Montag, 11. November 2019; 06:15
NLA

Biogas Volley Näfels und Aufsteiger Traktor Basel bieten Spektakel und Spannung

Von: Köbi Hefti

Zuerst verspielt Biogas Volley Näfels vier Matchbälle zum 3:1 Sieg. Im Tie-Break spricht nach der 12:7 Führung alles für Traktor Basel. Doch Näfels kämpft sich zurück und gewinnt doch noch 3:2 (21:25, 25:23, 25:19, 25:27, 19:17)


Spätestens nach dem verlorenen Startsatz wurde offensichtlich, dass Näfels‘ Trainer Kaczmarczyk dieses Spiel richtig einschätzte, als er im Vorfeld von einer schwierigen Aufgabe für sein Team sprach. Zwar gelang Näfels ein guter Beginn, lag 8:4 in Front. Dann aber setzte Basel die Gäste mit den Services unter Druck, glich zum 9:9 aus. Viele ungenügende Annahmen führten dazu, dass Näfels‘ Passeur Maroulis und seine Angreifer kaum noch erfolgreiche Angriffe gelangen. Basel dagegen spielte immer druckvoller, war defensiv stark, machte kaum Fehler und gewann den Satz verdient 25:20.


Entscheidung beim Service
Auch im zweiten Umgang brachte Basel die Näfelser Annahme in Schwierigkeiten. Doch Näfels hatte nach dem verlorenen Satz die richtigen Schlüsse gezogen. Es agierte wesentlich effizienter und machte aus dem Spiel heraus keine Fehler mehr, dies im Gegensatz zu den Platzherren. Näfels setzte sich leicht ab. Die Basler kämpften sich aber zurück und gingen kurz vor Satzende gar mit 22:21 in Führung. Dank Colin Fraser behielt Näfels am Ende die Oberhand. Der Kanadier buchte drei der letzten vier Näfelser-Punkte zum 25:23. Der dritte Umgang war nur bis zum 9:9 spannend. Serviceserien von Fraser und Papangelopoulos, darunter fünf Winner, sorgten für eine klare 17:10 Führung der Glarner, welche diesen Vorsprung sicher zum 25:19 Satzgewinn heimbrachten.

Traktor Basels Freudentaumel
Der vierte Satz bot den 250 lautstarken Zuschauern Spektakel und Spannung erster Güte. Bis zum zweiten Timeout verlief das Spiel äusserst ausgeglichen. Erst als Näfels vier Punkte in Folge buchte, darunter endlich wieder einmal mit einem Mittelangriff und zwei Blockpunkten, lag mit den Glarnern erstmals ein Team mit drei Punkten in Front. Wenig später sah’s für die Aebli-Truppe noch besser aus, sie kamen beim Stand von 24:20 zu vier Matchbällen. Doch keine dieser Möglichkeiten wurde genutzt. Basel steigerte sich zur Hochform und verteidigte sich hervorragend. Nõmmistu und Fraser scheiterten am Block, angeführt vom langjährigen Näfelser Samuel Ehrat. Dazu verhauten Nõmmistu und Papangelopoulos zwei gute Chancen. Nach fünf Punkten in Folge gab es Satzball für Traktor Basel. Den ersten wehrte Näfels noch ab, die zweite Chance aber nutzen die Basler, bei welchen nur Schweizer im Einsatz standen, zum 27:25. Die Halle wurde zum Tollhaus, die Freude von Ehrat & Co. über das Erreichen des Tie-Breaks war überwältigend.

Unglaubliche Wende
Näfels missriet der Auftakt im Entscheidungssatz gründlich. Es wurde vom feurigen und kraftvollen Traktor überfahren. 11:6 führten die Basler. Der Trainer reagierte mit dem Wechsel, brachte Aebli und Godlewski als Passeur und Diagonalangreifer. Wenig später kippte das Momentum völlig. Bei Service von Papangelopoulos buchte Näfels fünf Punkte in Folge. Punktegarant dabei war Damian Hudzik, der drei Killerblocks in Serie setzte. Der Pole meinte nach dem Spiel zu dieser Situation: „Ich wusste, dass ich dies machen musste, es gab keine andere Option. Jeder Punkt gab mir neue Energie, doch jetzt fühle ich mich sehr müde.“

Näfels hatte abermals Matchball, doch der 19 jährige, nur 1.85 grosse aber umso wirbligere Basler Jonathan Jordan sorgte mit seinem Angriff für den neuerlichen Gleichstand. Wenig später hatte nach einem Killerblock Basel Matchball, welchen es aber nicht verwerten konnte. Drei erfolgreiche Näfelser Angriffe in Folge setzten den Schlusspunkt unter dieses Drama, welches mit 19:17 an Näfels ging. Der ehemalige Näfelser und heutige Basel Captain Samuel Ehrat meinte dazu: „Im Moment überwiegt bei mir die Enttäuschung, es hätte mir viel bedeutet gegen meinen Ex-Club zu gewinnen. Aber es war eine gute, kämpferische Leistung von uns.“  



Matchtelegramm

Traktor Basel - Biogas Volley Näfels: 2:3 (25:20, 23:25, 19:25, 27:25, 17:19)


Margarethen, Basel. – 250 Zuschauer. – Spieldauer: 130 Minuten.

SR: Milos, Grieder



Biogas Volley Näfels:
Startformation: Maroulis (Passeur, 2 Punkte), Hagenbuch (Libero), Nõmmistu (24), Süess (13), Hudzik  (14), Fraser (20), Papangelopoulos (11)
Einwechslungen: Aebli (Passeur, Captain, 0), Godlewski (3)

Headcoach: Oskar Kaczmarczyk
Assistant Coach: Marco Gygli



Traktor Basel:
Startformation: Ulrich  (Passeur, 4), Ehrat (Captain, 10), Hasler (Libero), Jukic (10), Jordan (16), Broch (13), Schmid (21)
Einwechslungen: Müller (0), Moor (4)

Headcoach: Daniel Rocamora
Assistant Coach: Marc Fischer, Freddy Locher

 

 

Ausgespielt: Traktor Basel fand trotz körperlicher Unterlegenheit sehr oft die richtige Lösung, wie hier der junge, 185 cm grosse Jonathan Jordan

Nicht zufrieden: Trainer Oskar Kaczmarczyk musste seine Spieler immer wieder ermahnen und sie in die richtige Richtung weisen

Zu selten: Die Angriffe durch die Mitte waren über weite Strecken ein grosser Schwachpunkt bei Näfels - nur 13 Punkte buchte Näfels in fünf Sätzen

Samuel Ehrats Waffe: Wie schon während seiner Zeit bei Näfels verursachte er mit seinen giftigen Services immer wieder für Unruhe beim Gegner

Wendepunkt: Colin Fraser verhinderte mit einem beindrucken Schlussspurt und drei Punkten, dass Näfels auch den zweiten Satz verlor

Grosse Gegenwehr: Ob am Block wie hier gegen Nico Süess oder in Feld – die Basler waren sehr oft genau am richtigen Ort und verteidigten gelungene Näfelser Angriffe mit Erfolg

Überschäumender Jubel: Nachdem Basel vier Matchbälle abwehrte und danach den Satzausgleich zum 2:2 schaffte, freuten sich die Einheimischen, wie wenn sie eben einen Titel gewonnen hätten.

Glückliches Ende: Zum Schluss jubelten die Glarner, nachdem sie im Tie-Break zunächst wie der sichere Verlierer aussahen, als sie 7:12 im Rückstand lagen