Dienstag, 26. März 2024; 13:00
NLA

Der Abend der vielen Abschiede bei Volley Näfels

Von: Köbi Hefti

Obschon Näfels heute zu einem Finalspiel gegen Chênois antritt - der Sieger gewinnt die Klassierungsrunde - ist dies nur ein Nebenschauplatz. Im Zentrum steht, dass das heutige Spiel für fast alle Glarner und Schweizer und einige Ausländer das letzte für Näfels ist.


Nach dem erfolgreichen Start in die Klassierungsrunde stürzte Näfels am vergangenen Mittwoch gegen Jona ab. Näfels blieb im Derby chancenlos und verlor ohne Gegenwehr mit 0:3. Das Spiel erinnerte an jenes der Näfelser eine Woche zuvor in Genf. Damals agierte Chênois lustlos und wurde innert einer Stunde von der Nikolov-Truppe abserviert. So kommt es heute Abend zu einem Finalspiel zwischen Näfels und Chênois. Der Sieger wird die Meisterschaft auf Rang fünf beenden und dürfte eine Startgelegenheit im Europacup erhalten.

Von sechs auf null
Dieser sportliche Teil ist nur eine Seite der Medaille, die Kehrseite ist eine völlig andere. Es ist der Abend des grossen Exodus der Schweizer bei Näfels. Nico Süess, Kai und David Aebli, Gian-Luca Thuner und Samuel Blaser verabschieden sich von Näfels. Von der Schweizer Garde verbleibt nur noch Junior Christian Bartholet im NLA-Team. Näfels erlebt damit den grössten Abgang eigener Spieler aller Zeiten. Erst vor zwei Jahren, am 26. Februar 2022 beim 3:1 gegen Lausanne UC unter Coach Jan Vaclavik, gab es diesen historischen Moment, als bei Volley Näfels für kurze Zeit sechs Glarner – alle mit Ursprung im eigenen Nachwuchs - auf dem Feld standen und begeisterten. Es schien, dass die Vision des Vereins, mit vielen einheimischen Spielern an die Spitze zu kommen, eine erste Hürde genommen hätte. Davon ist nichts mehr vorhanden. Alle diese Spieler sind weg. Lorenz Küng und Gian Thoma spielen immerhin noch bei Näfels in der 1. Liga.

Der fehlende Lohn
Für einige der abgehenden Spieler waren die letzten Jahre wenig motivierend. Sie trainierten hart, nahmen sehr viel auf sich, um Spitzenvolleyball mit Job und Ausbildung vereinbaren zu können. Der Lohn in Form von Spielzeit auf dem Feld blieb aber weitgehend aus. So auch bei Gian-Luca Thuner, dem Versicherungsbroker im Vollpensum aus dem Sarganserland. Bei den Vertragsverhandlungen für die nächste Saison hiess es von Vereinsseite, dass sich das Kader auch künftig im bisherigen Rahmen bewegen würde und er nur mit Teileinsätzen rechnen könne. «Da war für mich klar, dass ich nicht verlängern werde», so der 29-Jährige. Kai und David Aebli erging es nicht anders. Auch bei ihnen schwand die Motivation. Der ehemalige Captain Kai Aebli erklärt: «Meine Prioritäten haben sich geändert. Ich möchte mich mehr auf meine berufliche Laufbahn konzentrieren. Zudem habe ich den Spass am Spitzensport verloren und bin unter den gegebenen Umständen auch nie mehr auf das Level gekommen, das ich von mir selbst erwarte.» Auch sein Bruder David spricht davon, dass er nicht mehr denselben Spass habe wie früher, weiterzumachen lohne sich deshalb nicht.

Abschied eines Urgesteins
Die Gebrüder Aebli wie auch Libero Samuel rücken fortan ihre beruflichen Prioritäten in den Vordergrund. Sie alle sind durch ihre Ausbildungen gefordert und fokussieren sich darauf, Volleyball spielt nur noch die zweite Geige. Blaser beispielsweise kehrt nach Jona zurück und wird im NLB-Team weiterspielen.
Nico Süess wird ebenfalls nicht mehr für Näfels auflaufen. Er, das Näfelser Urgestein, war in der ersten Hälfte dieser Saison der mit Abstand bester Näfelser und begeisterte alle. Doch auch er verlässt den Verein nach sieben Jahren im NLA-Team. Welche Pläne er hat, wo man ihn in Zukunft sehen wird, will er noch nicht publik machen.

Viel Bewegung auch bei den Profis
Eine Umfrage bei den ausländischen Profis lässt noch viele Fragen offen. Die Stammspieler Risto Nikolov, Vitor Yamamoto und Bruno Biella wissen noch nicht, ob sie bleiben oder dem Verein den Rücken zuwenden. Bei Captain Nikolov stehen die Zeichen gut, dass er bleibt. Coach Matjaž Hafner sagt, dass er noch nicht wisse, was nächste Saison sei. Volleyball-Praktikant Josh Young, dem es in Näfels sehr gut gefiel, obwohl er fast nie zum Einsatz kam, wird Näfels verlassen müssen, weil es für ihn keine Arbeitsbewilligung gibt.

Antti Ropponen und Błażej Podleśny brechen ihre Zelte in Näfels nach zwei Jahren ab. Ropponen kehrt aus familiären Gründen nach Finnland zurück und Passeur Podleśny sucht etwas Neues. Er erklärt: «Nach zwei Saisons bei Volley Näfels ist die Zeit für neue Herausforderungen und Ziele reif. Ich werde nicht mehr hier spielen.» Der Alleskönner begeisterte Näfels’ Anhängerschaft immer wieder, und auch er war vom Glarnerland begeistert. Er sagt: «Es war eine tolle Zeit mit vielen Erinnerungen. Ich fühle mich geehrt, dass ich die Möglichkeit hatte, diesen Verein zu repräsentieren. Ich bedanke mich bei allen ganz herzlich. Ich fühlte mich hier wie daheim.»

Ein Rückblick auf schöne Momente


Klassierungsrunde Rang 5 – 7

Volley Näfels – Chênois Genève Volleyball

Lintharena, Mittwoch, 27. März 2024, 19:30 h

26. Februar 2022 – 6 Glarner auf dem Feld

Exodus: fast alle Bisherigen verlassen Volley Näfels

Ideen gefragt: Der Teammanager muss viel Personal auf allen Positionen finden, denn…

…bisher hat sich erst Christian Bartholet für Näfels entschieden. Bei Nikolov, Yamamoto und Biella ist die Zukunft noch offen