Samstag, 20. April 2019; 08:00
NLA

Der Rückblick auf die zehnjährige und erfolgreiche Polak-Ära bei Näfels

Von: Köbi Hefti

Seit der Saison 2009/10 war Dalibor Polak Spielertrainer und Trainer bei Volley Näfels. Sein Palmarès mit einem Meistertitel, zwei Cupsiegen und insgesamt elf Medaillen in Cup und Meisterschaft zusammen ist eindrücklich.


Zehn Jahre war Dalibor Polak der Mann, der Näfels an der Spitze im nationalen Volleyball hielt. Als er 2009 bei Näfels begann, planten er und seine Frau Petra nicht eine derart lange Zeit in der Schweiz zu bleiben. Er erklärt: „Ich dachte, dass wir nur kurz hier sind. Doch immer wieder wurde mein Vertrag um ein Jahr verlängert. Jetzt sind zehn Jahre vorbei – und das ging schnell und mittlerweile kann sich auch meine Frau sehr gut vorstellen hier zu bleiben.“


Die erfolgreiche Polak-Ära bei Volley Näfels ist Geschichte. Die Spuren, die der mittlerweile 45-jährige Tscheche hinterlässt, sind eindrücklich. Herausragend sind der Meistertitel 2011/12, sowie die Cup-Siege 2014 gegen das übermächtige Lugano und 2016 gegen LUC. Dazu kommen zwei weitere Play-off- und drei Cup-Final-Teilnahmen. Insgesamt elf Medaillen gewann er. Dass jetzt Schluss ist, versteht auch Dalibor Polak. „Frischer Wind tut Näfels gut“, meint er. Er selber suchte ebenfalls neue Impulse und fand diese beim Nationalteam Tschechiens, wo er als Assistent amtet. „Ich brauche neue Impulse, denn die Arbeit mit Näfels wurde etwas zur Routine-Angelegenheit“, gesteht er und ergänzt: „Ich betrachte diese Tätigkeit als Weiterbildung. Ich möchte neue Erfahrungen und Ideen in einem internationalen Umfeld auf Top-Niveau sammeln, Impulse erhalten und diese in den Volleyballalltag in den Verein mitnehmen.“


Der Wunsch der Kinder
Die Kündigung am Ende der Saison überraschte ihn. Er erklärt: „Ich hätte es früher erwartet, doch nicht jetzt. Zunächst war ich zwei Tage traurig, betrachtete es aber schnell als Chance.“ Auch seine Familie war zunächst enttäuscht. Vor allem bei den Kindern, welche im Glarner Unterland heimisch sind, kamen Emotionen auf. Dalibor Polak dazu: „Die Mädchen weinten, reagierten aber rasch positiv. Sie hofften, dass ich in der Schweiz einen Job finde und munterten mich auf. Sie sagten zu mir: Du findest ganz sicher einen Job hier, denn Du bist ein guter Trainer.“ In der Zwischenzeit hat sich für Familie Polak die Zukunft geklärt. Als Trainer von Jona und der dortigen Talentschool gibt es für Polaks kaum Veränderungen. Sie bleiben in Näfels wohnhaft und somit erfüllt sich der Wunsch der Kinder, dass sie hier weiter zur Schule gehen können. Papa Polak ist darüber sehr glücklich, geniesst doch trotz seiner Volleyball-Besessenheit die Familie bei ihm Priorität.

