Freitag, 21. August 2020; 13:12
NLA

Die Vorbereitung der Näfels Volleyballer nimmt Fahrt auf

Von: Köbi Hefti

Biogas Volley Näfels hat die Saisonvorbereitung unter der Regie von Oskar Kaczmarczyk aufgenommen um sich optimal auf eine schwierige und spezielle Saison vorzubereiten.


Wie die Schüler mussten auch die Spieler von Biogas Volley Näfels vor gut zwei Wochen wieder antraben. Es war nach fünf Monaten das erste Zusammentreffen der Spieler mit ihrem Trainer Oskar Kaczmarczyk nach dem abrupten Saisonabbruch. Vorerst fehlten mit Ausnahme von Ernest Plizga, welcher bereits im Juni zurückkehrte um hier zu arbeiten, alle ausländischen Profis. Während die beiden Polen Damian Hudzik und Patryk Napiórkowski schon Mitte Monat zum Team stiessen, nehmen die drei Finnen ihre Arbeit bei Näfels gemäss branchenüblichem Standard im September auf. Auch dabei beim Trainingsauftakt waren zwei weitere Neuverpflichtungen. Mit Błażej Kuśmierz steht Trainer Kaczmarczyk ein Assistenztrainer zur Seite. Es ein Novum für Näfels diesen Posten mit einem Profi zu besetzen. Ebenfalls neu zum Näfelser Kader gehört Andrin Flück. Er ist Libero und spielte zuletzt bei Voléro in der NLB, hat aber auch schon eine halbe Saison beim VBC Uni Bern in der NLA gespielt. Er wird neben Lorenz Küng zweiter Libero sein. Dass er bei Näfels anklopfte erklärt er damit, dass er gerne ausloten möchte, was es brauche um in der NLA bestehen zu können und er erfahren möchte, ob dies für ihn möglich sei.

Eine ungewohnt andere Saison
Auf der faulen Haut lagen die Spieler in der Zwischenzeit nicht, wie der Trainer erzählt: «Anfang Mai sprachen wir gemeinsam darüber, wie wichtig der Sommer für die kommende Saison sei. Jeder einzelne Spieler muss die Verantwortung für diese Zeit selbst übernehmen. Alle, wirklich alle meine Spieler haben sehr hart und mit grosser Aufmerksamkeit gearbeitet, die meisten trainierten in letzter Zeit mehr als fünf Mal pro Woche.»

Die kommende Saison wird für Näfels in mancherlei Hinsicht speziell sein. Herausragendes Merkmal ist bestimmt, dass Näfels auf derart viele Spieler aus dem eigenen Nachwuchs setzt und damit bei der seit Jahren proklamierten Vision Nägel mit Köpfen macht. Aber es ist auch eine Saison ohne die traditionelle Heimat SGU, da dieses wegen des Grossumbaus nicht verfügbar ist, weder fürs Training noch die Spiele. Filzbach und die Kanti Glarus sind deshalb die Trainingsbasen. Die Heimspiele werden allesamt in der Kanti Turnhalle in Glarus jeweils samstags um 18:00 Uhr ausgetragen.

Und da gibt es weiterhin diese grosse Unbekannte namens COVID-19. Die Vorgaben des BAG und der Verbände erlauben derzeit einen normalen Trainings- und Spielbetrieb, allerdings sind die Vorgaben des Abstandhaltens ausserhalb des Trainingsbetriebs und der Wettkämpfe einzuhalten. Kann dies nicht gewährleistet werden, so gilt Maskenpflicht, was zum Teil zu grotesken Forderungen führt, wie beispielweise beim Duschen, wenn der 1.5 Meter Abstand nicht eingehalten werden kann. Swiss Volley wird ein Schutzkonzept für den Meisterschaftsbetrieb ausarbeiten, welches auch von Näfels übernommen und an die lokalen Gegebenheiten angepasst wird. Bei Näfels ist man aber zuversichtlich, dass der Spielbetrieb am 3. Oktober starten wird, rechnet aber mit weniger Zuschauern als zuletzt.

Trainier Oskar Kaczmarczyk äussert sich besorgt über die aktuelle COVID-Entwicklung. «Die Zahlen in meinem Heimtatland steigen und steigen, anstatt dass sie sinken“, sagt er. Dasselbe gilt auch hierzulande. Es scheint, dass die Pandemie und die damit verbundenen Vorsichtsmassnahmen mehr und mehr in den Hintergrund rücken. Damit steigt die Gefahr, dass auch im Sport, sei dies im Training wie im Ernstkampf, erneut einschneidende Massnahmen folgen könnten.

