Montag, 14. Februar 2022; 07:22
NLA

Ein Volleyballfest mit bitterem Ausgang für Näfels

Von: Peter Aebli

In einer hart umkämpften Partie um den Einzug in den Cupfinal unterliegt Volley Näfels dem NLA-Leader Amriswil zu Hause in vier Sätzen.


Hätte man uns im Januar angeboten, im Cuphalbfinal gegen Amriswil auszuscheiden, ich glaube, wir hätten es angenommen.» So lautete das Fazit von Näfels-Urgestein Marco Gygli. Doch nach den Erfolgen der letzten Wochen wollte Näfels natürlich mehr. «Amriswil muss gewinnen, Näfels darf gewinnen», lautete das Mantra der Glarner für diese Partie am Sonntag in Näfels.

Im ersten Satz schienen noch nicht beide Teams alles auszupacken, was sie in Reserve hatten, und doch war der Verlauf nicht untypisch für die Partie: Näfels kämpfte, zeigte tolle Aktionen, aber im entscheidenden Moment waren die Thurgauer einen Tick abgeklärter und machten den Punkt, der den Unterschied ausmachte.

Lienhards starker Auftritt
Die Gäste legten gleich vor und brachten Näfels-Trainer Jan Vaclavik in Zugzwang. Beim Stand von 1:5 nahm er seine erste Auszeit, und es gelang, den Amriswiler Spielfluss zu bremsen. In der Folge zogen die Glarner sogar an den Gästen vorbei und erkämpften sich eine vielversprechende 14:11-Führung. Fehler in Service und Annahme wendeten jedoch rasch das Blatt zugunsten der Gäste, die sich den ersten Satz mit 25:21 sicherten.

Bemerkenswert war, was in der Folge der 21-jährige Robin Lienhard zeigte. Der Junior ist in seiner ersten NLA-Saison bereits ein Wert, auf den sich Trainer Vaclavik verlassen kann. Bereits am Vorabend hatte er im NLA-Spiel gegen Luzern gut gespielt. Nun überraschte er gegen Amriswils nicht nur mit guten Blocks, sondern auch mit abgeklärten Angriffen und solidem Service. Beeindruckend war auch, wie er sich durch die tolle Kulisse nicht unter Druck setzen liess und unbeschwert aufspielte.

Nahe dran am Satzgewinn

Angetrieben von einem grossartigen Publikum, das in bester Cuplaune war, schenkten sich die beiden Teams nichts. Jedoch hatte Amriswil wieder die Nase vorn und erhöhte den Druck. Bei 19:21 nahm der Glarner Trainer sein Team nochmals zu sich, und es gelang ihm, die Initiative zurückzugewinnen. Zuerst wurde Samuel Ehrat von Kai Aebli gut über die Mitte lanciert – eine gefährliche Näfelser Waffe – dann reüssierte Lienhard mit einem starken Block. 22:22 stand es, und alles war wieder offen. Doch zwei Annahmefehler zerstörten die Näfelser Hoffnungen postwendend.

Mit dem Handicap von 0:2-Sätzen eröffnete Näfels’ Iliya Goldrin mit einem guten Angriff den dritten Durchgang, produzierte später Service-Asse und liess die Einheimischen erneut hoffen. Plötzlich zeigte auch Amriswil Schwächen, und weil die Glarner Annahme rund lief, reüssierte das Heimteam immer wieder über die Mitte. Jetzt lief es rund, auch weil erneut Lienhard eine starke Serviceserie hatte und seine Mitspieler am Netz gleichzeitig sehr aufmerksam agierten. Der Satzgewinn (25:23) wurde in der Linth-Arena schon beinahe wie ein Sieg gefeiert.

Amriswil bleibt cool
Die Thurgauer demonstrierten nun, warum sie NLA-Leader sind. Das Näfelser Zwischenhoch machte ihnen keinen Eindruck, sie fanden zurück zu ihrem Spiel, leisteten sich kaum mehr Fehler und profitierten davon, dass sich die Verantwortung im Angriff generell auf deutlich mehr Spieler verteilt als dies bei Näfels der Fall ist. Das gibt nicht nur taktisch mehr Möglichkeiten, sondern führt auch dazu, dass sich eine temporäre Schwäche des einen oder anderen Spielers kaum auf das Team auswirkt. So war es auch am Sonntag. Die Folge war ein deutlicher Vorsprung, gegen den sich die Näfelser mit Verzweiflung, aber vergeblich zu stemmen versuchten.