Auch für Biogas Volley Näfels war die Trennung vom Erfolgstrainer etwas Besonderes. Teammanager Ruedi Gygli erklärte in seiner Ansprache zum Abschied: „Die Trennung fiel uns nicht leicht. Wir hatten mit Dalibor ein sehr gutes Verhältnis. Seine Bilanz ist hervorragend. Doch im Sport ist es so, dass es Erneuerungen braucht. Der Abschied ist für ihn wie für uns eine Challenge.“


Für alles verantwortlich
Als Dalibor Polak 2009 die Arbeit als Spielertrainer im Glarnerland aufnahm, kannte er den Verein aus seiner Zeit als Spieler bei Chênois. Sein Ziel war klar: „Ich wollte Näfels wieder zum Erfolg zurückführen.“ Der Anfang war dann eine grosse Herausforderung. Er erzählt: „Ich war vorher nie Trainer und Organisator, doch plötzlich war ich dafür verantwortlich. Dabei durfte ich aber auf die grosse Unterstützung von Ruedi und Marco Gygli zählen, worüber ich sehr froh war.“

Während der ersten vier Jahre amtete Dalibor Polak als Spielertrainer. Dabei beeindruckte er als Diagonalangreifer mit seiner Wucht beim Angriff und Service Gegner und Publikum gleichermassen. Im Rückblick sagt er zu dieser Doppelbelastung: „Es war einfacher Spielertrainer als nur Trainer zu sein. Als Spieler konnte ich auf dem Spielfeld direkt Einfluss nehmen und dem Team helfen.“


Einzige Chance verpasst
Auf die Frage nach seiner grössten sportlichen Freude, antwortet Dalibor Polak:

„Es ist cool, dass ich die drei Nachwuchsspieler Kai Aebli, Nico Süess und Lorenz Küng in die NLA führen konnte. Ich habe diese Jungs zusammen mit anderen Trainern während vieler Jahre trainiert. Damit hat der Verein einen Näfelser Kern, auf dem er weiter aufbauen kann.“

Als sportliche Höhepunkte stuft Dalibor Polak den Meistertitel 2012, den Cup-Sieg 2014, als sie als krasser Aussenseiter Lugano bodigten und die Siege im Europacup gegen den späteren tschechischen Meister Karlovasko im letzten Jahr ein. Dazu erinnert er sich an ein Spiel haargenau: „Das war der Cup-Viertelfinal 2014 gegen Schönenwerd, als wir 25 Asse servierten, aber auch sonst alles zusammenpasste und wir 3:0 gewannen.“ Ob ihm bei diesen Grosserfolgen seine grosse Eigenheit half, sei dahingestellt. Marco Gygli erzählt: „Er hat einen unglaublichen Aberglauben, zieht immer dieselben Winner-Socken oder -shirts an. Einmal trug er während der Playoffs immer einen Stein oder weiss was in seinem Rucksack mit.“

Der Trainer musste auch Misserfolge verkraften, machte Fehler. Es gesteht: „Ich habe viele Fehler gemacht, aber einer hat mich besonders beschäftigt. Wir hatten in dieser Saison genau eine Chance um etwas zu erreichen – im Cup-Halbfinal gegen Amriswil. Immer wieder ist mir dieses Tie-Break durch den Kopf gegangen, besonders die sechs Service-Fehler bis zum Seitenwechsel beim Stand von 7:8. Dort hätte ich in irgendeiner Form mehr Einfluss auf die Mannschaft nehmen müssen.“


