Samstag, 20. November 2021; 13:00
NLA

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Von: Reto Voneschen, Redaktor "Sarganserländer" Bericht vom 15.11.2021

Volley Näfels hat dem NLA-Leader Amriswil überraschend einen Punkt abgeknüpft. Dem Vilterser Gian-Luca Thuner blieb zwar nur eine Nebenrolle, trotzdem ist er bislang zufrieden mit seinem NLA-Abenteuer.


Und mir unterstützid nomol üsi Mannschaft mit em eifache Schlachtruef: Nä-fels! Nä-fels!», peitscht der Speaker die gut 200 Zuschauer am Samstagabend in der Sporthalle der Kanti Glarus an. Und prompt hallt es laut «Nä-fels! Nä-fels» durch die Halle. 2:0 haben die Glarner NLA-Volleyballer nach den ersten beiden Sätzen gegen Leader Amriswil geführt. Eine Überraschung, sprich der Sieg über den bisher ungeschlagenen Tabellenführer, lag in der Luft. Doch in den Sätzen 3 und 4 zeigten die vom Europacupspiel unter der Woche noch etwas müden Thurgauer ihre Klasse, während die Näfelser nachliessen.
So ist es zum Entscheidungssatz gekommen. Mit der Unterstützung des Publikums im Rücken wehren sich die Näfelser Hünen mit allen Mitteln. Noch einmal wird beidseitig die Intensität erhöht. Mit Urgewalt prügeln die Zwei Meter-Riesen auf den Ball ein. Jeder Punkt wird frenetisch bejubelt. Amriswil legt vor, aber Näfels kämpft sich immer wieder heran. Am Ende jubeln doch die Thurgauer Gäste – 15:13 gewinnen sie den fünften Satz. So bleibt am Ende doch nur ein Punkt für Volley Näfels übrig. Immerhin ist es der erste Punktverlust für den Leader. In der Tabelle bleiben die Glarner trotzdem auf dem 6. und vorletzten Rang stecken

Näfels muss sich noch finden
 «Schade», sagt Gian-Luca Thuner nach dem Spiel, «aber man sieht die Fortschritte, die wir in dieser Saison gemacht haben.» Volley Näfels ist zwar der Schweizer Rekordmeister, der letzte Meistertitel ist aber zehn Jahre her, der letzte Cupsieg datiert von 2016. Und nach der letzten «Coronasaison» und einem überraschenden Trainerabgang musste das NLA-Team im Sommer auf den meisten Positionen neu aufgestellt werden. Der Letzte der vier Ausländer (Bojan Strugar) kam erst nach Saisonstart, nachdem die Näfelser für den ursprünglich geplanten Wechsel des Iraners Rasooli Mahmood plötzlich eine Ablösesumme hätten bezahlen müssen. So überraschte es wenig, dass die Automatismen beim Saisonstart noch nicht funktionierten – die ersten drei Partien gingen alle verloren. Erst gegen Luzern, das im Sommer aus finanziellen Gründen kurz vor dem Rückzug aus der NLA stand, gelang den Glarnern der erste Sieg. Zwei weitere folgten sogleich.

«Schon beim ersten Spiel gegen Amriswil spürten wir, dass wir nicht so weit weg entfernt sind», sagt Thuner. Der Vilterser ist auch einer der Neuen bei Volley Näfels. Als dritter Mittelblocker kommt er gegen Leader Amriswil aber «nur» zu drei Kurzeinsätzen. Meist steht er mit den weiteren Ersatzspielern als lautstarker Einpeitscher neben dem Spielfeldrand. Es ist das typische harte Brot für die «Rookies», wie die Liganeulinge genannt werden. «Das war mir bewusst», sagt der 27-Jährige gelassen, «aber ich bekomme immer wieder Einsatzchancen.»

Abenteuer NLA
Die Stammformation bei Näfels steht, vier der sieben Positionen sind von Ausländern besetzt. Anders als Thuner sind diese Vollprofis. Als Leiter Innendienst bei der Vaudoise Generalagentur in Chur ist der Vilterser auch beruflich gefordert, trotzdem nimmt er den Weg zu den täglichen Trainings ins Glarnerland auf sich. «Jedes NLA-Spiel ist für mich immer noch ein Erlebnis», erklärt Thuner.
Sein NLA-Abenteuer lockt auch immer wieder Zuschauer aus dem Sarganserland zu den Näfelser Partien. Bei der vorletzten gab auch die Fusion Dance-Tanzschule aus Bad Ragaz und Sargans eine Vorstellung in den Pausen. Ein Besuch lohnt sich auch sonst: Die Dynamik und Wucht der Spieler der höchsten nationalen Männerliga ist eindrücklich, gerade auch, weil die Zuschauer nah am Geschehen sitzen. Und die Näfelser sind auf bestem Weg zurück zu alten Glanzzeiten. «Wir werden von Woche zu Woche besser», ist Thuner überzeugt. Erst gut ein Drittel der Qualifikation ist gespielt. Der Punkt gegen den Leader macht Mut.

Rein ins Abenteuer: Gian-Luca Thuner wird eingewechselt. alle Bilder von Köbi Hefti