Montag, 25. Februar 2019; 12:05
NLA

Der Traum vom Cup-Final platzt für Näfels erst im Tie-break

Von: Köbi Hefti

In einem typischen, stimmungsvollen Cup-Fight bringt Biogas Volley Näfels den gross Favoriten LINDAREN Volley Amriswil ins Wanken, aber nicht zu Fall. Die Glarner verlieren das dramatische Spiel im Tie-break.


Der Cup-Halbfinal gegen LINDAREN Volley Amriswil war der bisherige Saisonhöhepunkt für Biogas Volley Näfels. Nur einen Tag nach der viertletzten Qualifikationsrunde traten die beiden Ostschweizer-Rivalen im SGU gegeneinander an – mit einer klaren Rollenverteilung. Liga-Primus Amriswil war der grosse Favorit, Näfels der krasse Aussenseiter. Dass dieses für beide Teams kapitale Spiel nur einen Tag nach einer Meisterschaftsrunde stattfand, zeigt aber auch die Bedeutung des Cups auf. Zumindest aus Sicht der Terminplanung geniesse der Cup ein Mauerblümchendasein, schreibt Amriswil auf seiner Homepage.


Amriswil schont Spieler
Immerhin konnte Näfels am Samstag mit dem 3:1-Erfolg in Luzern einen wichtigen Sieg landen, in der Rangliste auf den fünften Platz vorrücken und Selbstvertrauen tanken. Amriswil dagegen ging einen anderen Weg. Es fokussierte sich ganz klar auf den Cup. Es schonte seine Leistungsträger Passeur Howatson, Topscorer Thomas Zass und Captain Ljubicic. Diese drei Akteure standen schon gar nicht im Aufgebot von Cheftrainer Marko Klok, durften sich in Ruhe daheim auf den Cup-Knüller vorbereiten, während deren Teamkollegen die lange Reise von 300 km nach Lausanne unter die Räder nehmen mussten. Zwar resultierte dadurch für Amriswil die zweite Saisonniederlage, doch diese Niederlage war für den klaren Leader bedeutungslos. Für die Thurgauer gab es an diesem Wochenende nur ein Ziel: Das Erreichen des Cupfinals.


Verpasste Chancen
Der Auftakt gelang Näfels gut, ja schon fast perfekt. 5:2 ging es nach zwei Killerblocks und drei Block-out-Angriffen in Führung. Erst danach fanden auch die Amriswiler ins Spiel, doch Näfels blieb das erfolgreichere Team, griff clever an und verteidigte gut. Als Näfels erstmals mit vier Punkten Vorsprung 13:9 führte, nahm Amriswils Coach Klok ein Time-out. Offenbar hat er die richtigen Schlüsse aus dem nicht ganz geglückten Start gezogen. Jedenfalls gelang es seinem Team danach Näfels mehr unter Druck zu setzen. Das Polak-Team blieb jedoch konzentriert und hatte mit Roos in dieser Phase einen Angreifer, der fast jeden Ball zum Punkt verwandelte. 18:14 führte Näfels und hätte noch deutlicher führen müssen, doch zwei dumme Fehler von Hudzik und Roos verhinderten die Vorentscheidung. Nach einem Servicewinner von Amriswils Howatson und einem Missverständnis im Angriff zwischen Harksen und Mittelangreifer Papangelopoulos war Amriswil zurück im Spiel, verkürzte auf 17:18. Damit kehrte die Überzeugung bei den Gästen endgültig zurück. Sie gestanden Näfels bis zum Satzende nur noch zwei Punkte zu. Ihre Services stellten Näfels Annahme vor unlösbare Probleme. Am Ende war es Brändli, der mit seinen Flatterservices seinem Team vier Punkte in Folge und damit den Satz mit 25:20 sicherte.


Amriswil unwiderstehlich
Derselbe Thomas Brändli sorgte dann auch gleich zu Beginn des zweiten Umganges für Verwirrung in Näfels Annahme. Amriswil legte 3:0 vor. Näfels korrigierte diesen Fehlstart aber im Handkehrum, glich zum 4:4 aus. Ausgeglichen ging es weiter, doch es waren hauptsächlich die Thurgauer, die mit ihren Fehlern Näfels im Spiel hielten, zumindest bis zum 9:9. Danach bewiesen die Gäste, welche Klasse ihr Team hat. Sie liessen Näfels kaum noch Chancen, dominierten das Spiel deutlich. Ihr Topscorer Zass war überragend und auch die Services waren äusserst druckvoll. Näfels verlor den Satz entsprechend klar mit 18:25.

