Montag, 7. Dezember 2020; 06:55
NLA

Biogas Volley Näfels bezwingt Volley Schönenwerd erstmals seit 1043 Tagen

Von: Kai Aebli / Köbi Hefti

Nach einem 2 1/2 stündigen Schlagabtausch gewinnt Biogas Volley Näfels zum ersten Mal gegen eines der Top drei Teams in dieser Saison: Näfels – Schönenwerd: 3:2 (30:28, 25:27, 25:21, 16:25, 15:13).


«Diesmal werden wir den Kuchen essen», dies waren die Worte von Näfels Coach Oskar Kaczmarczyk vor dem Spiel gegen Schönenwerd. Zu oft konnte sein Team mit den Top-Teams gut mithalten, aber in den entscheidenden Momenten am Satzende nicht trumpfen. Gegen Volley Schönenwerd blieben die Näfels diesmal geduldig und bezwangen die Solothurner. Seit fast drei Jahren musste Näfels gegen Schöni stets unten durch, nicht so an diesem Samstag.
Die Glarner starteten mit der bekannten Startformation. Flück als Libero, Ronkainen und Süess als Aussenangreifer, Hudzik und Porkka als Mittelblocker, Martinez als Diagonalangreifer und Aebli K. als Passeur. Auch bei Schönenwerd, die sich diese Woche von Headcoach Kotnik getrennt haben, gab es keine Überraschungen.

Hollywoodreife Schlussphase
Die Gastgeber starteten mit ungewohnt viel Druck ins Spiel und konnten mit starkem Block-Defense-Spiel schnell eine Führung aufbauen. Beim Spielstand von 7:2 benutzte Schöni-Coach Motyka sein erstes Timeout. In den vergangenen Spielen haben die Glarner solche Führungen oft zu schnell aus der Hand gegeben. Nun allerdings konnten sie die Führung zum 10:4 erweitern und schliesslich mit 16:9 ins zweite technische Timeout gehen. Näfels konnte die Führung aufrecht erhalten bis sie beim Spielstand von 21:17 zu viele Eigenfehler produzierten. Es folgte der Doppelwechsel – Gygli und Napiorkowski kamen für Martinez und Aebli K. aufs Feld. Ex-Näfelser Giger konnte mit seinen Services die Näfelser Annahme aber weiter unter Druck setzen. Plizga kam für Süess in die Annahme, doch plötzlich lautete der Score 21:21.
Das bekannte Muster von Näfels eine scheinbar entscheidende Führung noch abzugeben trat erneut hervor, doch genau das wollte Näfels verhindern. Es folgte eine hollywoodreife Schlussphase. Schöni und Näfels schenkten sich nichts, mussten jeden Punkt hart erkämpfen, bis der Ball zu Boden ging. Beim 24:23 hiess es Satzball für Näfels, Hudzik verfehlt das Feld um Haaresbreite und es ging in die Verlängerung. Süess, Aebli K. und Martinez kamen zurück aufs Feld. Näfels wehrte über Porkka einen Satzball zum 27:27 ab, scorte ein Break und Süess servierte zu einem erneuten Näfelser Satzball. Das Side-out der Schönenwerder blieb allerdings stabil. Erneut punktete Porkka über die Mitte und führte Näfels zu einem weiteren Satzball, den die Gastgeber verwerteten.

Zuerst Top – dann Flop
Angesprochen auf den ersten Satz, als es nach der klaren Führung sehr eng wurde, meinte Oskar Kaczmarczyk: „Manchmal kann ein einziges Missgeschick einen Satz kippen. Ich gratuliere aber dem Team, wie es den ersten Satz noch gewann, nachdem wir dem Satzverlust sehr nahe waren. Es war das erste Mal, dass uns dies gegen ein Spitzenteam gelang. Bereits vor einer Woche gegen Amriswil spielte meine Mannschaft toll, aber der Gegner war einfach besser. Doch seit drei Wochen sehe ich, dass das Team sehr zuversichtlich ist.“

Der zweite Durchgang entwickelte sich von Anfang an ausgeglichener als der Erste. Diesmal waren es die Schönenwerder, die mit einem Vorsprung in die Schlussphase gingen, doch Näfels spielte weiter und holte auf, bis auch dieser Satz in die Verlängerung ging. Nach einigen ungenauen Zuspielen bei Näfels konnte Schöni den Satz für sich entscheiden.

Der dritte Satz lief optimal für die Gastgeber. Napiorkowski und Süess, welche beide eine hervorragende Partie zeigten, buchten immer wieder Punkte. in dem sie den Solothurner Block gekonnt anschlugen. Flück organisierte die Annahmeriege und überzeugte mit einer Quote von 62% positiven Annahmen. So zog Näfels bereits früh davon und bracht den Satz mit 25:21 ins Trockene.

So gut der dritte Satz für Näfels lief, so schlecht lief der Vierte. Auf eine Angriffsquote von 63% im dritten Satz folgte eine Quote von 27% auf Seiten von Näfels. Schöni zeigte seine Qualitäten und erreichte sogar 71%. Näfels zeigte nicht viel Gegenwehr. Auch die Einwechslungen von Murati, Aebli D. , Martinez und Plizga konnten den Spielverlauf nicht mehr ändern. So ging es ins unvermeidliche Tie-Break.

