Biogas Volley Näfels war kein Gradmesser für Leader Amriswil
Im Ostschweizer Derby verliert Biogas Volley Näfels bei Leader Amriswil mit 1:3 (17:25, 25:16, 16:25, 14:25). Lediglich im zweiten Satz gelang es den Glarnern den Rivalen aus dem Thurgau ihr Spiel aufzudrücken.
Die mehr als fünfhundert Zuschauer im Tellenfeld erlebten ein Spiel, in welchem kaum richtige Derby-Stimmung aufkam. Der viel zu eindeutige Verlauf aller Sätze verhinderte das Aufkommen einer knisternden Atmosphäre. Der erste Satz war beim ersten Time-out und der Amriswiler 8:1 Führung bereits entschieden. Ob in der Startphase Amriswils Block derart stark oder Näfels Angreifer schwach waren, ist eine Frage, die je nach Sichtweise unterschiedlich beantwortet wurde. Tatsache ist aber, dass Näfels seinen Spielbetrieb nach diesem Kaltstart auch aufnahm und bis zum Satzende mit dem Leader mithielt, welcher den Satz sicher mit 25:17 gewann.
Ein kurzes Aufbäumen reichte nicht
Völlig umgekehrt verlief der zweite Satz. Näfels diktierte das Spielgeschehen. Die Polak-Truppe war beim Service und am Block ähnlich stark wie zur Wochenmitte gegen Lissabon. Amriswil liess sich dadurch verunsichern, machte mehr als doppelt so viele Fehler wie noch im ersten Satz. Bald lagen die Näfelser 10:4 in Front. Danach kontrollierten sie das Spiel und agierten bis auf drei missglückte Services ohne Fehler. 25:16 gewann Näfels diesen Umgang. Es war eine überzeugende Antwort auf die Startpleite und stimmte Teammanager Ruedi Gygli zuversichtlich: „Nach dem gewonnenen zweiten Satz war ich mir sicher, dass wir dieses Spiel gewinnen. Danach agierte das Team jedoch zu leger. Die besten Annahmen und Chancen wurden verspielt.“ Damit spricht er die Situation zu Beginn des dritten Satzes an, als Topscorer Steigmeiers Service-Granaten von Näfels‘ Annahme zwar perfekt pariert wurden, Martinez und Vukasinovic diese Chancen aber verspielten und die Bälle in den Block oder ins Out knallten. Ein 2:6 Rückstand war die Folge und der Knackpunkt für Näfels. Ab diesem Zeitpunkt hatte Amriswil leichtes Spiel, steuerte unaufhaltsam dem Sieg entgegen und dominierte die beiden letzten Sätze mit 25:16 und 25:14.
Amriswil, eine ganz harte Nuss
Meister Amriswil bewies, dass es derzeit das Mass aller Dinge ist und auf Rückschläge reagieren kann. Bestes Beispiel dafür war Adrien Prével, der zu Beginn des Spiels als Annahme/Aussen nicht überzeugte, danach aber unheimlich aufdrehte. Er analysierte: „Näfels hat uns im zweiten Satz unter Druck gesetzt. Danach haben wir unsere Konzentration wieder gefunden, uns bei der Annahme viel besser eingestellt.“ Bestens gelaunt zeigte sich auch Captain Ljubicic, der meinte, dass es von aussen vielleicht nach einem leichten Sieg aussah, ein Derby aber auch viel Druck sei. „Ich bin sehr, sehr zufrieden, dass wir weiterhin ohne Niederlage dastehen“, so der Captain weiter.
Bei Näfels waren alle enttäuscht, vor allem deshalb, weil nach dem gewonnenen Satz Hoffnung aufkam, doch stattdessen der Einbruch folgte. Dass der verletzungsbedingte Ausfall von Kuba Radomski und die fehlende mentale und körperliche Frische nach der Europacup-Reise dabei eine Rolle spielte, wollte man nicht als Entschuldigung ins Feld führen. Vielmehr war die Leistung ab Satz-3 Thema. Dalibor Polak dazu: „Das heutige Spiel erinnert mich an Luzern. Wir machten vieles falsch, spielten ohne Selbstvertrauen, niemand versuchte das Ruder rumzureissen.“ Es ist verständlich, dass nach einer Niederlage das Positive in den Hintergrund gerät und die stabile Annahme, der überzeugende zweite Satz, der schlagkräftige Marko Vukasinovic und Dominik Fořt, der ein guter Ersatz des verletzten Kuba Radomski war, übersehen werden. Eine Niederlage gegen den Liga-Primus ist kein Unglück. Die Thurgauer sind sehr stark, stilsicher und effizient. Wer im Tellenfeld gewinnen will, muss einen ausgezeichneten Tag haben – und diesen hatte Näfels am Samstag nicht.
Matchtelegramm
Volley Amriswil - Biogas Volley Näfels: 3:1 (25:17, 16:25, 25:16, 25:14)
Tellenfeld Amriswil. – 523 Zuschauer. – Spieldauer: 95 Minuten. – SR: Wolf, Hefti
Volley Amriswil:
Startformation: Howatson (Passeur), Ljubicic (Captain), Daniel (Libero), Fellay, Steigmeier, van Berkel, Prével
Einwechslungen: Eichhorn, Brändli
Headcoach: Ratko Pavlicevic
Assistant Coach: Dario Balsamo
Biogas Volley Näfels:
Startformation: Giger (Passeur), Sutter (Libero), Vukasinovic, Walzer, Fořt, Ehrat, Martinez
Einwechslungen: Gygli (Passeur, Captain), Wunderle, Roosewelt
Bemerkungen: Radomski verletzt
Headcoach: Dalibor Polak
Assistant Coach: Mani Müller