Donnerstag, 28. November 2019; 09:10
NLA

Finanzen oder Volleyball – diese Frage stellte sich Colin Fraser

Von: Köbi Hefti

Colin Fraser, der Kanadier in den Reihen von Biogas Volley Näfels brauchte nicht lange, um sich hier wohl zu fühlen. Es gefällt ihm in seinem ersten Jahr als Profi in der Schweiz und bei Näfels sehr gut.


Mit Colin Fraser spielt erneut ein Mann aus Übersee bei Biogas Volley Näfels. Was fast immer für Spieler aus Amerika zutrifft, gilt auch für den Kanadier Fraser. Er ist ein Gewinn und eine echte Verstärkung. Im Spitzenspiel gegen Volley Schönenwerd vom kommenden Samstag um 17 Uhr in der Lintharena kann er dem Heimpublikum zeigen, dass er ein sehr zuverlässiger Spieler ist.
Lange war sich Colin Fraser nicht sicher, was er nach dem Abschluss seines Finanzstudiums im Frühling machen soll. Weiterspielen im Team seiner Uni von Saskatoon war nicht mehr möglich. So musste er sich entscheiden, ob er eine Stelle in der Finanzbranche suchen oder Volleyballprofi werden soll. Zum Glück für Näfels entschied er sich für den Sport und Näfels. Damit geht er denselben Weg, den auch sein Bruder Bryan nahm, welcher vier Jahre Volleyball-Profi in Deutschland, Frankreich und Holland war. Colin Fraser erklärt seinen Entscheid, weshalb es ihn in die Schweiz zog: „Ich wusste, die Schweiz ist ein wunderschönes Land. Dazu sagten mir viele Coaches und Spieler, dass die Schweizer-Liga stark und sehr wettbewerbsfähig sei.“

Libero Hagenbuch als Wegbereiter
Dass er sich für die Glarner entschied, hat auch viel mit Näfels‘ Libero Etienne Hagenbuch zu tun. Er und Fraser spielten längere Zeit im selben Uni-Team, kennen sich sehr gut. Colin Fraser dazu: „Etienne spielte bei meiner Entscheidung eine wichtige Rolle. Ich wusste, dass ich mit ihm hier einen guten Freund habe, was fernab von der Heimat vieles leichter macht.“ Und so entschied er sich zügig für Näfels – der besten Option für ihn, so Fraser. Dazu ergänzt er: „Der Verein machte mir den Entschied auch einfach.“

Der bald 24-jährige Fraser begann mit 13 Jahren Volleyball zu spielen – sein älterer Bruder motivierte ihn dazu. Daneben gefielen ihm in dieser Zeit aber auch Basketball, American Football und Skitouren mit strengen Aufstiegen. Etwas, das er auch jetzt und hier im Glarnerland gerne einmal machen würde. Mit 16 Jahren setzte er dann ganz auf die Karte Volleyball. Die Faszination seines Sports begründet Colin Fraser mit dem sehr abwechslungsreichen Training, da immer jeder Spieler involviert sei und das Teamwork sehr im Zentrum stehe.


Grosse Konkurrenz
Mittlerweile wohnt er seit drei Monaten in Näfels und fühlt sich sehr wohl hier. Er sagt. „Die Leute sind sehr nett und der Verein half mir, mich hier einzuleben.“ Er bestreitet aber nicht, dass er einige Wochen benötigte, bis er sich an das Leben und den völlig anderen Rhythmus mit dem Training gewohnt hatte. Doch das ist Schnee von gestern. Zuletzt zeigte er sich in sehr guter Verfassung und ist zufrieden, wie es ihm läuft. Dies verdanke er auch Trainer Oskar Kaczmarczyk, sagt er und erklärt: „Der Trainer fördert jeden einzelnen Spieler. Dies ist sehr hilfreich damit jeder seine Fähigkeiten stetig verbessern kann.“

Den Meisterschaftsbetrieb in der NLA stuft er als konkurrenzbetont ein, da die Teams sehr ausgeglichen seien. „Mich überraschte es, dass die Brandbreite der Teams so klein ist“, so Fraser. Dies war er sich von Kanada nicht gewohnt, wo gar innerhalb einer Mannschaft das Können der Spieler stark differiert. Technisch und taktisch hingegen würde es keine grossen Unterschiede geben, meint er weiter. Bei der Einschätzung der Konkurrenz ist er sehr vorsichtig, nennt keine Favoriten. Er begründet: „Es gibt viele sehr starke Teams. Entscheidend wird sein, wer in der finalen Phase der Meisterschaft am besten spielt.“