Marco Gygli, die rechte Hand Polaks
Während seiner Zeit in Näfels konnte Dalibor Polak auf Menschen zählen, die ihn stets unterstützten. Er lobt die Menschen hier allgemein: „Die Leute arbeiten hart, sind freundlich und offen, aber doch auch etwas eigen.“ In seiner Abschiedsrede sagte er: „Meine Frau Petra und Mani Müller waren meinen wichtigsten Begleiter. Mani Müller war die ganze Zeit mein Assistenztrainer, sass immer auf dem Bänkli. Er hat viel gemacht für mich und immer Geduld mit mir gehabt. Daraus ist eine Freundschaft entstanden.“ Mit Ehrenpräsident Klaus Görauch und seiner Frau Elisabeth, welche wie Grosseltern für seine Kinder sind, Teammanager und Mentor Ruedi Gygli und den beiden langjährigen Wegbegleitern und Team-Captains Thomy Büsser und Marco Gygli würdigt er weitere Näfelser in höchsten Tönen. Besonders Marco Gygli war für ihn zentral: „Er war ein sehr guter Spieler und meine rechte Hand. Er hat viel gearbeitet - für die Mannschaft und für mich.“ Ebenso positiv spricht auch Marco Gygli über seinen Trainer: „Er hatte sehr viel Respekt, aber nie zu viel. Er hat uns immer gesagt, dass man alle besiegen kann, egal wer auf der anderen Seite steht. Eindrücklich ist auch seine Statur. Wenn jemand so gross und kräftig vor dir steht, ist man schon beeindruckt. Die Angreifer wussten genau, dass er es noch immer besser könnte als wir Spieler selber. Wir haben oft unter uns Spielern gesagt dass er noch besser wäre als die meisten NLA Spieler, lange nachdem er seine Spielerkarriere beendete.“
Daneben schätzte Marco Gygli Dalibor Polak auch als sehr guten Coach, der den Spielern Verantwortung übertrug und Freiräume gewährte. Er erklärt: „Als Spieler gibt dies einem viel Selbstvertrauen und es macht mehr Spass als nur eine Maschine zu sein, die das macht, was einem gesagt wird.“

Thomy Büsser, Begleiter Polaks während der ersten fünf Jahre, bläst ins gleich Horn: „Ich habe Ihn als Menschen äusserst geschätzt, es war einfach schön mit ihm zusammenzuarbeiten. Das Markenzeichen Dalibor Polaks war, dass es bei ihm nichts gab, das schlecht war. Im Vergleich zu allen meinen anderen Trainer, die ihre Macken hatten, habe ich bei ihm keine negativen Seiten kennenglernt.“



All-Star-Team der letzten 10 Jahre
Dalibor Polak hat sehr viele Spieler Kommen und Gehen sehen. Einige haben ihn sehr beeindruckt. In sein All-Star Team der letzten zehn Jahre nominiert er Libero Daniel Werner, Passeur Reto Giger, die Mittelangreifer Dan Alexander und Samuel Ehrat, die Aussenangreifer Gustavo Meyer und Kyle Friend sowie sich selbst als Diagonalangreifer. Nico Beeler, Marco Vukasinovic, Thomy Büsser, Roosewelt de Oliveira, Marco Gygli und Zlatko Pulko sind seine Ersatzspieler.

Mit einem Lächeln: Dalibor Polak kann zufrieden auf seine 10-jährige und erfolgreiche Ära bei Näfels zurückschauen

Meistermacher: Bereits in seinem zweiten Jahr konnte Dalibor Polak den Meistertitel feiern – mit Roosewelt als starkem Mittelblocker

Der Service: Dalibor Polaks Servicekracher waren gefürchtet. So auch hier, im Tie-Break des 5. Satzes gegen Chênois im Play-off-Final beim entscheidenden Meisterball

Grosspapi: Klaus Görauch war für Dalibor Polak ein wichtige Bezugsperson und für seine Kinder zusammen mit dessen Ehefrau Elisabeth wie Grosseltern

Der grösste Erfolg: Der nie erwartete Sieg im Cupfinal gegen Mega-Krösus Lugano war eine Sensation

Begeisterung pur: Dalibor Polak löste nach dem zweiten Cupsieg nicht nur bei Libero Sutter riesige Freude aus

Erfolg in der Heimat: Der Sieg im Achtelfinal gegen seine Landsleute aus Karlovarsko war international der grösste Erfolg in Dalibor Polaks Ära bei Näfels

Grosser Dank: Teammanager Ruedi Gygli bedankt sich bei Dalibor Polak für zehn Jahre Loyalität und hervorragende Arbeit

Wichtigste Partner: Dalibor Polak bedankt sich bei seiner Frau Petra und Assistent Mani Müller für die tolle Unterstützung während der zehn Jahre in Näfels

Eindrücklich: Palmarès der Polak-Ära