Freitag, 22. Januar 2021; 07:00
NLA

Antti Ronkainen – Vollblut-Volleyballer und Naturliebhaber

Von: Köbi Hefti

Näfels Topscorer Antti Ronkainen war schon als kleiner Junge begeisterter Volleyballer und folgt seither seiner Passion. Die Corona-Situation ist auch für den Finnen etwas Aussergewöhnliches, das sein Leben massgeblich beeinflusst.


Antti Ronkainen, ist der Topscorer von Biogas Volley Näfels. Nur wenige Tage vor Meisterschaftsstart stiess er als Ersatz für seinen schwer verletzten Landsmann Miro Määttänen zu Näfels. Der 24-Jährige überzeugt seither Spiel für Spiel mit starken Leistungen. Bereits im Vorschulalter fesselte ihn Volleyball. Er erzählt: „Meine Eltern und meine beiden Geschwister spielten Volleyball und ich setzte diese Tradition fort. Als Junge mochte ich alle Ballspiele, doch Volleyball war mein klarer Favorit.“ Bereits mit 15 Jahren verliess er sein Zuhause. Er erklärt: „Ich musste das tun. Schon damals wusste ich, dass ich eines Tages im Ausland spielen wollte. Es war mir klar, dass ich dafür Opfer bringen muss. Um aber mein Ziel zu erreichen, musste ich auf einem höheren Level spielen. Ich wählte diesen Weg und folgte meiner Passion.“ Wichtige Wegbereiter dabei waren seine sechs Jahre ältere Schwester und sein drei Jahre älterer Bruder. Er habe stets versucht, seinem Bruder, dem Mitglied der  Junioren-Nati, zu folgen, erklärt Ronkainen und ergänzt: „Er war mein Mentor und Motivator. Es war interessant zu sehen, wie er sich durchsetzte. Als Jüngster profitierte ich davon, wusste was es braucht um erfolgreich zu sein.“ Dass Ronkainen vor rund zehn Jahren sich entschied, Volleyball-Profi zu werden, bereut er keineswegs. „Noch immer bin ich sehr happy darüber“, ergänzt er mit strahlenden Augen. Während seine beiden Geschwister sich vom Spitzenvolleyball zurückzogen, verfolgt der jüngste Ronkainen seine Ziele weiter und möchte in immer besseren Ligen spielen.
Beruflich hat Ronkainen derzeit nur einen Fokus: Volleyball. Andere Pläne hat er nicht. Er erklärt: „Ich will jetzt kein Studium beginnen und später bereuen, dass ich so entschied. Derzeit konzentriere mich allein auf meinen aktuellen Job als Volleyballspieler, mache alles, um mich Tag für Tag zu entwickeln.“

Sauna-Abstinenz
Die Antwort auf die Frage, was er in seinem Heimatland besonders schätze, kommt wie aus der Kanone geschossen: „Wir haben richtige Winter, viel Schnee mit  zahlreichen Sportmöglichkeiten. Und es kann richtig kalt sein, heute Morgen hatte es in meiner Heimatstadt Kuusamo -30 Grad.“ Während der letzten Jahre kam Ronkainen jedoch kaum noch dazu, um selber den Wintersportarten wie Skifahren, Langlauf oder Eishockey zu frönen. Es fehlte ihm die Zeit, dazu wollte er nichts riskieren und sich verletzen. Finnland-Reisenden empfiehlt er den Winter als Reisezeit. Dabei wäre Rovaniemi in Lappland am nördlichen Polarkreis mit seinem Weihnachtsmann ein Muss. Ebenso sehenswert empfindet er Lappland mit den Polarlichtern und den tief verschneiten Landschaften.

Wie bei den meisten Finnen gehört der Saunagang auch bei Antti Ronkainen dazu -   wegen des Lockdowns jedoch nicht jetzt. Er erklärt: „Ich vermisse die Sauna sehr. Eine derart lange Sauna-Pause hatte ich noch nie. Es gehört zu meinem Programm mehrfach wöchentlich kurz in die Sauna zu gehen. Das tut gut und hilft dem Körper bei der Regeneration.“

Scheue Finnen
Ronkainen gefällt es in der Schweiz ausgezeichnet. Er erzählt: „Die Berge sind unglaublich, ebenso die Seen und Städte. Morgens das Fenster zu öffnen ist ein Erlebnis. Ob Davos, Elm Luzern, es gibt so viel Schönes zu sehen. Auch meine Freunde und Familie, denen ich immer wieder Fotos sende, würden diese Orte gerne selber besuchen, doch Covid verunmöglicht dies.“

Er ist glücklich, dass er mit seinem Landsmann Henrik Porkka zusammenwohnt. Das mache alles einfacher, da er mit ihm in seiner Sprache reden könne. Einen grossen Unterschied zwischen Finnland und der Schweiz sieht er bisher nicht. Was ihn hier beeindruckt sind die Familien und deren gemeinsame Zeit. „Die Leute in Finnland sind scheu, verbringen nicht so viel Zeit zusammen. Hier ist das anders. Das gefällt mir, genauso wie die positive Grundhaltung der Leute“, so der Finne weiter.