Nach dem 0:2 Pausenrückstand meinte Näfels Teammanager Ruedi Gygli: „Es schien, dass wir den ersten Satz gegen Satzende verloren, doch eigentlich vergaben wir unsere Chance zur Satzmitte, als wir mit zwei vergebenen Chancen den Vorsprung nicht ausbauen konnten. Im zweiten Satz sah man, dass Amriswil individuell einfach stärker ist als wir.“


Näfels nutzt die Gunst der Stunde
Mit der 2:0-Führung im Rücken gingen die Gäste den dritten Satz locker an und reihten prompt in der ersten Satzhälfte Fehler an Fehler, insgesamt deren neun. Näfels führte beim zweiten Time-out deshalb 16:12. Doch Amriswil steckte nicht auf, reduzierte seine Fehlerquote. Amriswil kam immer näher und schaffte beim Stand von 18:18 den Ausgleich. Wenig später standen die Gäste kurz vor einem glatten 3:0 Sieg, führten sie doch 21:19. Doch Mantekas, zweimal Roos und Süess hatten etwas dagegen. Sie lancierten einen fulminanten Schlussspurt und so gewann Näfels den Satz doch noch mit 25:23, trotz heftigster Proteste der Amriswiler, weil sie einen Ball anders sahen als der Schiedsrichter.


Wahrer Cup-Krimi
Der vierte Satz war noch ausgeprägter als die Sätze zuvor, ein wahrer Cup-Fight. Herrliche Angriffspunkte, gute Services und Blocks, Fehler auf beiden Seiten und ganz viel Emotionen prägten das Spiel. Die Vorteile lagen nun bei Näfels, das sich von seiner besten Seite zeigte und dem Favoriten alles abverlangte. Vor allem Nico Süess lief zur Hochform auf, doch auch alle anderen Spieler überzeugten. Näfels spielte auf einem sehr guten Niveau, baute seine Führung stetig aus. Über 8:6, 16:12 gab’s beim 24:15 Satzbälle in Hülle und Fülle. Den dritten verwertete Volley Näfels zum 25:17.

Ein Tie-break musste um den Einzug in den Cup-Final entscheiden. Und in diesem war bis zum Seitenwechsel und der 8:7 Führung der Gäste alles offen. Näfels muss sich aber den Vorwurf gefallen lassen, dass es in dieser Kurzentscheidung bis zu diesem Zeitpunkt mit fünf Servicefehlern sich das Leben selber sehr schwer machte. Nach dem Seitenwechsel glich Näfels zwar nach zwei Punkten von Roos nochmals zum 9:9 aus, ehe Amriswil mit drei Punkten in Folge die Vorentscheidung zum 12:9 herbeiführte. Zum Schluss liess Jovan Djokic nach einem schönen Angriff die Amriswiler jubeln, welche das Tie-break mit 15:10 am Ende zu deutlich gewannen.




Matchtelegramm Cup Halbfinal

Biogas Volley Näfels – LINDAREN Volley Amriswil: 2:3 (20:25, 18:25, 25:23, 25:17, 10:15)

Lintharena, Näfels. – 350 Zuschauer. – Spieldauer: 120 Minuten.

SR: Kälin, Wolf



Biogas Volley Näfels:
Startformation: Harksen (Passeur, 1 Punkte), Papangelopoulos (Captain, 6), Hagenbuch(Libero),  Süess (10), Hudzik (10), Roos (24), Mantekas (12)
Einwechslungen: Küng (0), Canazza (5)

Bemerkungen: Aebli verletzt

Headcoach: Dalibor Polak
Assistant Coach: Mani Müller



LINDAREN Volley Amriswil
Startformation: Howatson (Passeur, 3 Punkte), Ljubicic (Captain,10), Daniel (Libero), Zass (17), Gommans (13), Djokic (17), Brändli (7)
Einwechslungen: Müller (1), Kamnik (2), Fořt (0)

Headcoach: Marko Klok
Assistant Coach: Dario Balsamo

Viel Arbeit am Geburtstag: Wenig fehlte zum ganz grossen Geburtstagsgeschenk für Dalibor Polak

Zu selten: Der Block von Näfels war mit neun Killerblocks gut, jener von Amriswil mit 16 aber noch besser

Lautstarke Unterstützung: Die zahlreichen Amriswiler Anhänger sorgten für viel Lärm

Kampf bis zum Umfallen: Der Halbfinal war ein echter Cup-Krimi, in welchem beide Teams sehr grossen Kampfgeist und viel Moral zeigten

Durchschlagskräftig: Die Amriswiler liessen ihre Klasse im Angriff immer wieder aufblitzen, wie hier Topscorer Thomas Zass, der ohne Probleme am Näfelser-Block vorbeikommt

Schmerzlich: Captain Nikolas Papangelopoulos muss sich nach einem Misstritt auswechseln lassen - doch im vierten Satz kann er bereits wieder mittun. Für seinen Kampfgeist wird er zum best Player gewählt

Emotionen pur: Näfels gibt nach dem 0:2 Rückstand nicht auf und pusht sich zum 2:2 Satz-Ausgleich

Im Hoch: Nico Süess fand ab dem dritten Satz zu alter Stärke

Voller Energie: Nicht nur beim Angreifen, auch beim Zelebrieren der Punkte, war Junior Süess auffallend

Ausgeträumt: Nach zwei Stunden reiner Spielzeit folgt die Enttäuschung. Näfels verliert das Tie-break und verpasst den Cup-Final. Doch das ganze Team darf stolz sein, verlangte es dem Liga-Primus Amriswil doch mehr ab, als diesem lieb war.