Mittwoch, 1. Januar 2014; 10:28
U15 Junioren

U-15 Junioren von Biogas Volley Näfels glänzen in Italien

Von: Ernesto Gygli

MIT 4 SIEGEN GEGEN FLORENZ, ROM, VICENZA UND DIE LANDESAUSWAHL BADEN-WUERTTENBERG UND ZWEI KNAPPEN NIEDERLAGEN GEGEN MODENA UND TURIN BEENDEN DIE GLARNER DEN INTERNATIONALEN ANDERLINI WINTERCUP AUF DEM AUSGEZEICHNEZTEN 5 PLATZ UNTER 16 TEAMS.

 

Zuallererst ein grosses Dankeschön allen Eltern und dem Klub, welche zusammen diese Teilnahme finanziell ermöglicht haben und natürlich unserem tollen Begleiter und Chauffeur, Aufwärmcoach, Stimmungsmacher und Discoking Sevi Pfister!!

Wenn Italien DAS Volleyballland der Welt ist, dann ist Modena mit absoluter Sicherheit das Zentrum dieses Sports und die Volleyballschule Anderlini mit über 1000 aktiven Mitgliedern der treibende Motor einer eigentlichen Volleyballkultur.

Tatsächlich stellt der Wintercup mit 154 europäischen Mannschaften und 2300 Sportlern nicht nur wegen des hochstehenden Niveaus der Wettkämpfe einen speziellen Event dar, sondern mit der tadellosen Organisation, der ausgezeichneten Unterkunft und Verpflegung und des spezifisch auf die Jugendlichen ausgerichteten Rahmenprogramms geben die Italiener ein bemerkenswertes Beispiel an desinteressierter Jugendförderung.

Um die Qualität der teilnehmenden Mannschaften richtig einschätzen zu können, braucht man nur zum Beispiel die Resultate der anderen Schweizer Teams zu betrachten: Volley Lugano, federführend in unserem Land auf der Jugendstufe im Frauenvolleyball, erreichte in der U-16 Kategorie den 33. Platz aus 36 Teams und kam bei den U-14 Mädchen nicht über den 40. und letzten Platz hinaus…

Letztes Jahr schon hatte die Näfelser Juniorenabteilung am Turnier von Biella im Piemont auf sich aufmerksam gemacht. Dies zu überbieten schien eine gar grosse Herausforderung, zumal der harte Spielplan dieses Jahr keine spezielle Vorbereitung zuliess. Trotzdem lautete die übereinstimmende Zielsetzung für uns alle, den Traum vom Final in der legendären 6000 Zuschauer fassenden Palapanini wahrzumachen und darum wollten wir alles geben.

Doch andere 15 Mannschaften reisten mit der gleichen Illusion an und es ist symptomatisch für die Schweizer Volleyballrealität, dass Näfels die bei weitem kleinste Delegation aller Teilnehmer aufwies. Es war ein Glücksfall und Zeichen der guten Zusammenarbeit mit der Region Aargau, das Glarner 8er Kader wenigstens mit Dominik Häfliger von Schönenwerd auf der Annahmeposition verstärken zu können, was immer noch fünf Spieler weniger auf der Bank als bei den restlichen Equipen bedeutete.

Tag 1:
Schon beim ersten Spiel nämlich gegen das Heimteam Scuola di Pallavolo Anderlini Modena litten wir unter den Konsequenzen der begrenzten Auswechselmöglichkeiten. Stammannahmespieler Lorenz wollte trotz Fieber sein Team nicht im Stich lassen und es war ein Muss für die Näfelser, den Match möglichst kurz zu halten. Dementsprechend legten sie einen Blitzstart hin und die vom schnellen Spiel sichtlich überraschten Einheimischen wussten nichts dagegenzusetzen. Die aus der ganzen Stadt angereisten Tifosi trauten kaum ihren Augen. Unnötige Fehler, vor allen am Anschlag, liessen dann Modena wieder Selbstvertrauen tanken und die Intensität nahm mit jeder Sekunde zu. Pech für Näfels, das das Heimteam sich gerade in diesem Match in einen Spielrausch steigerte, währenddem unsere Annahme mit Spieldauer an Konstanz verlor. Als dann der Schiedsrichter einen Näfelser Punkt unter Druck des Publikums völlig ungerechtfertig annullierte, konnten die Jungs nicht mehr kontern und verloren den ersten Satz mit dem Krimiresultat von 30:32.