Corona und die positiven Seiten
Ein Thema ist beim Gespräch mit Ronkainen omnipräsent - die Covid19-Pandemie. Die aktuelle Situation sei speziell und etwas bisher nie Gesehenes, sagt er. Im Training sind spezielle Schutzmassnahmen zu berücksichtigen, Kontakte sind soweit wie möglich einzuschränken. Daheimbleiben ist angesagt. Er vermisst es, dass das Team nach den Spielen nicht zusammensitzen und sich austauschen kann. Ronkainen lässt sich trotz dieser Ausgangslage aber nicht verrückt machen. Er schildert: „Soweit es möglich ist, sollte man doch normal leben, dabei aber alles machen um das Virus nicht irgendwo aufzulesen. Es gibt hier so schöne Orte, welche man sorglos besuchen kann.“ Die Situation habe aber auch einen Vorteil, sagt Ronkainen und begründet: „Ich habe viel Zeit um mich zu erholen, gesund zu essen und ausreichend und gut zu schlafen, damit ich fürs nächste Training wieder vollständig fit bin.“
Während der Freizeit hört der Finne gerne Musik, schaut sich auch einmal einen Film oder eine Sportübertragung an. In jüngster Zeit kam wegen der geschlossenen Restaurants das Kochen dazu. Einen Chefkoch und Haushaltchef gibt es in der WG, zu der neben der beiden Finnen auch noch Patryk Napiorkowski gehört, nicht. Standardgerichte bei Ronkainen sind Geflügel, Reis, Pasta und Salat. „Ich achte auf eine gesunde Ernährung, denn dies ist für Spitzensportler sehr wichtig. Nur wenn wir frei haben, gibt es auch einmal etwas Spezielles, wie beispielsweise Pfannkuchen“, erklärt er.

Heimweh ist der Preis
Einschränkungen bestimmen das Leben, teilweise auch in unerwarteten Bereichen, so auch bei Ronkainens Haarpracht. Er erklärt: „Meine Haare wurden länger und länger. Längst hätte ich zum Coiffeur gehen sollen, doch ich schätzte das Risiko dafür als zu gross ein. So bat ich Henrik Porkka mir die Haare kahl zu rasieren.“
Der grundsätzlich positiv eingestellte Ronkainen vermisst seine Familie und Freunde. Mit diesen Menschen zusammen zu sein ist ihm sehr wichtig, obwohl das nur in der Zwischensaison möglich ist. Trotz Video-Calls kommt bei ihm Heimweh auf. „Das ist der Preis, den ich für meine Karriere zu bezahlen habe“, meint er dazu.
Zum Schluss wirft Ronkainen noch einen Blick auf die kommende Zeit: „Das Wichtigste ist jetzt das Virus zu stoppen.“ Nur so kann verhindert werden, dass es noch länger nur Geisterspiele gibt, bei welchen der Finne das Feeling und die Atmosphäre der Zuschauer so sehr vermisst. Beim Ausblick auf die nächste Saison gibt sich Ronkainen zurückhaltend: „Corona und die finanziellen Aspekte machen  Zukunftspläne schwierig. Mir gefällt es hier in der Schweiz. Was nächste Saison sein wird, ist derzeit völlig offen.“

 

Antti Ronkainen: Dem 24-jährigen Finnen gefällt es im Glarnerland ausgezeichnet

Dynamik: Antti Ronkainen spielt sehr dynamisch und clever. Seine Services sind brandgefährlich und wegen seiner Variationen schwer einschätzbar

Viele schöne Orte: Antti ist begeistert, dass man innerhalb einer halben Stunde derart viele schöne Orte erreichen kann und dort nur wenige Leute trifft, wie hier in Amden. Dies sei wegen der Corona-Vorsichtsmassnahmen sehr günstig, sagt er

Keine Mär: Finnen und Sauna, das gehört zusammen und ist bei Antti nicht anders

Schönste Jahreszeit: Der Winter in Finnland ist sehr schön. Es hat viel Schnee, ist richtig kalt und man habe viele Sportmöglichkeiten, sagt Antti

Ein Muss: Wer nach Finnland reist, sollte unbedingt einen Besuch beim Santa Claus in Rovaniemi einplanen

Eindrücklich: Polarlichter sind auch für Antti ein beeindruckendes Erlebnis

Eine Reise wert: Lappland im Winter mit Polarlichtern

Völlig fokussiert: Antti setzt alles auf die Karte Volleyball – knapp zehn Jahre schon

Positiv: Antti ist ein grundsätzlich positiver Mensch. Wenn Leute in seiner Umgebung traurig sind oder leiden, dann schlägt sich dies auch auf seine Stimmung nieder