Nochmals gezittert
Der 5te Satz startete sehr ausgeglichen. Schönenwerd konnte am Service allerdings nicht mehr gleich viel Druck machen und produzierte zu viele Fehler. Mit einem Killerblock und einem tückischen Rollshot von Napiorkowski ging Näfels schliesslich mit 6:3 in Führung und bei 8:4 folgte der Seitenwechsel. Nach einem Ass vom Finnen Ronkainen zum 10:5 folgte eine Service-Serie von Schönis Topscorer Ulrich, der die Solothurner zurück ins Spiel brachte. Die Näfelser mussten nochmals etwas zittern in einer ausgeglichenen Schlussphase. Nach einem Fehler Schönis hiess es 14:12 und somit Matchball Näfels, doch Schöni punktete gekonnt. Es war spürbar, dass Kaczmarczyks Team diesmal den Kuchen wirklich essen wollte – Topscorer Ronkainen verwertete den zweiten Matchball von Näfels und sicherte der Truppe zwei Punkte nach 2 1/2 Stunden spannendem Volleyball.

Näfels Best Player Nico Süess war neben Libero Flück das meistgesuchte Ziel in der Annahme. Süess meinte dazu: „Anfänglich servierte Schönenwerd vor allem auf Libero Andrin Flück. Als ich dann in der Annahme zwei, drei Fehler in Kürze machte, wechselte der Gegner auf mich. Zu Beginn war meine Leistung noch nicht so gut. Doch wichtig ist, dass ich im entscheidenden Satz keine Fehler mehr machte.“

Lehre aus den Lektionen gezogen
Auf die Frage was den Unterschied zu den anderen Spielen gegen die Spitzenteams ausmachte erklärte Süess: „Wir gingen aggressiver ins Spiel hinein, lagen rasch vier oder fünf Punkte voraus, etwas das es bisher nicht gab. Dazu war die Motivation sehr gross. Der Trainer sagte uns, dass wir seit 1043 Tagen gegen Schönenwerd nicht mehr gewinnen konnten – dies wollten wir heute unbedingt ändern. Dazu kam die Freude, dass wir wieder einmal daheim spielen konnten. Aber auch das Wissen, dass es einen Live-Stream vom Spiel gab, war ein zusätzlicher Schub.“ Der Pole und Strategiechef der Näfelser ergänzte: «In dieser Saison haben wir bisher einige Lektionen bekommen. Langsam begreifen wir, wie wir spielen müssen. Heute waren wir vom ersten Moment an sicher, dass wie diesen Gegner schlagen können. Wir warteten nicht, wir begannen sofort Druck auf den Gegner auszuüben. Das war schliesslich der Grund, dass es gelang diesen Kuchen zu essen.»



Matchtelegramm

Biogas Volley Näfels - Volley Schönenwerd: 3:2 (30:28,25:27,25:21,16:25,15:13)

Kantonsschule, Glarus. – Spieldauer: 144 Minuten. – 0 Zuschauer.

SR: Schürmann, Demmel

 

Biogas Volley Näfels:
Startformation: Aebli K. (Passeur, Captain), (1 Punkt), Flück (Libero), Süess (18), Hudzik (12), Ronkainen (15), Martinez (8), Porkka (8) 
Einwechslungen: Gygli (Passeur), (0 Punkte), Napiorkowski (17), Plizga (0), Aebli D. (0), Murati (0)

Headcoach: Oskar Kaczmarczyk
Assistant Coach: Błażej Kuśmierz

Volley Schönenwerd:
Startformation: Giger (Passeur), (4 Punkte), Fischer (Libero), Ulrich (25), Koci (20), von Burg (16), Johansen (0), Hepburn (11)
Einwechslungen: Moser (Passeur) (0 Punkte), Roth (13), Frame (0), Häfliger (0)

Headcoach: Lukasz Motyka
Assistant: Manuel Stadtmann   

Voller Energie: Schon beim Einlaufen war spürbar, dass Näfels geladen war

Best Player: 18 Punkte gehen aufs Konto von Nico Süess, doch ebenso bedeutungsvoll wie die Punkte war seine Stabilität in der Annahme im Entscheidungssatz, wo Nico fehlerlos agierte

Widerstand am Netz: Immer wieder gelang es Näfels mit guten Blockaktionen zu gefallen und Schönenwerds Offensive zu bremsen

Starker Topscorer: Schönenwerds Luca Ulrich fand fast immer eine Lösung, um Näfels Block zu überwinden

Überzeugend: Patryk Napiorkowski spielte erstmals bei Näfels mehr als nur einen kurzen Teileinsatz und wusste mit einer sehr guten Leistung zu gefallen

Vom Gegner gebremst: Schönenwerd hat sich auf Näfels Topscorer Antti Ronkainen perfekt eingestellt und machte dem Finnen das Leben schwer

Zuckerpässe: Schönis Passeur Reto Giger verstand es immer wieder seine Angreifer so zu lancieren, dass Näfels‘ Block keine Chance hatte

Augen zu und durch: Henrik Porkka bei einem seiner vier Killerblocks

Duell der Mittelblocker: Von Burg versucht Porkka zu überlisten

Nach mehr als 1000 Tagen: Näfels kann gegen Schönenwerd endlich wieder einmal über einen Sieg jubeln