Im zweiten Satz legten beide Mannschaften noch ein Stück Holz ins Feuer, doch das gut spielende Schweizer Team musste sich trotz heftiger Gegenwehr einem über sich herauswachsenden Gegner zum zweiten Mal geschlagen geben, diesmal mit 18:25.

Die gezeigte Leistung interpretierten wir alle zusammen allerdings als unter den Umständen entsprechend stark genug, um die Moral aufrecht zu halten und cool zu bleiben. Dies war nötig, standen doch am nächsten Tag gleich 4 Begegnungen an!

Tag 2:
Der Morgen brachte aber negative Vorzeichen: Lorenz verschlechterter Zustand liess keinen Einsatz mehr zu. An seine Stelle trat Blinor, bei weitem der wenigst erfahrene aller Spieler. Doch dies sollte der Biltener mit enormen Siegeswillen und entsprechendem Einsatz mehr als kompensieren.

Zum Glück für die Schweizer trafen sie am ersten Spiel mit Sales Volley Firenze auf eine der wenigen schwachen Mannschaften des Turniers, so dass die jungen Glarner den Match benutzten, ihre Automatismen in Annahme und Verteidigung aufzubauen, während am Netz die Angriffe über alle Positionen am Schnürchen lief. Mühelos gewannen wir 25:20 und 25:10.

Jetzt musste im letzten Gruppenspiel gegen die Polisportiva Roma 7 Volley ein Sieg her, wollte man noch um die vorderen Plätze kämpfen.

Da für die Römer die gleichen Voraussetzungen galten, entwickelte sich ein heftiger Schlagabtausch. Doch auch Rom konnte sich nie auf unsere variantenreichen Angriffe einstellen. Regelmässig lieferten Nico über die Diagonale und die beiden Mittespieler Ruben und Severin Punkte ab und setzten gleichzeitig starke Blöcke. Dominic hatte sich in der Zwischenzeit schon bestens integriert und entwickelte sich für die Glarner zu einem sicheren Wert in allen Bereichen. Damian konnte am Pass nach Lust und Laune Bälle verteilen und gleich auch noch selber mit Finten die Italiener unter Druck setzten. Mit einem höchst verdienten 25:18 und 25:15 wurde die Gruppenphase beendet. Vielleicht noch wichtiger war die Erkenntniss, trotz widriger Umstände hochstehendes Volleyball zeigen zu können, was das Selbstvertrauen auf einen neuen Höchstpegel steigen liess.

Dies sollte nur gerade zwei Stunden später Arti e Mestieri Collegno, die Turiner Vertreter, im Viertelfinal zu spüren bekommen. Die Näfelser Jungs konnten sogar noch einmal zulegen und brachten mit ihrem stimmungsvollen und attraktiven Volleyball sogar die neutralen Zuschauer auf ihre Seite. Nach dem 25:20 Gewinn des ersten Satzes schien sogar die Sensation in Reichweite.

Die Turiner reagierten prompt. Arti gruppierte ihr Defensivkollektiv massierter in der Mitte und ihre Angriffebälle wurden länger auf die Linien oder an die Blöcke gesetzt. Dem Glarner Trainer fehlte es jetzt an Auswechseloptionen und den im Feld stehenden Spielern die taktische Abgeklärtheit, um den Gegner wiederum mit anderen Varianten vor Probleme stellen zu können. Die zwei weiteren Sätze gingen entsprechend mit 19:25 und 8:15 an die Norditaliener.

Aus der Niederlage folgerte eine erneute Stärkung. Die Tatsache, einem der besten italienischen Teams die Stirn geboten zuhaben und auch die sportlichen und spontan herzlichen Gratulationen der anwesenden Trainer, Funktionäre und der Zuschauer hob die interne Stimmung noch einmal an.

