Freitag, 22. Oktober 2021; 07:10
NLA

Ehrat überzeugte das Projekt der Näfelser Volleyballer

Von: Köbi Hefti

Für den ehemaligen und neuen Näfelser Captain Samuel Ehrat war der Rückzug von Traktor Basel ein harter Schlag, für Biogas Volley Näfels aber ein Glücksfall.


Drei Jahre lebte Samuel Ehrat nach seinem Abschied aus Näfels im Frühjahr 2018 in seiner Herzensstadt Basel. Auf die Frage, wie er seine Rückkehr ins Glarnerland erlebte, sagt er: «Super. Klar vermisse ich die Stadt. Das Stadtleben und mein Umfeld waren der Hammer. Seit Juli wohne ich wieder hier, sehe meine  “alten“ Freunde wieder. Die ersten Wochen fühlten sich an wie Ferien.» Er genoss diese Zeit, frönte seinem neuen Hobby, dem Fischen in den Bergseen und machte Ausflüge. Ganz einfach fiel dem Baselbieter der Umzug aber nicht. Er erklärt: «Der Abschied aus Basel war schon schwierig, tat weh. Aber ich bin kein wehmütiger, lange zurückschauender Typ. Es bringt nichts darüber zu jammern, was man nicht hat. Ich sehe das Schöne hier. Das Glarnerland hat wirklich ein paar sehr gute Seiten, vor allem, was die Natur betrifft.» 

Baselbieter und Glarner
Mit Ehrat, der bereits von 2011 – 2018 bei Näfels spielte, kehrt auch Hoffnung auf bessere Zeiten bei den Glarnern zurück. Als Captain führte er 2018 sein Team in drei Finals und im Europacup bis in den Viertelfinal. Seither blieben Näfelser Erfolge aus. Er gesteht auch, dass er mittlerweile etwas Glarner geworden sei und ergänzt, dass sein Baselbieter Dialekt etwas gelitten habe und er deswegen in Basel immer wieder einmal darauf angesprochen werde, da unbewusst und unbemerkt sich sprachliche Finessen aus dem Glarnerland einnisteten. Die Glarner erlebt er als herzliches, offenes Volk. Dass nach seiner Rückkehr Leute auf ihn zukommen und sich freuten, dass er zurück in seiner Wahlheimat sei, bereitet auch ihm Freude.

Nachricht aus dem Nichts
Nach seinem Abschied aus Näfels spielte er zuerst bei Volley Schönenwerd, einem starken Team, das im Halbfinal gegen den späteren Meister Lausanne UC  scheiterte und danach zwei Jahre bei Aufsteiger Traktor Basel. Er sagt, dass Schönenwerd und Näfels ähnlich gewesen seien, nicht so aber die Zeit am Rheinknie: «In Basel war es komplett anders und nicht vergleichbar. Mir war klar, dass wir nicht in einem Final stehen werden oder Europacup spielen. Einerseits vermisste ich dies, anderseits feierten wir andere Erfolge.» Entsprechend definierte er seine Ziele. Er wollte Vorbild sein und mithelfen die junge Basler Mannschaft zu entwickeln, was ihm gelang. Die Nachricht der Basler Vereinsleitung mitten in der Saison, sich aus der NLA zurückzuziehen, stimmte Ehrat sehr traurig. «Der Entscheid erfolgte völlig aus dem Nichts und kam unerwartet. Das war ein harter Schlag und schade für das Projekt», kommentiert Ehrat diesen tristen Moment.

Ein Final ist möglich
Damit war klar, dass er  sich einen neuen Verein suchen musste. Er begründet, weshalb er sich für Näfels entschied: «Das Projekt Biogas Volley Näfels überzeugte mich. Sie informierten mich, mit welchen Spielern auf welchen Positionen sie in die neue Saison steigen wollen, auch mit vielen Glarnern. Ich kenne sie, das sind meine Freunde. Dazu spiele ich sehr gerne mit den Passeuren Marco Gygli und Kai Aebli zusammen. Es stimmt für mich hier menschlich und sportlich. Ich wusste, dass ich mich hier wohl fühlen werde.

Dass in der NLA nur sieben Teams spielen, könne es eigentlich nicht sein, blickt er kritisch auf die laufende Meisterschaft und ergänzt: «Für mich ist klar, dass der Verband eine Lösung finden muss. Seit ich in der NLA spiele hiess es stets, dass man eine Zehnerliga haben möchte, doch dies wurde nie erreicht.» In dieser Mini-Liga ist Amriswil Kronfavorit. Wer am Ende der Qualifikation und nach 18 Spielen unter den ersten vier sein wird, wagt Ehrat nicht zu prophezeien. Die Liga sei sehr zusammengerückt, sagt er. Seinem Team, das einen guten Mix aus erfahrenen und jungen Spielern hat, traut er zu um an der Spitze mitspielen zu können, wegen der fehlenden Konstanz jedoch kaum auf Augenhöhe mit Amriswil. Trotzdem glaubt er, dass Näfels einen Final erreichen kann, falls in den entscheidenden Spielen alles  zusammenpasst und das Team sein Optimum zeigen kann.


Qualifikation 4. / 5. Runde:

Biogas Volley Näfels – Chênois Genève Volleyball

Kanti, Glarus, Samstag, 23. Oktober 2021, 18:00 h



Biogas Volley Näfels – CONCORDIA Volley Luzern

Kanti, Glarus, Sontag, 24.
Oktober 2021, 17:00 h



Ergebnisse Saison 2020/21:

Chênois 0:3 (a), 1:3 (h)

Luzern 3:1 (h), 3:1 (a), Play-out-Halbfinal 2:1

Samuel Ehrat vor den Spielen gegen Chênois und Luzern: „Nach einer turbulenten Vorbereitung mit vielen Ausfällen schlichen sich in den letzten Spielen einige Unsicherheiten in unser Spiel ein. Die Niederlage gegen Schönenwerd hat das schonungslos aufgezeigt. Seit dieser Woche sind wir nun im Training wieder komplett und die Formkurve zeigt bereits wieder aufwärts. Wir sind bereit, am Wochenende um die wichtigen 6 Punkte zu kämpfen. Denn eines ist in dieser ausgeglichenen Liga klar: Ohne Kampfgeist gewinnst du nichts.“

Steckbrief von Sämi Ehrat

Mit Captain Ehrat auf Erfolgskurs: Das Team der Saison 2017/18 spielte auf einem sehr hohen Level und führte im Europacup bis in den Viertelfinal

Andere Aufgabe – andere Ziele: Während der beiden letzten Jahre bei Traktor Basel wollte Sämi Ehrat Vorbild sein und helfen, das junge Team zu entwickeln

Gefürchtete Services: Seine Floats können richtig giftig sein und die Gegner zum Verzweifeln bringen

Blockspieler: Wenn es Sämi läuft und er sich wohl fühlt, dann besticht er mit seinem starken und hellwachen Spiel am Block

Mittelangreifer: Sämi mag es, wenn er viele Bälle bekommt um schnell anzugreifen. Mit Marco und Kai hat er zwei Passeure, die ihm dies ermöglichen, entsprechend gerne spielt er mit den beiden zusammen