Mit einem 25:16 stellte Amriswil den Sieg sicher. Es zog in dieser Partie dasjenige Team in den Cupfinal ein, das auf allen Positionen ausgeglichen stark besetzt ist. Amriswil-Trainer Juan Serramalera zollte dem Gegner Respekt und analysierte den Grund für den Sieg: «Die Näfelser waren erwartet stark, sie wollten den Sieg unbedingt. Wir schöpften unser Potenzial voll aus. Das war auch notwendig. Es gelang uns, die Intensität über die ganze Partie hochzuhalten. Grossartig war die Stimmung, das Beste, was ich in dieser Saison erlebt habe.»

Respekt gebührte aufseiten der Näfelser auch dem Newcomer Robin Lienhard, der trotz Niederlage strahlte: «Es war grossartig, ich habe mich so gefreut, spielen zu dürfen, dass ich mich nie wirklich unter Druck fühlte. Es hat einfach Spass gemacht.» Lienhard meinte, dass er im NLA-Spiel am Samstag deutlich nervöser gewesen sei. «Schade, dass es nicht gereicht hat. Wir lassen uns zu sehr beeindrucken, wenn einmal etwas schief läuft im Spiel», bedauerte der Youngster.

Sein Trainer Vaclavik, der ihm offensichtlich viel Vertrauen schenkt, doppelte nach und meinte: «Robin spielte schon am Samstag gut, da war für mich klar, dass er im Cuphalbfinal zum Einsatz kommt.»

Im Final gegen Schönenwerd
Näfels ist erhobenen Hauptes aus dem Cup ausgeschieden. Das Team zeigte, dass es zu weit mehr fähig ist, als es der 6. Tabellenrang vermuten lässt. Vor allem aber lieferten die Glarner ihren Fans einen Abend mit tollem Sport.

Während für Volley Näfels die Saison im Schweizer Cup zu Ende ist, hat Volley Amriswil weiterhin die Chance, das Double zu gewinnen. Im Endspiel bekommen es die Thurgauer am 26. März in Winterthur mit Volley Schönenwerd zu tun. Der Vorjahresfinalist bezwang Lausanne UC in fünf Sätzen.


Biogas Volley Näfels – Lindaren Volley Amriswil 1:3 (21:25, 22:25, 25:23, 16:25)

Linth-Arena, Näfels – 350 Zuschauer. – Spieldauer: 100 Minuten.

SR: Simonovic, Enkerli.


Biogas Volley Näfels:
Küng (Libero), Kai Aebli (Passeur), Gygli, Zvicer, Süess, Goldrin, Thuner, Strugar, Lienhard, Ehrat, Nikolov, David Aebli.

Lindaren Volley Amriswil:
Diem (Libero), Filippov (Passeur), Weber, Höhne, Mrdak, von Burg, Messerli, Bertolo, Sosa, Weisigk, Imhoff. 

Hexenkessel: Die Fans unterstützen ihr Team sehr, sehr lautstark (Bilder: Köbi Hefti)

Enge Kiste: Die ersten drei Sätze waren hart umkämpft, aber nur im dritten Umgang gab es ein Erfolgserlebnis für Näfels

Punktesieg: Näfels mit 11, Amriswil mit 10 Monsterblocks

Unter Kontrolle: Milija Mrdak, Amriswils Topscorer konnte sich nicht immer wie gewünscht durchsetzen – 13 Punkte realisierte er aus 30 Angriffen

Immer wieder Grund zur Freude: Näfels zeigte über weite Strecken eine gute Leistung, war aber etwas fehlerhafter als Amriswil

Zu schnell: Immer wieder gelang es Amriswils Zuspieler Dima Filippov mit schnellen Angriffen die Lücken zu finden, wie hier Facundo Imhoff, der Argentinier mit Schweizer Wurzeln

Frenetischer Jubel: Die Punkte der Näfelser wurden gefeiert, während Mischa von Burg, der effizienteste Angreifer auf dem Feld mit 83% Erfolgsquote nur ein müdes Lächeln dafür übrig hat

Sprungfeder Luis Sosa: Eindrückliche Höhe

Unter Dauerdruck: Näfels Annahme

Best Player: Strugar-Ersatz Robin Lienhard wurde dank seines unbeschwerten Auftritts zum Besten seines Teams gewählt