Mittwoch, 6. Februar 2019; 08:45
NLA

«Es ging nicht mehr anders»

Von: Paul Hösli

Am Sonntagmorgen hat sich Volley Näfels von Lucas Yoder getrennt. Bereits heute fliegt der Amerikaner zurück in seine Heimat. Die Freistellung hat nichts mit seinen Leistungen zu tun, wie Ruedi Gygli sagt.


Die Verantwortlichen von Volley Näfels haben turbulente Tage hinter sich. Am Samstag die desolate Leistung mit der folgerichtigen 0:3-Niederlage gegen Lausanne in der Meisterschaft, am Sonntagmorgen die Trennung von Lucas Yoder und am Nachmittag desselben Tages die völlig überraschende Auferstehung gegen denselben Gegner. Näfels steht im Cup-Halbfinal.
Ob der Effort etwas mit Yoders Freistellung zu tun hatte, kann Teammanager Ruedi Gygli so nicht bestätigen: «Für ein Fazit ist es noch zu früh. Aber es war klar ersichtlich, dass die Mannschaft am Sonntag befreiter aufspielte. » Ohne Lucas Yoder. 


Ein spezieller Charakter
Wenn ein Spieler Knall auf Fall entlassen wird, hat dies meist disziplinarische Gründe. In diesem Fall ist dies ein wenig anders. «Yoder ist kein schlechter Mensch. Im Gegenteil, er ist ein lieber und toller Typ. Er hat sich auch nach der Trennung noch mehrmals bei mir bedankt, etwa für die Buchung seines Flugtickets nach Hause», so Ruedi Gygli. Die sofortige Trennung hat andere Gründe.
Seine Freistellung habe auch nichts mit der Leistung zu tun und ein Stinkstiefel sei er erst recht nicht. Lucas Yoder hat laut Ruedi Gygli einen ganz speziellen Charakter. «Er konnte sich schlicht nicht in die Mannschaft integrieren, er ging seinen ganz eigenen Weg», erklärt der Teammanager. Er zählt einige Beispiele auf, die erahnen lassen, dass Lucas Yoder anders tickt. «Etwa gewisse Aufwärmspiele vor dem Training oder dem Spiel machte er nicht mit. Er pflegte jeweils zu sagen, er brauche dies nicht.»
Oder wenn das Team einen Punktgewinn feierte, blieb der 24-Jährige oft der Spielertraube fern. «Er juble erst, wenn das Team fünf Punkte in Folge gewinne. Bei nur einem Punktgewinn sei dies nicht nötig», führt der Teammanager weiter aus. 


Unübliches Verhalten
Er erzählt weitere Anekdoten von Lucas Yoder, einige sind wunderlich. «Wie etwa, dass er eine halbe Stunde vor einer Partie irgendwo in der Halle am Schlafen war. Auf die Aufforderung des Trainers, das Einlaufen beginne nun, antwortete der Kalifornier, er benötige noch fünf Minuten mehr Schlaf.» Oder manchmal bevorzugte Yoder, nicht mit dem Team, sondern für sich alleine zu essen. «Sein Verhalten, auch wenn es nicht böser Natur war, belastete das Team letztlich sehr», so Ruedi Gygli.

Näfels führten mit Lucas Yoder vor der Trennung bereits zwei Gespräche, um mit ihm die Probleme zu eruieren. «Er hörte zwar jeweils zu und sagte: Ja, ist okay. Umgesetzt habe er das Besprochene aber nicht. Wie auch die Anweisungen des Trainers, sofern er diese überhaupt mitbekommen hat», erklärt Ruedi Gygli. Denn oftmals sei Lucas Yoder,etwa bei einem Time-out, neben dem Team auf der Bank gesessen und habe den Ausführungen von Trainer Dalibor Polak nicht zugehört. Es schien beinahe so, als ob er in einer eigenen Welt zu Hause sei.


Das Gespräch gesucht
Seine Mitspieler habe sein Verhalten immer mehr belastet, es wurde letztlich sogar unerträglich. Speziell sein Mitbewohner Damian Hudzik kam mit der Situation nicht mehr klar. So sehr, dass er am Samstag beim Lausanne Spiel ausrastete und daraufhin die Ampel-Karte gezeigt bekam. «Es war zwar wegen eines Schiedsrichterentscheids. Letztlich aber, weil ihn die Situation mit Lucas Yoder dermassen frustrierte.» Alle Spieler hätten jeweils gekämpft, nur bei Yoder hätten seine Teamkollegen diesen Eindruck nicht gehabt.


Entscheidung für das Team
Spätestens zu diesem Zeitpunkt war Ruedi Gygli, Präsident Martin Landolt und Dalibor Polak klar: Es muss etwas geschehen. Am Sonntagmorgen sprachen sie mit Lucas Yoder und informierten ihn über seine Freistellung «Es ging einfach nicht mehr anders», bedauert Gygli. Eine solch extreme Situation habe der Teammanager noch nie erlebt. Dennoch: «Es fiel uns nicht so schwer, ihn über seine Freistellung zu informieren. Auch wenn es uns leidtut, letztlich ging es um das Wohl der Mannschaft.» Er habe es gut aufgenommen. Sie hätten zwar im Vorfeld gewusst, worauf sie sich mit Lucas Yoder einlassen würden, «dass es aber so extrem ist, hat uns alle überrascht».

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