Freitag, 15. März 2019; 08:34
NLA

Alberto Canazza ist Volleyball-Profi im Nebenamt

Von: Köbi Hefti

Biogas Volley Näfels steht vor einer grossen Herausforderung im Play-off Viertelfinal gegen den aktuellen Meister Lausanne UC. Für Mittelblocker Alberto Canazza ist dies ein neues Erlebnis.


Alberto Canazza, der 29-jährige Italiener ist seit dieser Saison Mittelangreifer bei Biogas Volley Näfels. Bisher spielte er in der Nähe seiner Heimat Padua in der Serie B, der dritthöchsten Liga. Sein Studium und später seine Arbeit standen im Vordergrund, Volleyball war sein intensives Hobby.

Nicht zu vergleichen
Dafür, dass er jetzt in der Schweiz lebt, ist seine Ehefrau, ebenfalls Italienerin, verantwortlich. Sie absolvierte während ihres Pharmazie-Studiums ein Praktikum im Aargau. Nach der Promovierung erhielt sie von dieser Firma ein Stellenangebot, welches sie nicht ausschlagen konnte. Und so wohnt das Paar heute in Windisch. Für Alberto Canazza ist das Leben im Ausland eine interessante Erfahrung, zumal er weiterhin für dieselbe Firma in Padua arbeitet. Als Business Consultant beschäftigt er sich mit Marketing für Mode und Lebensmittel. Viel wichtiger sei der Umzug jedoch für seine Frau gewesen, sagt er und ergänzt: „Die Bedingungen hier sind nicht zu vergleichen mit jenen Italiens. Es stehen ganz andere Mittel und Instrumente zur Verfügung, was für meine Frau als Forscherin fundamental ist.“


Die Schweiz im Zug

Doch das Wohnen im Aargau und Trainieren und Spielen in Näfels hat auch seinen Preis. Der Italiener benötigt fürs Reisen sehr viel Zeit. Allein für ein Training muss er sechs Stunden aufwenden. Das sei sehr intensiv, gesteht er, auch wenn er im Zug das eine oder andere machen könne. „Das Reisen ist aber auch verlorene Zeit, die fehlt. Während der Woche sehe ich meine Frau nicht oft, unsere Tagesrhythmen decken sich nicht“, erklärt er. Dass er bei Volley Näfels erstmals in seiner Karriere bei einem professionell aufgestellten Verein spielen kann, schätz er trotzdem sehr. Er sagt: „Ich bin glücklich, dass ich in der höchsten Liga spiele und gar internationale Spiele bestreiten konnte.“

Die Schweiz kannte er vor seinem Umzug kaum. Sein Bild war, dass die Schweiz sehr reich, sehr genau und sehr gut organisiert sei und die Schokolade, der Käse und die Kühe Markenzeichen seien. Nachdem er nun seit Monaten hier lebt, hat dieses Bild neue Facetten erhalten. Er sagt: „Die Schweiz ist in vielen Belangen viel komplexer als Italien, hat drei Sprachen, drei Kulturen und das Leben zwischen Stadt und Land ist sehr verschieden.“ Für Ihn sei das Leben in der Schweiz bisher aber hauptsächlich ein Leben im Zug zwischen Windisch und Näfels. So kam er beispielsweise nie dazu, um einen echten Wintertag in den Bergen zu erleben. Umso mehr freut er sich darauf, wenn er nach dem Abschluss der Saison Zeit hat um das Land wirklich zu sehen und zu erleben.


Alles offen

Ob er ein allfälliges Angebot von Näfels für die nächste Saison annehmen würde, kann er jetzt noch nicht sagen: „Es war eine lange Saison, die Müdigkeit ist gross. Ich benötige Distanz. Dazu ist ein Entscheid auch von meinem beruflichen Umfeld abhängig. Ich habe ein Projekt einer Non Profit Organisation im Kopf, nachdem ich nun jahrelang im Marketing tätig war, wo es hauptsächlich um Profit ging.“

Doch vorerst gibt es nur ein Thema für Alberto Canazza und seine Teamkollegen von Biogas Volley Näfels. Es ist die grosse Herausforderung im Play-off Viertelfinal gegen den Meister Lausanne UC. Am Samstag auswärts oder am Sonntag daheim muss Näfels zumindest einmal gewinnen, sonst resultiert ein kaum spannender Saisonabschluss mit Spielen um den fünften Rang.




Play-off-Viertelfinal (Bestof-3)

Spiel 1: Lausanne UC – Biogas Volley Näfels

Centre Sportif Unil SOS, Dorigny, Samstag, 16. März, 17:30 h




Spiel 2: Biogas Volley Näfels - Lausanne UC

Lintharena SGU, Näfels, Sonntag, 17.März, 17:30 h

 

 

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