Freude am Zigeschlitz
Oskar Kaczmarczyk genoss die gemeinsame Familienzeit in Polen und reiste erst am Tag vor dem Trainingsbeginn nach Näfels. Der Abschied von seiner Familie war kein leichter, allerdings freute er sich auch nach der langen und intensiven Vorbereitungszeit sehr auf das Arbeiten mit dem Team. Zum erneut markanten Umbau des Teams sagt er: „Im Vergleich zur letzten Saison gibt es viele Änderungen. Ich kann deshalb nicht sagen, dass wir am nächsten Schritt arbeiten werden. Es ist ein neues Projekt, welches wir angehen. Doch es macht mich sehr glücklich, dass wir in dieser Saison mehr "Zigerschlitz" sind als je zuvor und dass das Glarner Herz in der Umkleidekabine dominiert.“
Alle Glarner, mit Ausnahme von Marco Gygli, seien noch sehr jung und müssten noch arbeiten um konstante Spieler zu werden, sagt der Trainer und ergänzt: „Aber sie haben das Potenzial Schlüsselspieler zu sein, um den Meistertitel wieder nach Näfels zu bringen. Ich weiss, dass viele Leute aus unserem Kanton sich freuen werden, so viele ihrer Landsleute auf dem Platz zu sehen. Wir müssen sie unterstützen, ihre Zeit kommt.“

Hohe Hürden und ehrgeizige Ziele
Im Gespräch mit den Spielern hat der Trainer deren Erwartungen für die neue Saison abgeholt. Alle Bisherigen erwähnten dabei, dass sie denselben exzellenten Teamgeist erwarten wie in der vergangenen Saison. Dass die Spieler dazu stets ihr bestes Volleyball spielen und das ganze Potenzial auspacken wollen, ist für Spitzensportler eine Selbstverständlichkeit. Trainer Oskar Kaczmarczyk sagt dazu: „Dies ist mein Ausgangspunkt. Ich möchte es geniessen, dass die ganze Gruppe hart arbeitet und sich auf die grosse Herausforderung vorbereitet. Denn ich bin sicher, dass diese Saison schwieriger wird als letztes Jahr. Gemäss des Transfermarktes sieht es so aus, als wären die Teams stärker und ausgeglichener als im letzten Jahr. Dazu ist die Saison kürzer, was bedeutet, dass jedes Spiel wie ein Finale ist.“

Trotz des erneuten Umbaus peilt der Trainer aber den Erfolg an. Er möchte zumindest in einem Final stehen. Daneben stellt er an sich hohe Ansprüche. Er erklärt, dass er von sich erwarte und es ihm gelinge müsse, dass sein Team am Ende viel besser spiele als zu Beginn und alle Spieler seiner Mannschaft besser seien als zuvor.

Bezüglich seiner Volleyball-Vision möchte der Trainer an der Spielweise nicht viel ändern. In einem Punkt will er jedoch eine klare Steigerung. Er erklärt. „Ich bestehe darauf, dass wir in der Servicezone aggressiver sind. Wir werden vermehrt und härter daran arbeiten. Einige unserer neuen Spieler können konstant und sehr stark servieren. Ich möchte eines der am besten servierenden Team in der NLA sein. Und natürlich will ich eine bessere Verteidigung haben als im letzten Jahr, denn in der Defensive haben wir noch viel Luft nach oben.“

Die Ziele, welche sich der Trainer für die kommende Saison setzt, sind hoch und eine grosse Herausforderung. Auf dem Weg dorthin braucht es Zeit, wie üblich, wenn derart viele neue Spieler zu einem Team stossen. „Mein erstes Ziel ist es, eine Gruppe mit einem Geist und Ziel zu formen - Fortschritt. Und ich würde unsere Fans gerne davon überzeugen, dass auch sie ein wichtiger Teil dieser Gruppe sind, wir alle Glarner sind.“

Antreten zum ersten Mannschaftstraining in Filzbach: Błażej Kuśmierz (Assistent), Andrin Flück (Libero), Marco Gygli, Ernest Plizga, Nico Süess, Dave Aebli, Kai Aebli, Trainer Oskar Kaczmarczyk (v.l.)