Überraschende Schweiz
Colin Fraser, der Annahme-Spezialist und Aussenangreifer hat schottische Wurzeln. Seine Ahnen wanderten aber schon vor rund 150 Jahren nach Kanada aus. Er ist in einer Grossfamilie aufgewachsen, ist das mittlere von sieben Kindern. Viele seiner Geschwister spielen auch Volleyball, seine Schwester Mandi gar sehr erfolgreich. Er hofft auf möglichst viel Besuch aus Kanada, denn manchmal habe er schon Heimweh nach Familie und Freunden. Weil aber seine Freundin, welche hier ein Fernstudium absolviert, bei ihm sei, helfe dies, um nicht ins Grübeln zu kommen, meint der Kanadier. Doch neben dieser Sehnsucht gibt’s viel Positives. Wenn er von seinem neuen Domizil spricht, kommt er ins Schwärmen: „Die Landschaft mit den Bergen und Seen gefällt mir ausgezeichnet. So etwas gibt es bei mir daheim in der Prärie nicht. Die Menschen sind sehr nett, grüssen, obwohl sie einem nicht kennen.“ Am meisten überrascht war er, wie grün hier alles ist, auch oben auf den Alpen. Eher seltsam empfand er die engen Strassen. „Hier muss man wirklich besser Auto fahren können als in Kanada“, ergänzt er schmunzelnd. Es gefällt ihm auch, dass die Menschen das Land und dessen Kultur mögen und mit Leidenschaft dafür einstehen und stolz sind, Schweizer zu sein.

Team im Zentrum
Wenn er zwischen dem Kraft- und Mannschaftstraining freie Zeit hat, ist Colin Fraser liebend gerne draussen um zu wandern. Weesen mit dem See und Amden hat er bereits sehr ins Herz geschlossen, doch auch die nähere Umgebung von Näfels wird zu Fuss erforscht. Weitere Hobbys des Finanzexperten sind das Lesen von Büchern und Recherchen rund um die Börse.

Als bedeutungsvolle Werte nennt Fraser hartes Arbeiten, Integrität, Loyalität, Ehrlichkeit und alles, was wichtig für ein funktionierendes Team ist. Zu verlieren mag er nicht, das frustriert den sehr wettkampforientierten Mann. Besonders glücklich machen ihn Siege, wenn alle im Team ihr Bestes geben. Auf persönlicher Ebene mag er es sehr, wenn er jemandem helfen kann und es dadurch dieser Person besser geht.


Beeindruckende Basketballer
Auf die Frage, wer für ihn der grösste aktive Sportler sei, überlegt er ziemlich lange, bevor er antwortet: „Es gibt so viele gute Team-Sportler. Für mich ist der NBA Basketballer LeBron James der Grösste. Er spielt seit 2003 auf einem absoluten Top-Level – passend dazu sein Spitzname King James.“ Wenn er wählen könnte, mit wem er einmal einen gemeinsamen Tag verbringen möchte, nennt er erneut einen Basketballer. Es ist der der heute 47-jährige Shaquille O’Neal, der längst vom aktiven Sport zurückgetretene 2.16 Meter grosse erfolgreiche Schauspieler, Rapper und Geschäftsmann. Er erklärt: „Er ist für mich ein smarter und unglaublicher Unternehmer, hat so viel Reichtum erschaffen. Ich möchte mit ihm zusammensitzen und über seine Sportlerkarriere sprechen und erfahren, wie er es schaffte, vom Sportler zum erfolgreichen Geschäftsmann zu werden.“


Qualifikation: 8. Spieltag

Biogas Volley Näfels – Volley Schönenwerd

Lintharena SGU, Näfels, Samstag, 30. November, 17:00 h

Colin Fraser: Kanadischer Annahme/Aussen bei Näfels. Es ist sein erstes Jahr als Volleyball-Profi

Steckbrief: Jahrgang 1996, 196 cm, Schlaghöhe 345 cm, Bachelor in Finance, persönlichen Ziel: sich immer verbessern

Wegbegleiter und Wegbereiter: Libero Etienne Hagenbuch spielte an der Uni in Saskatoon zusammen mit Colin Fraser

The Frasers: Nicht nur Colin, sondern auch seine Schwester Mandi und sein Bruder Bryan sind ausgezeichnete Volleyballer

Annahmespezialist: Colin Fraser bezeichnet die Annahme als seine Stärke

Unter Beobachtung: Seine Teamkollegen schauen ganz genau hin…

Kompletter Spieler: Auch am Block zeigt sich Colin auf der Höhe seiner Aufgabe

Potenzial: Frasers Services sind gut, das Optimum hat er aber noch nicht erreicht

Cleverness: Colin ist ein schlauer Fuchs und findet oft genau die richtige Lösung, versucht den gegnerischen Block anzuschlagen, damit der Ball weit verspringt

Teamwork: Für Colin Fraser ist ein toll funktionierendes Team sehr wichtig. Wenn alle im Team ihr Bestes geben, machen ihn Siege besonders glücklich.