tennis war sein Spiel, dort feierte er Erfolge. Er war bereits ein junger Teenager, als ihn sein Vater doch noch vom Volleyball überzeugte. «Diesen Entscheid bereue ich bis heute nicht. Nichts anderes auf der Welt kann meine Emotionen mehr wecken als Volleyball», schwärmt er. Dass er Ballsportler werden würde, zeichnete sich schon früh ab, denn er habe bereits als Baby nur ein Spielzeug gekannt, den Ball.

Heimatgefühle
Mit 16 Jahren verliess Zvicer sein Zuhause in Nikšić, einer Stadt im Landesinnern Montenegros mit 70‘000 Einwohnern und zwei schönen Seen. «Es ist eine sehr familiäre Stadt, in welcher jeder jeden kennt. Ich habe so wunderbare Erinnerungen an meinen Heimatort und kehre immer sehr gerne zurück», sagt er. Er folgte seiner neuen Leidenschaft und zog in die Hauptstadt Podgorica. Obwohl er sich seither gewohnt sei allein zu leben, vermisse er auch in seinem achten Jahr fernab seiner Heimat seine Familie, gesteht er und ergänzt: «Ich nutzte früher jede Möglichkeit um heimzugehen. Aber selbst heute habe ich immer wieder etwas Heimweh.» Trotz seiner leisen Sehnsucht  schwärmt er über seine derzeitige Situation und erklärt: «Für Näfels zu spielen war der beste Entscheid. Ich bin im innersten sehr glücklich, was sehr wichtig ist. So fallen mir Dinge, die nicht gut laufen, viel leichter.»

Zvicer spielte immer auf Annahme/Aussen. «Ich liebe diese Position, da dies mit viel Arbeit verbunden ist», sagt er. Auf die Frage nach seinen Stärken antwortet er: «Darüber mag ich nicht sprechen. Ich sehe mich aber als sehr verantwortungsvollen Spieler, arbeite hart, denn die Geschenke fallen nicht vom Himmel.» Er mag das Springen und den Fight an der Netzkannte. Diese Eigenschaft erklärt auch, weshalb er in der bisherigen Saison der weitaus erfolgreichste Blocker aller Topscorer ist. Im Leben Zvicers gibt es neben Volleyball noch eine andere Seite. Er absolviert ein Fernstudium in “Sport Management“. Damit ist sein Tag voll ausgelastet, Zeit für Hobbys gibt es deshalb keine.

Die Krux mit den Portionen
Seit fünfzig Tagen ist Zvicer nun in der Schweiz. Es gefällt ihm hier sehr gut. Landschaftlich sei es kein grosser Unterschied zu Montenegro sagt er, doch die Mentalität hier sei unvergleichbar. Er erzählt: «Auf dem Land sind die Leute sehr nett, alle grüssen und sprechen mit einem. Das war für mich völlig ungewohnt. Auffallend ist auch, wie rücksichtsvoll der Verkehr läuft. Bei uns daheim würde nie jemand dem anderen freiwillig den Vortritt gewähren. Diese freundliche Art mag ich sehr und hat mich angesteckt.» Genauso mag er Käse und Schokolade, nicht erst seit er hier ist. «Beim Einkaufen gehe ich zuerst schnurstracks zum Käse», erzählt er und ergänzt, dass dieser wie das Essen ausgezeichnet seien. Etwas erstaunte ihn aber anfänglich - die Grösse der servierten Portionen. «Im Balkan sind wir uns an grosse Portionen gewöhnt, entsprechend war ich jeweils noch nicht satt, nachdem der Teller leer war. Im Schützenhof in Näfels, wo ich täglich essen darf, wissen sie dies und bekomme deshalb immer XL-Portionen. Das ist super», so Zvicer.

Überraschungen
Die grösste Überraschung erlebte der 23-Jährige aber in der Kantihalle. «Mir wurde gesagt, dass es nicht viele Zuschauer bei den Spielen hätte. Doch was ich bei unseren beiden Heimspielen erlebte, beeindruckte mich sehr. Es kamen viele Leute, Jung und Alt. Ich spürte und sah es in ihren Augen, dass diese Menschen Volleyball lieben. Sie jubelten und unterstützten uns lautstark. Das mag ich sehr», zeigt er sich begeistert. Zvicer, der ein fröhlicher und witziger Mensch ist, sorgt auf dem Feld aber selber für eine Überraschung – er zeigt sich wie ein Löwe. Es ist, als ob bei ihm ein Schalter gedreht würde, sagt er selber dazu. Sein letztjähriger Coach habe ihm gesagt, dass er als Typ auf und neben dem Feld völlig unterschiedlich sei. Und sogar Zvico, so sein Spitzname, staunt selber, wenn er auf den Fotos sein Gesicht sieht, wenn er in Aktion ist. Doch dies ist gut und wird Volley Näfels helfen, um mit vielen Emotionen sich aus heiklen Situation zu befreien.





Qualifikation 7. Runde:

Biogas Volley Näfels – Lausanne UC

Kanti, Glarus, Samstag, 6. November 2021, 18:00 h 

Ivan Zvicer (Aussprache: Zfitzeer) zum Spiel gegen LUC: Am Samstag erwartet uns ein hartes Spiel. Wir sind in einem guten Rhythmus. Nach einem schwachen Start haben wir in den letzten beiden Spielen unser Spiel gefunden und zwei sehr wichtige Siege errungen. Wir haben Lausanne analysiert trainiert um unser Spiel auf die nächste Stufe zu heben. Ich glaube an mein Team. Wir streben den dritten Sieg in Folge an. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um unsere Fans einzuladen um uns Rückenwind zu verleihen. Wir haben erlebt, wie sehr sie uns im Spiel gegen Luzern und sogar auswärts beim Derby in Jona geholfen haben.

Steckbrief:

Die Familie: Ivans Familie bei der Hochzeit seiner Schwester

Zärtlicher Onkel: Ivan mit seiner Nichte, mit der er so oft wie nur möglich die Zeit verbringen will, wenn er einmal daheim ist

Montenegro im Winter: Schneetag zusammen mit Freundin und Freunden

Hundeliebhaber: Ivan hat daheim zwei Hunde – im Bild mit "Tor"

Emotionen: Nichts auf der Welt kann bei Ivan die Emotionen mehr wecken als Volleyball

Hochspringer Zvicer: Er mag das „Jumpen“, nicht zuletzt deshalb ist er bisher am Block sehr erfolgreich

Kämpfender Löwe: Ivan kennt sich selber kaum mehr wenn er während eines Matches am Ball ist und ein Furcht einflössendes Gesicht macht

Favorit: Zu diesem Schnappschuss, aufgenommen nach einem Service-Ass in Jona sagt Ivan: «Dieses Bild zeigt alles, was mir Volleyball bedeutet und was Volleyball ist: Freude, Emotionen, Jubel»