Im letzten Spiel des Abends wurde der Sieger der zwei letzten Jahre, A-Volley Piacenza, regelrecht vom Platz gefegt. Nicolas konnte am Pass seine Fähigkeiten beweisen, Blinor lieferte eine tolle Leistung ab und die restlichen Angreifer zeigten abwechslungsweise schöne Spielzüge aus allen Positionen. Nicola als Libero hatte ausnahmsweise ein eher ruhiges Spiel, was er auch nach den vier vorhergegangenen starken Leistungen brauchen konnte.

Tag 3:
Der Montagmorgen bescherte Biogas Volley Näfels noch ein Länderspiel: Gegner im Platz um den 5. Rang war die Landesauswahl Süddeutschlands, angetreten mit mehreren Junioren des zigfachen Meisters Friedrichshafen.

Auch die bis spät dauernde offizielle Spielerparty des Organisators vom Abend vorher konnte der Glarner Motivation nichts anhaben – im Gegenteil!

Die Jungs packten nochmals ihr bestes Volleyballspiel aus, was es auch gegen die anfangs gut mithaltenden Deutschen brauchte. Durch die Mitte setzte Severin immer wieder starke Akzente und Häfliger konnte aus dem Hinterfeld seine Eigenschaften als bester Schweizer Beacher zeigen. Der wieder mitspielende Lorenz trug viel zur Qualität des Spieles bei. Der Druck wurde für Baden-Würtenberg zu hoch und wir brachten einen umstrittenen ersten Satz mit 25:22 unter Dach.

Um keine Zweifel aufkommen zu lassen, machte unsere erste Rotation gleich zu Satzanfang mit drei von insgesamt sechs Assen im zweiten Spielabschnitt klar, wie es mit unserem Siegeswillen stand. In der Folge brach der Gegner zusammen und für die jungen Spieler begann ein wahres Schaulaufen, was sich in über 12 Punkte Vorsprung auszahlte und für Spieler wie Nico einen wahren Genuss darstellte.

Schlussendlich war es dann doch ein wenig zuviel Zirkus und es brauchte nochmals ein paar spektakuläre Rettungsaktionen am Netz und in der Verteidigung des aufopfernd kämpfenden Kapitäns, um seine Mitspieler zurück auf den Boden zu bringen und Satz und Match mit 25:19 zu beenden.

Zusammenfassend kann man Biogas Volley Näfels attestieren, über die spielerischen Möglichkeiten zu verfügen, einen Podestplatz mit dem Turniersieger und italienischen Meister Planet Volley Savona oder Volano Volley (Turnierzweiter und Farmteam von Champions League-Winner Trentino) oder dem Dritten Arti e Mestiere Torino zu teilen.

Wir waren im Aufschlag und Blockspiel unseren südlichen Kollegen ebenbürtig, und eine etwas instabilere Annahme wussten wir mit einer variablen Passverteilung und dem effektivsten Spiel über Mitte und Pipe wieder wettzumachen.

Doch im taktischen Bereich gibt es noch ein grosses Verbesserungspotenzial. Hier haben die italienischen Mannschaften deutlich gezeigt, wie diszipliniert und umsetzungsfähig sie ihre individuellen technischen Möglichkeiten in den Dienst der Equipe setzen. Dies widerspiegelt definitiv die schon angesprochene Volleyballkultur und daran muss unbedingt von früh auf im Juniorenbereich gearbeitet werden. Die erlebte Erfahrung während dem Turnier hat in diesem Sinn unermesslichen Wert und sollte hoffentlich auch in der Schweiz von unseren Spielern angewendet werden können.

Dies sollte im Training beginnen, denn die Italiener haben einen weit bescheideneren Trainingsumfang als die meisten unserer Jungs. Da aber dort wegen der grossen Anzahl Sportler der interne Qualifikationsdruck mit zwei bis zu drei Jahrgangsteams enorm hoch ist, und auch das Gleiche mit dem Wettkampfniveau passiert, kommt jeder Athlet nur vorwärts, wenn er permanent Vollgas gibt.