Montag, 14. Dezember 2020; 07:00
NLA

Der Basler Traktor bringt Biogas Volley Näfels fast ins Taumeln

Von: Kai Aebli und Köbi Hefti

Biogas Volley Näfels bringt drei wichtige Punkte für die Meisterschaft zurück ins Glarnerland– Basel – Näfels: 1:3 (22:25, 25:18, 22:25, 21:25). David Aebli gab dabei sein Debüt in der Starting-6 und überzeugte mit einer reifen Leistung.


Nach dem Sieg gegen Schönenwerd reiste Biogas Volley Näfels als Favorit nach Basel. Drei Punkte für die Meisterschaft waren das klare Ziel. Dass die Partie gegen die Basler Traktoren nicht einfach werden würde, war dem Glarner-Team allerdings bewusst. Die Traktoren vom ehemaligen Näfelser und nun Basler Captain Samuel Ehrat haben in letzter Zeit mit starken Leistungen gegen Luzern und Genf gezeigt, dass sie gutes Volleyball spielen können.

Erstmalig stand das Näfelser Eigengewächs David Aebli und nicht Nico Süess als Aussenangreifer in der Startaufstellung von Näfels. Komplettiert wurde das Team mit den gewohnten Leuten. Kai Aebli am Pass, Martinez als Diagonalangreifer, die grossgewachsenen Hudzik und Porkka als Mittelblocker, Topscorer und Überflieger Ronkainen als zweiter Aussenangreifer und Flück auf der Libero-Position. Bei den Baslern gab es keine Überraschungen in der Starting-Six.

Solider Beginn
Nach dem 3:0 Sieg gegen Basel im Hinspiel war eine andere Partie zu erwarten. Die Basler spielten in den vergangenen Wochen immer stärker, mit einem Diagonalangreifer Müller in bester Form. Es galt vorsichtig zu sein, warnte Coach Kaczmarczyk bereits im Vorfeld: «Wir müssen konstant den Fokus behalten und dürfen Basel nicht unterschätzen. So lange wir unser Side-Out im Griff haben, haben wir auch das Spiel im Griff.»
Der Start des Spiels entwickelte sich sehr ausgeglichen. Beide Teams konnten ihr Side-out-Spiel gut kontrollieren. So folgte beim Spielstand von 15:15 der Doppelwechsel von Gygli und Napiorkowski für Kai Aebli und Martinez. Näfels konnte sich erstmals absetzen und ging dank eines Ass‘ von Ronkainen und einem Break-Punkt durch David Aebli mit 20:17 in Führung. Kurz darauf folgte der erneute Doppelwechsel. Die Glarner brachten den ersten Satz mit 25:22 ins Trockene.

Missglücktes Experiment
Auch der zweite Satz startete sehr spannend. Diesmal erfolgte der bekannte Doppelwechsel bereits früh beim Score von 6:5 für Näfels. Näfels konnte nun eine vier Punkte Führung zum 15:11 aufbauen und wechselte weiter – Plizga kam für Ronkainen, doch auch Basler Coach Rocamora wechselte viel. Er reagierte ebenfalls mit einem Doppelwechsel, was die gewünschte Wirkung erzielte. Mit mehreren Stuff-Blocks kämpfte sich Basel zum 16:16 zurück. In dieser Phase kamen die Näfelser etwas aus dem Rhythmus, Basel spielte konstant und die Gäste machten zu viele Eigenfehler. Die logische Folge war eine 20:17 Führung für die Traktoren. Auch der Rückwechsel von Kai Aebli und Martinez konnte das Spiel nicht mehr drehen. Basel gewann den zweiten Satz verdient mit 25:18.

Näfels Coach Kaczmarczyk auf die Frage, ob die vielen Wechsel vielleicht zu riskant waren: «Ich möchte diese Frage beim Anfang beginnen. Zu dieser Zeit in der letzten Saison stiess David Aebli zum Team. Während der vergangenen zwölf Monate wurde er ein sehr guter und wertvoller Spieler. Da die Schweizer Liga sehr kurz und kompetitiv ist, ist es schwierig jedem Spieler eine Chance zu geben. Mein Ziel gegen Basel war es, David eine Chance zu geben und er hat eine hervorragende Leistung gezeigt. Volleyball mag keine Wechsel. Ich nehme die komplette Verantwortung für den Verlust des zweiten Satzes auf mich. Leider haben einige Wechsel nicht wie gewünscht funktioniert. Ich hatte einen kleinen Traum, wollte fünf Glarner auf dem Feld zu sehen, doch das Spiel entwickelte sich nicht in die erhoffte Richtung – so bin ich froh, dass wir das Spiel doch noch gewonnen haben.»

Ende gut – alles gut
Im dritten Satz zeigte Näfels seine Qualitäten und ging vor dem ersten Technical Timeout mit 16:13 in Führung. Diese Führung gaben die Gäste nicht mehr ab, auch wenn die Hausherren weiter verbissen kämpften. Auch im vierten Durchgang konnte Näfels einen Vorsprung zum 17:11 aufbauen. Die Basler liessen sich dadurch aber nicht beeindrucken und fighteten sich erneut zurück. Nach einigen Unstimmigkeiten bei Näfels kam für Kai Aebli Marco Gygli, und dieser brachte seine ganze Erfahrung aufs Feld. Immer wieder setzte er David Aebli erfolgreich ein, welcher mit 13 Punkten überzeugte. So packten die Näfelser drei Punkte in ihr Gepäck und kehrten nach einem erfolgreichen Spiel zurück ins Glarnerland – auf fast leeren Autobahnen und ohne Verpflegungsmöglichkeit unterwegs.

