Mittwoch, 30. November 2022; 12:54
NLA

Błażej Podleśny lebt zu hundert Prozent für seinen Verein

Von: Köbi Hefti

Volley Näfels’ neuer Passeur hat sein Metier von der Pike auf gelernt. Privat bevorzugt er Ruhe und legt viel Wert auf die Pflege guter Beziehungen.


Błażej Podleśny führt seit dieser Saison Regie im Spiel von Volley Näfels. Der neue Passeur aus Polen ist 27-jährig und 1.90 gross. Bei den Fans kommt er gut an – sie haben ihn ins Herz geschlossen. Der Pole weiss zu gefallen. Seine Pässe sind schnell und überraschend, seine Services richtige Geschosse, seine Smashs unberechenbar und blitzschnell. Auch in der Defensive, sei es am Netz oder im Feld, überzeugt der flinke Blondschopf.

Zum Interview mit den Glarner Nachrichten kommt er zusammen mit seiner langjährigen Freundin Ania. Gemeinsam fernab der Heimat zu sein, sei ein grosser Vorteil, sagt das Paar. Wenn einer nicht so gut drauf oder melancholisch sei, könne der andere Trost spenden. Podleśnys Partnerin ist Studentin und wird im kommenden Jahr das Wirtschaftsstudium abschliessen. Wie ihr Freund verbringt auch sie viel Zeit mit Volleyball. Sie erklärt: «Ich trainiere als Amateur bei Glaronia, spiele aber nicht. Dieses Team und dessen Atmosphäre sind super, so etwas habe ich noch nie erlebt.»

Ein richtiger Lausbub
Błażej Podleśny ist im Grossraum Rybnik im Süden Polens zusammen mit seinen zwei Jahre jüngeren Zwillingsgeschwistern aufgewachsen. «Ich hatte eine sehr schöne Kindheit - habe beste Erinnerungen an diese Zeit. Meine Freunde und ich hatten zusammen so viel Spass», schwärmt er noch heute. Doch er sei auch ein wahrhaftiger Lausbub gewesen und gesteht: «Ich war wirklich unartig und brachte damit meine Eltern immer wieder in Schwierigkeiten.»

Im Vorschulalter ging er zum Judo. Bei einem Kampf wurde er vom Gegner aber derart heftig auf den Boden geschickt, dass es ihm den Schnauf verschlug. Dieses Erlebnis war für ihn ein Schock, machte ihm Angst. Deshalb hängte er nach anderthalb Jahren seinen gelben Gürtel an die Wand und spielte fortan Fuss- und Basketball. Mit elf Jahren entdeckte er Volleyball. «Dieses Spiel ist viel herausfordernder als das Kicken mit dem Fussball», sagt er dazu. Die Oberstufe absolvierte er in einer Sportklasse mit 15 Jungs. Pro Tag wurde zweimal trainiert.  So lernte er das Spiel mit dem Volleyball von der Pike auf. Er entwickelte sich zum kompletten Volleyballer. Danach spielte er bei den Junioren von Volley Rybnik. Sein Team bestach durch hervorragenden Zusammenhalt auf und neben dem Platz. Mit dem Gewinn der Silbermedaille überflügelte es die Junioren vieler renommierter Teams der Plus-Liga mit eigener Volleyball-Akademie. Dieser Exploit war der Startschuss für die Profikarriere von Podleśny und vieler seiner Teamkollegen. Er erklärt: «Wir waren damals 18 Jahre und glaubten, dass wir mehr erreichen können.»

Die Krux mit der Mundart
Das Debüt als Profi und Student in Kraków war für ihn keine Erfolgsgeschichte. «Es war sehr hart, zu herausfordernd für mich. Es war ein Jahr zum Vergessen. Aber ich sammelte viel Lebenserfahrung», sagt er dazu. Er kehrte zu seinem Stammverein Volley Rybnik in die zweite Division zurück und spielte dort drei Jahre. Danach folgten je zwei Jahre bei Ostrava in Tschechien und bei Aich in Österreich.  Gleichzeitig beendete er auch sein Studium in Sport und Touristik an der auf Spitzensportler ausgerichteten Uni in Opole.

Für Podleśny ist Näfels die dritte Station im Ausland. Er entschied sich für die Glarner, weil er die Schweiz kennenlernen wollte – zuvor kannte er sie nur vom Hörensagen. Seine Erwartungen wurden bisher vollständig erfüllt. Er sagt: «Die Schweiz ist für mich das beste Land, in dem ich bisher war, noch schöner als Österreich. Ich lebe gerne in kleinen Dörfern. Ich mag die Ruhe und die Berge, die immer wieder wunderbare Bilder bieten.» Nur etwas sei für ihn nicht so gut, der Schweizer Dialekt. Dadurch könne er seine Deutschkenntnisse nicht im gewünschten Mass verbessern, so der Pole. Bisher haben Podleśny und seine Partnerin erst wenig von der Schweiz gesehen, obwohl sie gerne interessante Orte erkunden, doch die Zeit dazu fehlte bisher. Und noch etwas fehlt - Hund und Katze, die daheim in Polen bei den Eltern sind. Er sagt: «Diese Tiere können einem aufmuntern, wenn man traurig ist.»

Freudiges Wiedersehen
Podleśny beschreibt sich als introvertierten Menschen, der gerne allein oder mit der Freundin zusammen ist. Diese ergänzt, dass er sensibel sei, doch dies sei nicht offensichtlich, da er sich gerne in sein Schneckenhaus zurückziehe. Er legt viel Gewicht auf Kontakte zu Familie, nahestehenden Personen und ehemaligen Teamkollegen - er pflegt Freundschaften. Sein Team und Verein sind ihm sehr wichtig. «Seine Prioritäten liegen ganz klar dort. Dafür gibt er immer hundert Prozent», sagt seine Partnerin. Zur Frage, was ihn speziell glücklich mache antwortet er: «Spiele zu gewinnen ist das Grösste.»

Angesprochen auf Volley Näfels sagt er: «Wir alle, Spieler, Trainer und Betreuer machen bisher einen guten Job. Ich mag die Trainings von Coach Hafner sehr. Ich freue mich sehr darüber, dass er wieder mein Coach ist - wie vor zwei Jahren bei Aich in Österreich. Dazu haben wir eine ausgezeichnete Stimmung im Team. Ich bin sehr, sehr zufrieden.» Entsprechend fällt das Fazit von «Barry» - so nennen ihn seine Teamkollegen und Freunde -  nach hundert Tagen Schweiz aus: «Ich fühle mich hier sehr wohl.»

Błażej «Barry» Podleśny: Der 27-Jährige ist 1.90 gross und kommt aus Polen

Passeur mit Tempo und überraschenden Zuspielen

Gefährliche Waffe: Die Services von Błażej

Stark in der Defensive: Am Netz und in der Feldverteidigung

Angreifer-Qualitäten: Seine Smashs sind gewaltige Geschosse

Februar 2022: Barry mit Freundin Ania nach dem Sieg im Spiel um den dritten Platz in der MEVZA (Mitteleuropäische Volleyball-Liga) in Bleiburg (Kroatien)

Erkundungstouren in der Schweiz: Luzern und die Aareschlucht waren die bisherigen Höhepunkte

Naturliebhaber: Draussen zu sein und die Naturschönheiten zu entdecken werden Błażej immer wichtiger, hier im Fürstentum Liechtenstein

Heimweh: Das Paar vermisst Hund und Katze

Das Grösste: Zu gewinnen macht ihm sehr, sehr viel Freude