Ivan Zvicer, der Löwe von Näfels
Ivan Zvicer ist überglücklich, dass er bei Biogas Volley Näfels anheuerte und begeistert von den Glarner Volleyballfans.
Ivan Zvicer ist der momentane Topscorer von Biogas Volley Näfels, obwohl er mit 23 Jahren der jüngste der vier Auslandprofis ist. Am Samstag will er mit seinem Team den nächsten Sieg anpeilen. Gegner ist Lausanne UC, in dessen Reihen mit Antti Ronkainen ausgerechnet der Näfelser Topscorer des letzten Jahres spielt. Ein Wiedersehen gibt es auch mit Damian Hudzik, der vom Glarnerland an den Genfersee zog.
Es dauerte bis Zvicer zum Volleyball fand. Er erzählt: «Mein Vater und mein Onkel spielten Volleyball. Bereits als dreijähriger Knirps nahmen sie mich stets mit in die Halle und sagten, dass ich einmal Volleyball spielen werde.» Bis es soweit war, vergingen noch Jahre. Tennis war sein Spiel, dort feierte er Erfolge. Er war bereits ein junger Teenager, als ihn sein Vater doch noch vom Volleyball überzeugte. «Diesen Entscheid bereue ich bis heute nicht. Nichts anderes auf der Welt kann meine Emotionen mehr wecken als Volleyball», schwärmt er. Dass er Ballsportler werden würde, zeichnete sich schon früh ab, denn er habe bereits als Baby nur ein Spielzeug gekannt, den Ball.
Heimatgefühle
Mit 16 Jahren verliess Zvicer sein Zuhause in Nikšić, einer Stadt im Landesinnern Montenegros mit 70‘000 Einwohnern und zwei schönen Seen. «Es ist eine sehr familiäre Stadt, in welcher jeder jeden kennt. Ich habe so wunderbare Erinnerungen an meinen Heimatort und kehre immer sehr gerne zurück», sagt er. Er folgte seiner neuen Leidenschaft und zog in die Hauptstadt Podgorica. Obwohl er sich seither gewohnt sei allein zu leben, vermisse er auch in seinem achten Jahr fernab seiner Heimat seine Familie, gesteht er und ergänzt: «Ich nutzte früher jede Möglichkeit um heimzugehen. Aber selbst heute habe ich immer wieder etwas Heimweh.» Trotz seiner leisen Sehnsucht schwärmt er über seine derzeitige Situation und erklärt: «Für Näfels zu spielen war der beste Entscheid. Ich bin im innersten sehr glücklich, was sehr wichtig ist. So fallen mir Dinge, die nicht gut laufen, viel leichter.»
Zvicer spielte immer auf Annahme/Aussen. «Ich liebe diese Position, da dies mit viel Arbeit verbunden ist», sagt er. Auf die Frage nach seinen Stärken antwortet er: «Darüber mag ich nicht sprechen. Ich sehe mich aber als sehr verantwortungsvollen Spieler, arbeite hart, denn die Geschenke fallen nicht vom Himmel.» Er mag das Springen und den Fight an der Netzkannte. Diese Eigenschaft erklärt auch, weshalb er in der bisherigen Saison der weitaus erfolgreichste Blocker aller Topscorer ist. Im Leben Zvicers gibt es neben Volleyball noch eine andere Seite. Er absolviert ein Fernstudium in “Sport Management“. Damit ist sein Tag voll ausgelastet, Zeit für Hobbys gibt es deshalb keine.
Die Krux mit den Portionen
Seit fünfzig Tagen ist Zvicer nun in der Schweiz. Es gefällt ihm hier sehr gut. Landschaftlich sei es kein grosser Unterschied zu Montenegro sagt er, doch die Mentalität hier sei unvergleichbar. Er erzählt: «Auf dem Land sind die Leute sehr nett, alle grüssen und sprechen mit einem. Das war für mich völlig ungewohnt. Auffallend ist auch, wie rücksichtsvoll der Verkehr läuft. Bei uns daheim würde nie jemand dem anderen freiwillig den Vortritt gewähren. Diese freundliche Art mag ich sehr und hat mich angesteckt.» Genauso mag er Käse und Schokolade, nicht erst seit er hier ist. «Beim Einkaufen gehe ich zuerst schnurstracks zum Käse», erzählt er und ergänzt, dass dieser wie das Essen ausgezeichnet seien. Etwas erstaunte ihn aber anfänglich - die Grösse der servierten Portionen. «Im Balkan sind wir uns an grosse Portionen gewöhnt, entsprechend war ich jeweils noch nicht satt, nachdem der Teller leer war. Im Schützenhof in Näfels, wo ich täglich essen darf, wissen sie dies und bekomme deshalb immer XL-Portionen. Das ist super», so Zvicer.
Überraschungen
Die grösste Überraschung erlebte der 23-Jährige aber in der Kantihalle. «Mir wurde gesagt, dass es nicht viele Zuschauer bei den Spielen hätte. Doch was ich bei unseren beiden Heimspielen erlebte, beeindruckte mich sehr. Es kamen viele Leute, Jung und Alt. Ich spürte und sah es in ihren Augen, dass diese Menschen Volleyball lieben. Sie jubelten und unterstützten uns lautstark. Das mag ich sehr», zeigt er sich begeistert. Zvicer, der ein fröhlicher und witziger Mensch ist, sorgt auf dem Feld aber selber für eine Überraschung – er zeigt sich wie ein Löwe. Es ist, als ob bei ihm ein Schalter gedreht würde, sagt er selber dazu. Sein letztjähriger Coach habe ihm gesagt, dass er als Typ auf und neben dem Feld völlig unterschiedlich sei. Und sogar Zvico, so sein Spitzname, staunt selber, wenn er auf den Fotos sein Gesicht sieht, wenn er in Aktion ist. Doch dies ist gut und wird Volley Näfels helfen, um mit vielen Emotionen sich aus heiklen Situation zu befreien.
Qualifikation 7. Runde:
Biogas Volley Näfels – Lausanne UC
Kanti, Glarus, Samstag, 6. November 2021, 18:00 h