Glücklicher Debütant David Aebli
David Aebli wurde vom Trainer anfangs Woche informiert, dass er gegen Basel in der Startaufstellung stehen würde, falls er gut weitertrainieren werde. Der Glarner schildert wie er daraufhin die vergangenen Tage erlebte: «Zu Beginn ging das gut, doch während der beiden vergangenen Tage wurde ich immer nervöser und heute Morgen war es ziemlich schlimm. Doch nach dem ersten Ball legte sich alles.» In der Tat, der Glarner fand seinen Rhythmus sehr schnell. Er war ausser den Mittelblockern der einzige Näfelser, der immer auf dem Feld stand. Zum Spiel, welches recht eng war, sagte das Näfelser Eigengewächs: «Wir mussten uns sehr auf unser Side-out konzentrieren, um dieses sauber durchzuziehen. Doch wir hatten manchmal Hänger. Es war ein sehr schwieriges Spiel, welches unsere volle Konzentration erforderte. Wir durften nicht zu viel riskieren, sondern mussten uns darauf fokussieren, was wir können. Ich war phasenweise sehr unter Druck und liess auch den Kopf etwas hängen, woraus einige Fehler mehr resultierten. Es zeigte sich deutlich, dass dieses Spiel eine Kopfsache war. Ich bin sehr erleichtert, dass es ohne den Stamm-Aussen klappte und wir siegten.» David Aebli darf nicht nur erleichtert sein, er darf sich an seinem Auftritt sehr freuen. Er hat beeindruckt. In den Worten von Trainer Oskar Kaczmarczyk tönt das so: «Ich bin überaus glücklich, wie David Aebli heute auftrat. Er ist ein Diamant. Es wird nicht mehr lange dauern, dann hat Volley Näfels zwei sehr gute Annahme/Aussen-Spieler aus dem Glarnerland.»

Matchtelegramm

Traktor Basel – Biogas Volley Näfels:
1:3 (22:25, 25:18, 22:25, 21:25)

Sporthalle Rankhof, Basel. – Spieldauer: 99 Minuten. – 0 Zuschauer.

SR: Jungen, Droguett


Biogas Volley Näfels:
Startformation: Aebli Kai (Passeur, Captain), (1 Punkt), Flück (Libero), Hudzik (15), Ronkainen (13), Martinez (13), Porkka (10), Aebli David. (13)
Einwechslungen:  Gygli (Passeur), (0 Punkte), Küng (0), Plizga (0)

Headcoach: Oskar Kaczmarczyk
Assistant Coach: Błażej Kuśmierz

Traktor Basel:
Startformation: Widmer (Passeur), (1 Punkt), Hasler (Libero), Jukic (13), Müller (17), Heller (1) Mika (14), Ehrat (7)
Einwechslungen: Simonett (Passeur) (1 Punkte), Ramer (3), Broch (5), Radomski (2)

Headcoach:
Daniel Rocamora
Assistant: Marc Fischer                                

Starkes Debüt in der Starting-6: David Aebli spielte erstmals in der NLA einen ganzen Match durch und tat dies auf überzeugende Art und Weise

Solides Side-out als Basis: Der Trainer verlangte, dass Näfels Side-out solide sein müsse, was oft aber nicht immer zutraf

Abserviert: Zwischendurch rollte der Traktor mit sehr viel Kraft übers Feld, besonders gegen Ende des zweiten Satzes vermochte Näfels dem nicht zu widerstehen

Zweiter Sieger am Block: Gegen Basel war Näfels Block oft nicht dort, wo er hätte sein sollen, um Punkte zu vermeiden. Nur sieben direkte Blockpunkte der Glarner stehen deren 10 der Basler gegenüber

Vertrauen schenken und unterstützen: David Aebli hatte sehr viele Ballkontakte. Sein Bruder Kai schickte ihn 24 Mal zum Angriff, knapp die Hälfte dieser Zuspiele verwertete er zum Punkt, darunter auch einige äusserst knifflige Aufgaben.

Angespannt: Vor allem im zweiten Umgang verlor Näfels nach vielen Wechseln den Faden und am Ende auch den Satz klar. Der Trainer sagt dazu, dass er die Verantwortung dafür übernehme

Gesuchter Mann: Die Basler suchten für ihre Services weitaus am häufigsten David Aebli als Ziel aus. Doch dieser bestand diese Prüfung mit Bravour, seine Annahmequote war fast gleich gut wie jene seiner Mitspieler Flück und Ronkainen

Bester Näfelser Punktesammler: Damian Hudzik war mit 15 Punkte der beste Punktesammler einer homogenen Truppe

Hoch und noch höher: Henrik Porkka kommt bei Näfels immer besser zur Geltung. Hätte er seine Chancen in Basel effizienter verwertet, wäre er auf gleicher Höhe wie Damian Hudzik

Ende gut, alles gut: Zum Schluss kann sich Näfels über drei Punkte freuen, gegen ein Basler Traktor, der seine Aufwärtstendenz deutlich unter Beweis stellen konnte